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Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin

Titel: Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
Autoren: Judith McNaught
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nicht soviel Fisch essen. Ich habe mir nie besonders viel aus ihm gemacht.«
    Alexandra errötete, als hätte sie ihre Pflichten vernachlässigt. Sie war es, die den Fisch fing und das Wild schoß, das ihr dann und wann vor die Flinte kam. »Es tut mir leid, Mama, aber das Wild macht sich zur Zeit sehr rar. Morgen reite ich aus und sehe, ob ich etwas Besseres finden kann. Aber jetzt muß ich los und werde erst spät wieder zurückkommen.«
    »Spät?« ächzte ihre Mutter. »Aber du mußt heute abend hier sein. Und du mußt dich von deiner allerbesten Seite zeigen. Du weißt doch, wie eigen der Squire und seine Frau sind, wenn es um weibliche Tugenden geht. Es ist nicht meine Schuld, daß uns dieser Mann so mittellos zurückgelassen hat und wir gezwungen sind, uns den Wünschen und Vorstellungen eines einfachen Squire zu fügen.«
    »Du brauchst den Squire nicht zu bewirten«, entgegnete Alexandra leise, aber entschlossen, »denn ich werde Will Helmsley nicht heiraten, selbst wenn mich diese Ehe vor dem Verhungern bewahren würde.«
    »O doch, das wirst du«, erwiderte Mrs. Lawrence ebenso leise und entschlossen. »Und du wirst dich wie die feine junge Lady verhalten, die du bist. Kein Herumstromern durch Wald und Heide mehr. Die Helmsleys würden im Hinblick auf ihre künftige Schwiegertochter auch nicht den Hauch eines Skandals dulden.«
    »Nie werde ich ihre Schwiegertochter. Ich verabscheue Will Helmsley. Und damit du es weißt«, fügte sie fast verzweifelt hinzu, »Mary Ellen sagt, daß Will Helmsley viel lieber mit Jungen als mit Mädchen zusammen ist.«
    Die Ungeheuerlichkeit dieser Mitteilung, deren Bedeutung Alex selbst nicht richtig verstand, überstieg Mrs. Lawrences Fassungsvermögen. »Nun, die meisten jungen Männer fühlen sich in der Gesellschaft anderer junger Männer wohler. Und«, fuhr Mrs. Lawrence fort, stand auf und lief mit der Vorsicht einer Rekonvaleszentin im Zimmer auf und ah, »das könnte genau der Grund sein, weshalb er bisher gezögert hat, dir einen Antrag zu machen, Alexandra.« Sie blieb stehen und musterte ihre Tochter in den abgetragenen braunen Breeches, dem weißen, langärmeligen Hemd, das am Hals offenstand, und den braunen Stiefeln. »Du mußt endlich Kleider tragen, Alexandra. Auch wenn Jung-Will offenbar nichts gegen deine Reithosen einzuwenden hat.«
    Alexandra bewahrte nur mühsam Geduld. »Aber ich besitze kein Kleid, das mir über die Knie reicht, Mama.«
    »Ich habe dir gesagt, daß du eines meiner Kleider ändern sollst.«
    »Aber ich bin nicht gerade geschickt mit Nadel und Faden, und...«
    »Du kommst auf immer neue Ausreden, um deiner Verlobung Steine in den Weg zu legen«, unterbrach Mrs. Lawrence und funkelte ihre Tochter wütend an. »Aber ich bin fest entschlossen, dieses elende Leben zu beenden, das wir zu führen gezwungen sind, und , Squire Helmsley ist unsere einzige Hoffnung.«
    »Aber ich liebe Will Helmsley nicht«, wehrte sich Alexandra mit dem Mut der Verzweiflung.
    »Das ist nur gut«, erklärte Mrs. Lawrence ungerührt. »Dann kann er dich wenigstens nicht so verletzen wie dein Vater mich verletzt hat. Will kommt aus einer anständigen, soliden Familie. Er wird sich keine zweite Frau in London halten und alles verspielen, was er besitzt.« Unter der Erinnerung an die Perfidie ihres Vaters zuckte Alexandra unwillkürlich zusammen, aber ihre Mutter sprach bereits weiter. »Wir haben großes Glück, daß Squire Helmsley so auf seinen gesellschaftlichen Aufstieg versessen ist — sonst glaube ich kaum, daß er dich gern zur Tochter haben würde.«
    »Was sind eigentlich meine Vorzüge als Schwiegertochter?«
    Mrs. Lawrence wirkte schockiert. »Ich bitte dich, Alexandra! Wir sind mit einem Earl verwandtschaftlich verbunden«, sagte sie, als würde das alles erklären.
    Mrs. Lawrence versank in nachdenkliches Schweigen. »Ich gehe zu Mary Ellen«, sagte Alex schließlich schulterzuckend. »Ihr Bruder hat heute Geburtstag.«
    »Vielleicht ist es sogar besser, wenn du beim Abendessen nicht da bist«, überlegte Mrs. Lawrence laut, setzte sich an den Ankleidetisch und fuhr sich abwesend mit der Bürste durch die ergrauenden Haare. »Ich glaube, daß die Helmsleys heute das Thema Heirat zur Sprache bringen wollen, und da wäre es gar nicht günstig, wenn du stirnrunzelnd dabeisitzt.«
    »Mama«, sagte Alexandra mit einer Stimme, in der sich Mitleid und Beunruhigung die Waage hielten, »bevor ich Will heirate, verhungere ich lieber.«
    Aus Mrs. Lawrences Miene
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