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Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin

Titel: Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
Autoren: Judith McNaught
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kläglich auf, »ob es vielleicht doch möglich ist, daß ich mich im Augenblick nur im Raupenzustand befinde, um mich eines Tages in einen wunderschönen Schmetterling zu verwandeln.«
    »Was ist denn so schlecht daran, eine Raupe zu sein? Schließlich«, fügte er neckend hinzu, »>gibt es kein vollkommenes Glück<.« Zwinkernd wartete er darauf, ob sie wußte, von wem das Zitat stammte.
    »Horaz«, antwortete Alexandra prompt.
    Er nickte erfreut. »Du brauchst dir keine Gedanken über dein Äußeres zu machen, liebes Kind, denn wahre Schönheit entspringt im Herzen und verweilt in den Augen.«
    Alexandra neigte den Kopf zur Seite und dachte angestrengt nach. Aber ihr fiel kein Philosoph ein, von dem dieser Satz stammen könnte. »Wer hat das gesagt?«
    Ihr Großvater gluckste in sich hinein. »Ich.«
    Sie lachte hell auf, wurde dann aber schnell wieder ernst. »Papa ist enttäuscht darüber, daß ich nicht hübsch bin. Das merke ich jedesmal, wenn er zu Besuch kommt. Und er hat allen Grund, in dieser Hinsicht auf Besserung zu hoffen, denn Mama ist wunderschön, und abgesehen davon, daß auch er sehr gut aussieht, ist Papa durch Heirat der entfernte Cousin eines Earl.«
    Nur schwer in der Lage, sein Mißfallen über seinen Schwiegersohn und dessen dubiosen Anspruch auf eine zweifelhafte familiäre Beziehung zu einem obskuren Earl zu verbergen, zitierte Mr. Gimble: »>Geburt zählt nichts, wo nicht auch Tugend ist<.«
    »Molière.« Ganz automatisch nannte Alexandra den Urheber des Zitats. »Aber«, kehrte sie düster zu ihren eigentlichen Sorgen zurück, »du mußt doch zugeben, daß es vom Schicksal extrem ungerecht ist, ihm eine so unscheinbare Tochter zu schenken. Warum«, fuhr sie trübsinnig fort, »bin ich nur nicht groß und blond? Das wäre doch sehr viel hübscher, als wie eine kleine Zigeunerin auszusehen, wie Papa immer sagt.«
    Sie wandte den Blick wieder dem Schmetterling zu, und in Mr. Gimbles Augen schimmerte zärtliche Zuneigung auf, denn seine Enkeltochter war alles andere als unscheinbar. Als Alexandra vier Jahre alt war, hatte er damit begonnen, ihr die Anfangsgründe des Lesens und Schreibens ebenso beizubringen wie den Dorfkindern, die seinem Unterricht anvertraut waren. Aber Alexandras Geist erwies sich als wacher, ihre Auffassungsgabe als schneller und ihr Verständnis für Zusammenhänge als größer. Die Kinder der Dorfbewohner waren eher gleichgültige Schüler, die ein paar Jahre lang seinen Unterricht besuchten, um danach auf den Feldern ihrer Väter zu arbeiten, zu heiraten, Kinder zu bekommen und den Lebenszyklus damit von neuem zu beginnen. Aber Alex hatte seine Begeisterung für das Lernen geerbt.
    Der alte Mann lächelte seine Enkelin an. So schlecht ist »der Zyklus« eigentlich gar nicht, dachte er.
    Wäre er seinen jugendlichen Neigungen gefolgt und ein Junggeselle geblieben, der sein Leben ausschließlich seinen Studien widmete, hätte es Alexandra Lawrence nie gegeben. Aber Alex war ein Geschenk an die Welt. Sein Geschenk. Diese Vorstellung war zunächst erhebend, machte ihn dann aber verlegen, weil sie verdächtig nach Stolz klang. Dennoch konnte er die tiefe Freude nicht unterdrücken, die ihn beim Anblick des lockigen Mädchens durchströmte. Sie war alles, was er sich von ihr erhofft hatte — und mehr als das. Sie besaß Sanftmut, Frohsinn, Intelligenz und einen unbezwingbaren Willen. Vielleicht war sie ein wenig zu unbezwingbar, wie andererseits auch ein bißchen zu sensitiv, denn immer wieder machte sie sich bewußt klein und unternahm alles, um ihrem oberflächlichen Vater während dessen gelegentlichen Besuchen zu gefallen.
    Er fragte sich, was für einen Mann sie wohl einmal heiraten würde. Nicht so einen, wie ihre Mutter, hoffte er inständig. Seiner Tochter fehlte Alexandras Charakterstärke. Ich habe sie verwöhnt, dachte Mr. Gimble bekümmert. Alexandras Mutter war schwach und egoistisch. Und sie hatte einen Mann geheiratet, der genauso war wie sie selbst. Aber Alex brauchte - und verdiente — einen weit besseren Mann.
    Mit dem für sie typischen Feingefühl spürte Alexandra die plötzliche Verdüsterung in der Stimmung ihres Großvaters und ging unverzüglich daran, sie wieder zu verbessern. »Fühlst du dich nicht gut, Grandpa? Hast du wieder Kopfschmerzen? Soll ich dir den Nacken massieren?«
    »Ich habe keine Spur von Kopfschmerzen«, entgegnete Mr. Gimble, und als er seine Feder ins Tintenfaß tunkte, um mit den Formulierungen fortzufahren, die eines Tages
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