Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lasse

Lasse

Titel: Lasse
Autoren: Katrin Bongard
Vom Netzwerk:
sondern ihn anrufen, wenn er eine Hauptrolle zu vergeben hatte. Ole kriegte sich gar nicht mehr ein: Wegen eines blöden Vampirfilms! Nun, es war ein Riesenerfolg. Ich sah den ersten Teil erst viel später mit Krista. Ich bin ein großer Fan von Catherine Hartwicke, der Regisseurin und die Vorstellung, ein Vampir zu sein, war einfach cool. Wir hatten tollen Sex nach dem Film und ich fühlte mich gut, weil ich mir vorstellte, dass ich Superkräfte besäße und von Baum zu Baum springen könnte. Und dann war da noch der Vorteil, dass ich nicht eiskalt sein musste oder mich zurückhalten. Verdammt, in jedem von uns ist einfach ein sehr verletzlicher Teil, der Superkräfte gut gebrauchen kann.
    Kurz darauf war ich fertig umgezogen und gefiel mir sogar in dem Anzug. Armani . Besser ging es ja wohl nicht. Marken bedeuten mir nichts, aber es war ein sehr gut gemachter Anzug. Eher Kunst als Couture.
    Ich ging nach unten, wo ein Fahrer die Schauspieler abholen sollte. An der Rezeption standen schon ein paar Leute, einige kannte ich vom Sehen. Ich erkannte einen Schauspieler, den ich kurz am Set von Sweet Sixteen getroffen hatte. Wir nickten uns zu. Er kam auf mich zu und blinzelte unsicher, dann grinste er.
    »Ich habe dich auf einem Plakat gesehen. In London.«
    Ich hatte ihn auf keinem Plakat gesehen und auch sonst lange nichts von ihm gehört, aber ich wollte nicht unhöflich sein.
    »Was machst du gerade, drehst du?«
    Er winkte ab, wir lächelten uns an. Irgendwie war das Problem noch nicht gelöst, dass wir uns beide nicht an unsere Namen erinnerten.
    »Lasse, oder?«
    Oder nur ich hatte das Problem.
    »Äh, ja und ...«
    »Lorenz.«
    Er reichte mir die Hand und wir holten die Begrüßung nach.
    Ich mochte ihn, obwohl ich das nicht gedacht hatte, als wir uns das erste Mal trafen.
    »Spielst du mit?«
    »Nee, die haben mich nur zur Premiere eingeladen und ich bin sowieso gerade hier. Es läuft ein anderer Film mit mir bei den Filmfestspielen. Und du?«
    Ich grinste. »Ich habe weder mitgespielt noch einen Film im Wettbewerb. Wie armselig ist das denn?!«
    Er grinste zurück. »Aber sie haben dich extra eingeflogen, oder?«
    Ich hatte keine Ahnung, woher er das wusste.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich war gestern bei einem Casting, da haben Sie über dich gesprochen.«
    »Der Verleih hat mich eingeladen. Aber stimmt schon, es passte gerade.«
    Er nickte. Ich setzte die Informationen von meiner Mutter mit denen von Lorenz zusammen. Entweder verkauften sie meiner Mutter ein Casting als Gespräch oder Lorenz hielt es für ein Casting, obwohl ich eigentlich schon in der engeren Auswahl war.
    »Und? Wie war es?«
    Er zuckte unentschlossen mit den Schultern. »Ging schnell, ich schätze, die wollten einen andern Typ.«
    Jemand winkte uns nach draußen, wo drei schwarze Limousinen hintereinander parkten. Normale Limousinen, keine Stretch-Limos, die ich immer etwas peinlich fand, aber mit verdunkelten Fenstern. Ein guter Schutz vor neugierigen Blicken, was mir nur recht war.
    Wir stiegen hinten ein, eine PR-Frau setzte sich zu uns und vorne stieg noch eine Schauspielerin um die vierzig ein. Sie drehte sich zu uns um und ich erkannte sie, konnte mich aber nur an ihren Nachnamen erinnern.
    »Hi, ich bin Anja.«
    Lorenz und ich stellten uns vor, wir gaben uns die Hand, jeder sank wieder auf seinen Sitz und der Fahrer fuhr los.
    Die PR-Frau begann einen Smalltalk mit Anja, die leicht gestresst mit ihrem Babysitter telefonierte, worauf die PR-Frau sich an uns wandte.
    »Ich fand euch toll in Sweet Sixteen !«
    Lorenz grinste still vor sich hin. Damals hatten wir darüber gesprochen, dass wir beide gezögert hatten, die Rolle anzunehmen, weil wir ahnten, dass man diese Art von Rollen nicht so schnell wieder los wurde. Man war der Schauspieler aus Sweet Sixteen , der süße Kerl, der nette Typ, der Jungdarsteller.
    »Wenn wir ankommen, warten wir noch einen Moment. Sie wollen erst die Hauptdarsteller haben, dann euch«, sagte sie. »Ich gebe euch ein Zeichen, wenn ihr vor die Fotowand gehen könnt. Ist das okay?«
    Ich spürte, wie gestresst die PR-Frau war. Wenn sie öfter mit Schauspielern zu tun hatte, dann wusste sie, dass die meisten unberechenbar waren. Ihre größte Sorge war vermutlich, dass wir ihr verloren gingen, kurz bevor die Presse uns sehen wollte und man sie dann dafür verantwortlich machen würde. Ich wollte ihr keine Schwierigkeiten machen, aber es gab einen Punkt, an dem es sich nicht mehr gut anfühlte, im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher