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Lass nur dein Herz entscheiden

Lass nur dein Herz entscheiden

Titel: Lass nur dein Herz entscheiden
Autoren: Helen Brooks
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hoffnungsvoller Liebhaber vor die Tür gesetzt. Soweit Miriam feststellen konnte, verliebten sich alle heftig in Clara, und das schien das Ende zu bedeuten.
    Nicht dass Clara oberflächlich war, aber wenn die Herausforderung weg war, dann war Clara es auch. Momentan lag Dave bei zwei Wochen, doch in Claras Stimme hatte sich bereits ein gleichgültiger Ton eingeschlichen.
    „Du wirst ihn abservieren, stimmt’s?“, fragte Miriam nachsichtig. „Spricht er etwa schon von Heirat?“
    „Er will, dass ich seine Mutter kennenlerne.“ Clara kicherte. „Kannst du dir das vorstellen? Sie würde an einem Schock sterben.“
    Miriam lächelte kopfschüttelnd. Insgeheim beneidete sie Clara um ihre sorglose Einstellung zum Leben und zur Liebe. Wir sind so unterschiedlich, dachte Miriam, während sie den Wein trank, der sogar hervorragend war. Vielleicht verstanden sie sich gerade deshalb so gut.
    Clara lebte so, wie sie es wollte, und scherte sich nicht um gesellschaftliche Konventionen. Miriam dagegen hatte immer danach gestrebt, Ehefrau und Mutter zu sein. Clara war Rechercheurin beim Fernsehen, ein abwechslungsreicher und harter Job, in dem sie spitze war. Miriam war die Sekretärin eines erfolgreichen Rechtsanwalts und mochte die regelmäßige Arbeitszeit und die Routine ohne nervenaufreibende Überraschungen.
    Im Gegensatz zu der quirligen Clara war Miriam der stille Typ. Wahrscheinlich ist Jay deshalb schon nach so kurzer Zeit fremdgegangen, sagte sie sich niedergeschlagen. Sie war zu langweilig, zu uninteressant, um einen Mann wie Jay Carter zu halten.
    „Du denkst wieder an ihn“, klagte Clara plötzlich. „Das erkenne ich immer gleich. Du bekommst diesen gehetzten Blick. Hat Jay angerufen?“
    Miriam schüttelte den Kopf.
    „Geschrieben?“
    „Nein, seit dem Frühjahr haben wir keinen Kontakt mehr.“
    „Also seit du ihm erklärt hast, dass du es hasst, auch nur an ihn zu denken, und wünschtest, du wärst ihm nie begegnet?“
    Manchmal hatte Clara ein zu gutes Gedächtnis. Auf dieses Gespräch war Miriam nicht stolz. Sie hatte viel zu viel von sich preisgegeben. „Ja“, murmelte sie und trank einen großen Schluck Wein.
    „Und warum machst du dann so ein Gesicht?“
    „Meine Mutter hat angerufen, und ich habe ihr das mit Weihnachten gesagt.“
    „Ah …“ Clara servierte zwei Teller mit Kartoffelbrei und je drei Bratwürstchen. „Und deine Mutter hat dich gefragt, ob du Jay mitgeteilt hast, dass du das Weihnachtsfest mit der irren Hexe verbringst. Worauf du erwidert hast, das würde Jay nichts angehen.“
    In solchen Momenten wie diesen wurde klar, warum Clara trotz ihres unangepassten Äußeren in ihrem Beruf so hoch geschätzt wurde. Unter dem violetten Haar steckte ein messerscharfer Verstand.
    „So ungefähr“, gab Miriam zu.
    „In Ordnung. Wir trinken diese Flasche aus, öffnen eine zweite und vergessen die Männer.“ Clara sah Miriam in die sanften braunen Augen. „Und dann reden wir über die Schweiz und die Kleider, die wir uns für die Abende mit all den tollen Männern dort kaufen müssen.“
    „Ich dachte, wir wollen die Männer vergessen.“
    „Nur die aus der Vergangenheit und Gegenwart. Die Zukunft ist eine andere Sache. O nein, mir ist gerade etwas eingefallen! Ich kann nicht in die Schweiz fahren.“
    „Warum nicht?“
    „Wie soll der Weihnachtsmann meinen Strumpf füllen, wenn ich im Ausland bin?“
    „Du bist eine Spinnerin.“ Lächelnd stieß Miriam ihre Freundin mit dem Ellbogen in die Seite. Aber eine sehr nette Spinnerin.
    Es war nach zehn, als Miriam zurück nach oben in ihr Apartment ging. In schlechter Stimmung hatte sie es verlassen, mit guter Laune kam sie zurück. Clara baut einen auf, dachte sie, während sie das Zimmer betrat und das Licht einschaltete. Ihr Handy hatte sie nicht mit nach unten genommen, weil sie an diesem Abend sowieso nicht noch einmal mit ihrer Mutter hatte sprechen wollen. Nun meldete sich doch ihr Gewissen, und Miriam nahm den Hörer ab, um ihre Nachrichten zu checken.
    Sie hatte zwei neue. Wie zu erwarten war, stammte die erste von ihrer Mutter. Kurz angebunden sagte sie, natürlich müsse Miriam tun, wozu sie Lust habe, aber alle würden schrecklich enttäuscht sein. Und Großtante Abigails Gesundheit sei so angegriffen, dass es vielleicht das letzte Weihnachtsfest der alten Dame sein würde.
    In emotionaler Erpressung war ihre Mutter ein Ass. Doch Miriam hatte Großtante Abigail nie gemocht, und umgekehrt galt dasselbe. Allzu viele Tränen
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