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Lasse

Lasse

Titel: Lasse
Autoren: Katrin Bongard
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dass sie es ansprechen würde.
    »Nein, wir sind nicht mehr, ... also.«
    »Schade.«
    Ich konnte mit meiner Mutter über Vieles reden, aber nicht darüber, wieso ein nettes Mädchen und eine phantastische Schauspielerin wie Krista, nicht zu mir passte. Wobei nettes Mädchen eine vollkommen falsche Bezeichnung für Krista war. Das würde sie noch nicht einmal selber von sich sagen. Sie war hundertprozentig erwachsen. Was mir gefallen hatte. Genauso wie der Sex am Anfang als wir uns noch nicht so gut kannten. Am Anfang war alles gut gewesen und locker. Bis wir in einer seltsam falschen Beziehung gelandet waren und alles unehrlich wurde. Jedenfalls von meiner Seite. Nun, das konnte ich Krista nicht vorwerfen. Es lag an mir und diesem Gefühl von Verlorenheit und Einsamkeit, das mich verfolgte. Selbst wenn wir nebeneinander im Bett gelegenen hatten, war es geblieben.
    »Tja, dann.«
    Meine Mutter schwieg noch einen Moment, um Platz für eine Umentscheidung zu lassen, dann begriff sie.
    »Okay. Viel Spaß heute Abend. Und ruf mich morgen nach dem Gespräch mit Nora noch mal an. Ich würde gerne wissen wie es gelaufen ist.«
    »Mach ich.«
    »Ach, und Lasse?«
    »Ja?«
    »Ich soll dich von Gerion grüßen. Er dreht in der Nähe von München und versucht, zur Premiere zu kommen.«
    »Cool.«
    Ich legte auf und ging zurück ins Bad. Und war erleichtert. Vielleicht kam Gerion. Niemand kannte mich so gut wie er, von Ole einmal abgesehen. Meine Mutter nannte es den Windeleffekt. Wenn man sich so früh kennenlernte, dass man sich sogar in Windeln gesehen hat, dann würde man immer offen zueinander sein und sich vertrauen. Eine Theorie, die mir vollständig einleuchtete.
    Mit Gerion konnte ich über alles sprechen. Na ja, fast alles. Was Mädchen anging, war es nicht ganz so einfach. Er behauptete, dass sich jedes Mädchen, das ihn interessiere, mit tödlicher Gewissheit in mich verlieben würde. Ich behauptete, dass er jedes Mal, wenn ihn ein Mädchen interessierte, so tat, als wäre sie ihm egal oder als könnte er sie besonders wenig leiden. Und ich fing dann an, nett zu ihr zu sein, weil sie mir leid tat. Kein Wunder, dass die Mädchen am Ende immer mich nett fanden. Liebe war für ihn ein verdammt ernstes Thema. Wenn ich auch nur den kleinsten Witz über seine Gefühle riss, rastete er aus. Neben ihm sah ich wie ein rücksichtsloser Verführer aus. Okay, was stimmte: er war der Vernünftigere von uns beiden. Doch wenn wir zusammen waren, entstand eine gute Mischung. Keine Ahnung, was ich genau dazu beitrug, aber zusammen waren wir einfach das perfekte Team.
    Ich sah in den Spiegel. Die eine Hälfte meines Gesichts war rasiert, die andere nicht und für einen Moment kam ich mir genau so vor. Zweigeteilt und dazu noch unentschlossen, auf welcher Seite mein wahres ICH verborgen war.

2     Die Filmpremiere begann um 18 Uhr. Viel zu früh für mein Gefühl, denn es war noch hell. Der Grund war vermutlich, dass der Film ab sechs Jahren freigegeben war. Family-Entertainment. Zum Glück hatte mich der Verleih in das Olympic einquartiert, ein kleines Hotel in der Isarvorstadt, in dem meistens Schauspieler wohnten und trotzdem draußen keine Fans warteten. So schlimm war es ja auch gar nicht, nicht so wie in Schweden, hier in München kannte mich vermutlich niemand. Ich musste grinsen, weil es mich doch verletzte. Ich hatte mich vor einiger Zeit lange mit Ole darüber unterhalten. Eines unserer seltenen, wirklich offenen Gespräche über unsere Gefühle und das Leben im Filmgeschäft. Meistens alberten wir nur herum oder lästerten. Aber an diesem Abend war Ole ausnahmsweise einmal nüchtern und in einer ganz ruhigen Stimmung gewesen. So wie früher. Wir stellten fest, dass es nicht unbedingt ein gutes Gefühl war, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen - jedenfalls für uns - doch es fühlte sich auch nicht richtig an, wenn einen niemand erkannte. Wir fragten uns, wie es sein musste, so gehyped wie Robert Pattinson zu sein. Und noch dazu nicht für einen coolen Actionfilm, sondern einen Vampirfilm. Wir lachten uns halbtot darüber. Als die ersten Fotos von ihm in der Presse auftauchten, tat er uns ehrlich leid. Dieses dämliche Make-up und diese Schmachtrolle. Kurz danach tat er uns nicht mehr leid. Abgesehen davon, dass sich seine Gage vermutlich verhundertfacht hatte, konnte er von da an jede Rolle spielen, die ihn interessierte. Und Lasse Hallström, der große schwedische Regisseur, würde im Zweifelsfall nicht uns,
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