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Lasse

Lasse

Titel: Lasse
Autoren: Katrin Bongard
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Nieselregen zwischen Fotoreportern, Fans und einer gaffenden Menge zu stehen, die ständig Handyfotos von einem schoss. Ich konnte auch nicht dafür garantieren, dass ich bis zum Schluss mitspielen würde. Zumal niemand die Situation bei einer Premiere wirklich unter Kontrolle hatte. Wieder fiel mir Pattinson ein. Es ist verdammt schwer, zu verstehen, was genau gemeint ist, wenn Fans bei deinem Auftritt so ausrasten. Ruhm ist eine ziemlich heikle Angelegenheit.
    »Wir sind da!«
    Die Limousine wurde langsamer und die PR-Frau reckte ihren Kopf, um die Situation besser einschätzen zu können. Cinemaxx . Ich sah die Security im Regen stehen und eine Reihe von Fans an die Absperrung drücken. Lorenz blinzelte mir zu und wir dachten beide: Auf in den Kampf .
    Doch schon als wir ausstiegen, begannen die Fotografen wie wild zu fotografieren. Man versucht ein cooles Gesicht zu machen, aber am Ende erwischen sie einen garantiert, wenn man die Augen geschlossen hat und den Mund weit offen. Auch daran musste ich mich am Anfang gewöhnen. Später ignoriert man die schlechten Fotos einfach. Anja warf ihren Kopf zurück und lächelte breit. Entweder können Frauen das grundsätzlich besser oder sie sind immer auf so etwas vorbereitet. Vermutlich beides. Die PR-Frau riss Schirme aus dem Auto und spannte sie auf, hielt einen über Anja und versuchte, Leute zu organisieren, die uns versorgten. Schauspieler dürfen ihre Schirme niemals selber halten, also standen Lorenz und ich im Nieselregen, bis zwei weitere Frauen von Disney herbeisprangen und uns endlich halfen. Aus den anderen Wagen stiegen weitere Leute und die Aufmerksamkeit der Fotografen wanderte weiter. Ich warf einen Blick auf die Menge der Jugendlichen und Eltern mit ihren Kindern, die sich dicht hinter der Absperrung neben dem roten Teppich drängten. Sie hielten Schilder mit den Namen der Hauptdarsteller hoch und hatten ihre Handys griffbereit. Lorenz stieß mich an.
    »Schau mal!«
    Zwei Mädchen standen etwas weiter weg. Sie hielten ein Schild hoch, auf dem mein Name stand und ein großes, rosa Herz gemalt war. Als ich in ihre Richtung sah, kreischten sie los und ich sah schnell wieder weg.
    Lorenz lächelte. »Das kennst du sicher, oder?«
    Ja, aus Schweden, aber nicht von hier . Woher wussten sie überhaupt, dass ich zu der Premiere kommen würde? Ich hatte es ja bis vor kurzem selber noch nicht gewusst.
    Die PR-Frau dirigierte die ersten Schauspielergrüppchen vor die Fotowand. Die Regentropfen schimmerten im Scheinwerferlicht und ich dachte an unsere Ferien in Schweden, die langen Nächte und einen Abend, an dem ich mit Ole aus irgendeinem Jugendclub nach Hause gelaufen war. Im Dunklen, im Regen. Wir wollten per Anhalter fahren, aber es kamen keine Autos vorbei, nur eines, das vorbei raste. Damals hatte ich gedacht, ich wüsste was Einsamkeit ist.
    »Jetzt ihr!«
    Jemand nahm mich am Arm und führte mich und Lorenz vor die Fotowand.
    »Hierher, Lorenz, Lasse!«
    Das Blitzlichtgewitter begann, die Fotografen schrien und riefen unsere Namen, damit wir in ihre Richtung sahen. Das war der Trick und er funktionierte und ich grinste unwillkürlich, weil ich es doch irgendwie genoss, nun tatsächlich genau im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
    Ich drückte mich meistens vor den kleinen Interviews, die am Rand des roten Teppichs stattfanden, die Fragen waren immer die gleichen und meine Antworten meistens auch. Doch die PR-Leute waren gut und ehe ich noch eine eigene Entscheidung getroffen hatte, stand ich vor einem der Mikrophone und hörte mich Sachen über den Film sagen, den ich überhaupt noch nicht gesehen hatte.
    »Wo ist Krista? Seid ihr noch zusammen?«
    Im ersten Augenblick verstand ich Kristen und dachte wieder an Pattinson . Was hat das private Leben eines Schauspielers mit seinem Job zu tun? Warum interessiert es alle? Warum spielt es überhaupt eine Rolle? Okay, naive Frage, okay, ich wollte nur nicht antworten. Und tat es auch nicht. Und dann fragten sie nach Ole. Er hatte anscheinend einen Fotografen niedergeschlagen, der ihn fotografieren wollte, als er aus einer Bar in Berlin kam. Das hatte ich nicht gewusst und sie machten Fotos von meinem überraschten Gesicht. Nun gut, darauf hätte ich mich nicht vorbereiten können und sagen konnte ich dazu auch nichts, außer, dass ich ihn verstand. Er war nicht Schauspieler geworden, damit man sein Leben abfilmte oder fotografierte. Das war nicht Teil des Plans gewesen.
    Im Kinoraum war die Hälfte der
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