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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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war eine ressortübergreifende Sondereinheit zur Untersuchung krimineller Aktivitäten der Outlaw-Motorradbanden in der Provinz.
    »Oui.«
    »Was soll ich für Sie tun?«
    »Bitte sagen Sie Constable Quickwater, was ich Ihnen eben gesagt habe, und bitten Sie ihn, mich anzurufen. Dann möchte ich, dass Sie so schnell wie möglich herkommen. Wir dürften Schwierigkeiten mit der Identifikation bekommen.«
    »Wurden intakte Fingerkuppen oder Gebissfragmente geborgen?«
    »Nein. Und das ist auch nicht wahrscheinlich.«
    »DNS?«
    »Auch dabei dürfte es Schwierigkeiten geben. Die Situation ist ziemlich kompliziert, und ich möchte am Telefon lieber nicht darüber sprechen. Ist es Ihnen möglich, früher zu kommen, als Sie geplant hatten?«
    Wie jedes Jahr hatte ich das Frühjahrssemester an der Universität in Charlotte so rechtzeitig abgeschlossen, dass ich den FBI-Kurs abhalten konnte. Jetzt musste ich nur noch die Examensarbeiten lesen. Ich hatte mich schon auf einen kurzen Besuch bei Freunden in Columbia gefreut, bevor ich für den Sommer nach Montreal zurückflog. Aber dieser Besuch würde jetzt warten müssen.
    »Ich bin morgen bei Ihnen.«
    »Merci.«
    Dann fuhr er in seinem präzisen Französisch fort, und entweder Traurigkeit oder Müdigkeit ließen seine volle Bass-Stimme noch tiefer klingen.
    »Es sieht nicht gut aus, Temperance. Die Heathens werden zweifellos zurückschlagen. Und dann werden die Vipers noch mehr Blut vergießen.« Ich hörte, wie er tief ein- und langsam wieder ausatmete. »Ich fürchte, die Lage eskaliert zu einem umfassenden Krieg, in dem auch Unschuldige umkommen können.«
    Nach dem Gespräch rief ich bei US Airways an, um für den nächsten Morgen einen Flug zu buchen. Ich legte eben den Hörer auf, als Craig Beacham in der Tür erschien. Ich erklärte ihm die Sache mit Quickwater.
    »Constable?«
    »Er ist bei der RCMP. Der Royal Canadian Mounted Police. Oder GRC, falls Sie das Französische vorziehen. Gendarmerie royale du Canada.«
    »Ähm. Aha.«
    Craig wählte eine Nummer und fragte nach, wo sich der Constable aufhielt. Nach einer kurzen Pause notierte er sich etwas und legte auf.
    »Ihr Mann ist in einer wichtigen Strategiebesprechung in einem der Konferenzräume da unten.« Er gab mir die Nummer, die er sich notiert hatte, und beschrieb mir den Weg. »Gehen Sie einfach rein und setzen Sie sich dazu. So gegen drei dürften sie eine Pause machen.«
    Ich dankte ihm und irrte durch die Gänge, bis ich den Raum gefunden hatte. Durch die geschlossene Tür waren gedämpfte Stimmen zu hören.
    Meine Uhr zeigte zwei Uhr zwanzig. Ich drehte den Knauf und schlüpfte hinein.
    Der Raum war dunkel bis auf den Strahl eines Projektors und das aprikosenfarbene Leuchten eines auf eine Leinwand geworfenen Dias. Ich erkannte ein halbes Dutzend Gestalten, die um einen runden Tisch saßen. Einige drehten die Köpfe in meine Richtung, als ich mich auf einen Stuhl an der Seitenwand setzte. Doch die meisten Blicke blieben auf das Dia gerichtet.
    In den nächsten dreißig Minuten sah ich, wie LaManches Vorahnung in grausigen Details zum Leben erwachte. Ein ausgebombter Bungalow, Gewebefetzen an den Wänden, Körperteile auf dem Rasen. Ein weiblicher Torso, das Gesicht nur noch eine rote Masse, der Schädelknochen von einer Schrotladung durchlöchert. Das geschwärzte Chassis eines Geländewagens, eine verkohlte Hand, die aus einem hinteren Seitenfenster baumelte.
    Ein Mann, der rechts vom Projektor saß, berichtete von Motorradbandenkriegen in Chicago, während er die Dias durchlaufen ließ. Die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor, doch ich konnte sein Gesicht nicht erkennen.
    Noch mehr Schießereien. Explosionen. Messerstechereien. Zwischendurch ließ ich den Blick über die Silhouetten am Tisch schweifen. Nur eine hatte Haare, die nicht zu Stoppeln gestutzt waren.
    Schließlich blieb die Leinwand weiß. Der Projektor summte, Staub flirrte in seinem Strahl. Stühle quietschten, als die Männer sich streckten und sich wieder einander zuwandten.
    Der Sprecher stand auf und ging zur Wand. Als die Deckenbeleuchtung anging, erkannte ich ihn als Special Agent Frank Tuho, Absolvent eines schon viele Jahre zurückliegenden Bergungskurses. Er bemerkte mich, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Tempe. Wie geht’s?«
    Alles an Frank war korrekt, von seinen mit dem Messer geschnittenen grauen Haaren über seinen straffen Körper bis hin zu seinen makellosen italienischen Schuhen. Im Gegensatz
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