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Lass nur dein Herz entscheiden

Lass nur dein Herz entscheiden

Titel: Lass nur dein Herz entscheiden
Autoren: Helen Brooks
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Genug, um sich nicht unterbuttern zu lassen? Genug, um ihm zu zeigen, dass sie für immer mit ihm fertig war?
    Schnell trank Miriam den Rest der heißen Schokolade und stand auf. Sie würde nicht wieder mit diesem endlosen Analysieren anfangen. Damit hatte sie sich nach der Trennung schon genug gequält. Und gebracht hatte es nichts. Nur Tatsachen zählten: Sechs Monate nachdem Jay vor dem Altar versprochen hatte, sie zu lieben, zu achten und ihr die Treue zu halten, hatte er mit einer anderen geschlafen.
    Mit zusammengepressten Lippen stellte Miriam die leere Tasse in die winzige Spüle und ging zum Sofa. Vielleicht ist es ganz gut, dass Jay heute Abend angerufen hat, sagte sie sich. Rasch wandelte sie das Sofa in ein Bett um und zog sich aus. Im Nachthemd lief sie zum Badezimmer am Ende des Treppenabsatzes, das sie sich mit der anderen Bewohnerin des Stockwerks teilte. Caroline, eine junge Studentin, war selten zu Hause, seit sie einen Freund mit eigener Wohnung hatte.
    Als Miriam nach dem Duschen und Zähneputzen in ihr Apartment zurückkehrte, grübelte sie noch immer über Jays Anruf. Ja, alles in allem war es nicht unbedingt schlecht, dass sich Jay bei ihr gemeldet hatte. Er hatte recht. So konnte es nicht weitergehen. Ihre Ehe war vorbei, und je eher es rechtsgültig wurde, desto besser.
    Er war niemals der richtige Mann für sie gewesen. Von Anfang an hatte Miriam gewusst, dass sie an seine Klasse nicht herankam. Jay passte viel besser zu einer Frau wie Belinda Poppins. Groß und elegant, mit einer perfekten Figur, war Belinda die Sorte von Privatsekretärin, die der schlimmste Albtraum jeder Ehefrau war.
    Kritisch musterte sich Miriam einen Moment lang im Spiegel, der über der kleinen Anrichte hing. Sanfte braune Augen, ein ovales Gesicht voller Sommersprossen, schulterlanges kastanienbraunes Haar und Pfirsichhaut ergänzten sich zu einem Bild der Liebenswürdigkeit. Gleichzeitig strahlte sie dabei eine Güte aus, die jedes verwahrloste Kind und streunende Tier im Umkreis von fünfzig Meilen zu ihr lockte.
    Die meisten ihrer Freunde hatten sich bei näherem Kennenlernen als ziemliche Nieten erwiesen. Anscheinend zog sie solche Typen an. Und dann war Jay Carter in ihr Leben getreten.
    Ruckartig wandte sich Miriam vom Spiegel ab und befahl sich, nicht mehr an Jay zu denken. Vergeblich …
    Sie hatte Jay an einem windigen Märznachmittag kennengelernt und war so mit dem Aufspannen ihres Regenschirms beschäftigt gewesen, dass sie geradewegs in ihn hineingerannt war. Die Wucht des Aufpralls auf seinen harten Körper hätte sie umgeworfen, wenn Jay sie nicht aufgefangen hätte. Und auch wenn es kitschig klang: Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen.
    Zumindest für mich, dachte Miriam unglücklich. Sie stieg ins Bett und zog sich die Steppdecke bis zum Kinn hoch. Was auch immer Jay für sie empfunden hatte, es war nicht die große Liebe gewesen.
    Nur drei Monate später hatten sie geheiratet. Nach einer stürmischen Romanze, während der sich Miriam wie im siebten Himmel gefühlt hatte. Sie hatte nicht fassen können, dass ein Mann wie Jay – ein millionenschwerer, gut aussehender, charismatischer Unternehmer – sie, Miriam Brown, begehrte.
    Ihre einmonatigen Flitterwochen verbrachten sie in Italien, in der schönen Villa, die sich Jay vor einigen Jahren gekauft hatte. Nach der Rückkehr lebten Miriam und Jay in seiner Luxuswohnung in Westminster mit Blick auf die Themse.
    Und obwohl Jay so reich war, dass sie nie wieder arbeiten müsste, behielt Miriam ihren Job in der Anwaltsfirma. Entsetzen packte sie bei dem Gedanken, den ganzen Tag zu Hause zu sitzen und Däumchen zu drehen oder eine von diesen ‚Damen‘ zu werden, die Gin Tonics tranken, an Salatblättern knabberten und dann am Nachmittag einkaufen gingen.
    Sobald ein Baby unterwegs wäre, wollte Miriam kündigen. Bis dahin würde sie einfach weitermachen wie früher. Nur dass sie jetzt Jay hatte, anstatt nach der Arbeit zu dem Haus zu fahren, das sie sich mit drei anderen jungen Frauen geteilt hatte, mit denen sie auf der Universität gewesen war.
    Auf das erste gemeinsame Weihnachtsfest freute sich Miriam wie verrückt. Zu Jays großer Belustigung gab sie schon im November ein kleines Vermögen für Weihnachtsdeko aus, und am ersten Wochenende im Dezember verwandelte sie seine stilvolle Junggesellenwohnung in einen gold-roten Traum.
    In ihrer Kindheit waren die Weihnachtsfeste notgedrungen bescheiden ausgefallen. Ihr Vater hatte ihre Mutter und
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