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Lass nur dein Herz entscheiden

Lass nur dein Herz entscheiden

Titel: Lass nur dein Herz entscheiden
Autoren: Helen Brooks
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sie verlassen, als Miriam sechs Jahre alt war, und sie waren auf seinen Schulden sitzen geblieben. Er war ins Ausland verschwunden, zusammen mit der Frau, mit der er klammheimlich eine Beziehung gehabt hatte. So gut sie konnte, hatte Miriams Mutter die Scherben ihres zerstörten Lebens zusammengekehrt.
    Sie hatten nichts mehr von ihm gehört, bis Anne Brown zehn Jahre später die Nachricht bekam, dass ihr Exmann bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.
    Wütend auf sich selbst, weil sie ihren Erinnerungen nachhing, drehte sich Miriam im Bett um. Sie wollte nicht an ihren Vater oder Jay denken. Die beiden sind vom selben Schlag, sagte sie sich verbittert. Männer auf dem Egotrip, die mit einer einzigen Frau nie lange zufrieden waren.
    Dass ihre Mutter nicht verbittert gewesen war, hatte Miriam immer erstaunt. Nie hatte Anne schlecht von Miriams Vater geredet, nicht einmal während der Jahre, in denen sie in einer Bruchbude nach der anderen gehaust und sich mit dem durchgeschlagen hatten, was Anne als Zahnarzthelferin verdiente.
    Zwar hatten sie nie darüber gesprochen, aber Miriam hatte gewusst, dass ihre Mutter ihn noch liebte. Erst nach seinem Tod hatte sie endlich aufgehört zu hoffen, dass er zu ihr zurückkehrte. Danach hatte sie wieder zu leben begonnen.
    Miriam hatte nicht vor, denselben Fehler zu machen. Das alte Sprichwort „Wie die Mutter, so die Tochter“ sollte sich nicht bewahrheiten.
    Hätte sie das mit Jay und Belinda herausgefunden, wenn sie am Abend des dreiundzwanzigsten Dezember nach der Weihnachtsfeier in der Anwaltsfirma nicht in sein Büro gegangen wäre? Schon bei der ersten Begegnung hatte Miriam die Frau nicht gemocht. Es war mehr als offensichtlich gewesen, dass Jays Sekretärin ihren Boss anhimmelte.
    Nur hatte sie Jay damals vertraut und ihm geglaubt, als er ihr versicherte, sie sei die einzige Frau auf der Welt für ihn und er werde sie immer lieben.
    Mit den Gedanken bei der großen Dinnerparty, die sie für Verwandte und enge Freunde an Heiligabend plante, fuhr Miriam nach oben zu Jays Büro im obersten Stock von „Carter Enterprises“. Jay hatte an diesem Nachmittag seine Firmenweihnachtsfeier abgehalten. Inzwischen war es schon früher Abend, und die meisten Angestellten hatten sich bereits in die Ferien verabschiedet. Nur in seinem Büro brannte noch Licht, als Miriam durch den mit dickem Teppich ausgelegten Flur ging.
    Geräuschlos betrat sie den Raum. Jay stand mit dem Rücken zu ihr, ohne Jackett und mit aufgekrempelten Ärmeln. Belinda saß auf der Schreibtischkante, ihr enger Rock war bis über die Oberschenkel hochgerutscht, und die aufgeknöpfte Bluse enthüllte einen sehr knappen BH aus Spitze, der ihre üppige Oberweite kaum verbarg. Ihr Blick schnellte zu Miriam. Daraufhin drehte sich Jay plötzlich um und sah sie.
    „Miriam!“
    Sie machte kehrt und rannte davon.
    „Warte, es ist nicht so, wie du denkst!“ Vor dem Fahrstuhl holte Jay sie ein. „Hör mir zu“, sagte er eindringlich. „Lass mich das erklären.“
    „Ich will keine Erklärung“, schrie sie. „Ich habe genug gesehen, um genau zu wissen, was passiert ist.“
    „Nein, das weißt du eben nicht. Ich hatte keine Ahnung, dass sie da ist …“
    „Sie ist deine Sekretärin, sie ist halb bekleidet in deinem Büro, und du hast keine Ahnung, dass sie da ist?“, schrie Miriam ihn an. „Kannst du dir nichts Besseres ausdenken?“
    „Es ist die Wahrheit. Ich habe noch gearbeitet und war nur kurz draußen, um mir einen Kaffee zu holen …“
    „Seit wann holst du dir deinen Kaffee selbst?“
    „Seit alle schon in die Weihnachtsferien aufgebrochen sind.“
    „Nicht alle, Jay“, erwiderte Miriam scharf, wütend darüber, dass er sie für so dumm hielt. „Du bist hier, und sie ist es auch. Wenn du einen Kaffee wolltest, hätte Belinda ihn dir nicht bringen können?“
    „Ich dachte, sie ist zusammen mit den anderen schon weg.“
    „Willst du mir erzählen, du bist zurückgekommen, und sie lag halb nackt auf deinem Schreibtisch und hat sich dir angeboten?“
    In diesem Moment tauchte Belinda auf. Ihre Bluse war wieder zugeknöpft und kein Haar saß am falschen Platz. „Miriam, es tut mir ja so leid“, säuselte sie, während ihre katzenhaften Augen vor Zufriedenheit funkelten.
    „Nein, es tut Ihnen überhaupt nicht leid. Sie haben ihn schon immer haben wollen, oder? Bitte sehr! Er gehört Ihnen.“ In diesem Moment öffneten sich die Fahrstuhltüren, und Miriam betrat die Kabine.
    Jay folgte
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