Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
haben.«
    Â»Kein Inkubus«, sagte er automatisch.
    Sie zog die Brauen hoch. »Na gut, der Daimon?«
    Â»Ich ziehe den Begriff › Genius‹ vor«,
schnappte er. »Und Sie haben es wahrhaftig geschafft, Brad in den Limbus zu
schicken, Sie ungeschicktes Trampeltier!« Er tastete unwillkürlich nach dem
Zeichen auf seiner Brust, das sich kalt und ein wenig klamm anfühlte. Ohne Brad
war er nur ein halber Mensch.
    Â»Wer ist Brad?«, fragte sie. Ihre grauen Augen waren bei seinem
Ausbruch eine Schattierung dunkler geworden, aber ihr Gesichtsausdruck hatte
sich nicht verändert.
    Â»Brad ist mein › Daimon‹. Mein Symbiont.
Mein verdammter Mitarbeiter!«
    Ihr Gesicht zeigte kurz einen Ausdruck der Verblüffung, dann hatte
sie sich wieder unter Kontrolle. »Ihr Mitarbeiter«, wiederholte sie. »Davon
stand nichts in meinen Unterlagen.«
    Â»Wir gehen damit auch nicht hausieren.« Er merkte, wie die Müdigkeit
ihn ansprang. Hölle, was hatte Brad in den letzten Tagen angestellt? Er konnte
sich nur bruchstückhaft erinnern.
    Sie nickte langsam. »Ich habe ihn gesehen«, sagte sie. »Im
Badezimmer. Er wollte mir die Kehle durchbeißen, glaube ich.«
    Raoul hörte auf, sich den schmerzenden Nacken zu reiben, und lachte.
»Das kann ich nachvollziehen.« Er schnüffelte und verzog das Gesicht. »Ich
rieche wie ein Iltis. Lassen Sie mich kurz duschen und etwas Frisches anziehen.
Würden Sie uns in der Zeit einen Kaffee kochen?«
    Die Dusche tat gut. Er drehte das Wasser so heiß auf, dass er es
gerade noch aushalten konnte, und seifte sich gründlich ein. Daimonen legten
keinen Wert auf Körperpflege. Ob sein Wirt sauber oder schmutzig, betrunken
oder halb verhungert war, interessierte Brad nicht. Schon deshalb war es
wichtig, die Kontrolle zu behalten.
    Er griff nach dem Handtuch und trocknete sich ab. Ein schneller
Blick in den Spiegel. Raoul atmete tief ein und beugte sich vor, um sich in die
Augen zu sehen. Brad, dachte er beschwörend. Pourudhâxshtay, Kumpel, wo bist
du?
    Natürlich meldete er sich nicht. Wenn die Hexe Brad abgeschossen
hatte, war er jetzt erst mal beleidigt und hatte sich in die tieferen Schichten
des Limbus verkrochen. Natürlich hatte die Waffe ihn nicht verletzen können,
dafür waren die Dinger nicht gebaut. Genau genommen gab es nichts auf der Welt,
was einen Daimon verletzen konnte. Nichts Materielles zumindest. Man konnte den
Wirt töten, aber auch dann blieb der Symbiont unversehrt.
    Raoul seufzte und löste den Blickkontakt. Es war ohnehin sinnlos,
und er wollte nicht riskieren, dass am Ende ein anderer Daimon die Einladung
annahm.
    Er hängte das nasse Handtuch über den Spiegel, fuhr mit einem Kamm
flüchtig durch die feuchten Haare und zog den Morgenmantel an, der hinter der
Tür hing. Die Kleider, die er getragen hatte, waren reif für den Müll. Er
machte sich im Geiste eine Notiz, dass er seine Haushälterin vorwarnen musste.
Magdalena war eine Menge gewöhnt, aber wahrscheinlich würde der Zustand der
Wohnung diesmal sogar ihr leidgeprüftes Gemüt überfordern.
    Raoul blieb an der Tür stehen und begann erbittert zu fluchen. Die
Notiz war natürlich vollkommen sinnlos, wenn Brad nicht da war, um sie
entgegenzunehmen und zu speichern. Er musste sich einen Zettel suchen und einen
Stift und »Magdalena anrufen« darauf notieren. Dieses dämliche MID -Weib! Hoffentlich kochte sie wenigstens einen
anständigen Kaffee.
    Er ging durch die Verbindungstür ins Ankleidezimmer, und gerade als
er das Hemd zuknöpfte, gellte ein Schrei aus der Küche.
    Winter besaß eine große, moderne, mit allem technischen
Schnickschnack ausgestattete Küche – sie hatte nichts anderes erwartet. Karla
machte einen großen Schritt über einen Haufen Müllsäcke und riss das Fenster
auf, um Fliegen und Gestank in die Freiheit zu entlassen.
    Dann sah sie sich um. Natürlich besaß dieser Herr Winter von
Adlersflügel keine einfache Filtermaschine, um seinen Kaffee zu bereiten,
sondern einen Apparat, der wahrscheinlich auch selbsttätig dreigängige Menüs
zubereiten und danach den Abwasch erledigen konnte. Karla setzte den
Kaffeefilter ein und suchte dann nach sauberen Tassen. Vergeblich.
    Sie spülte zwei der am wenigsten ekligen Tassen gut aus – zumindest
kam heißes Wasser aus dem Hahn – und trocknete sie durch heftiges
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher