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Lass den Teufel tanzen

Lass den Teufel tanzen

Titel: Lass den Teufel tanzen
Autoren: Teresa De Sio
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begleitete uns. Und es war ein Segen, dass sie mit uns kam, denn am Ende war sie es, die uns großgezogen hat.
    Signorina, bitte entschuldigen Sie, wenn ich mich in Ihre Angelegenheiten einmische, aber wozu brauchen Sie denn das Pulver, das ich Ihnen zubereite? … Nein, wissen Sie … oft … oft meint es jemand nur gut … oder er will sich einen Scherz erlauben, und dann passiert ein Unglück. Also seien Sie auf der Hut, wenn Sie es anwenden! Aber Sie nehmen ja alles auf, was ich Ihnen sage … Und es ist auch gut so, dass Sie all diese alten Geschichten hören …
    Jedenfalls, die Moral von der Geschichte ist, dass meine Schwester und ich hier aufgewachsen sind, und am Ende war es fast so, als wären wir hier im Salento geboren. Ich selbst bin jedoch oft nach Procida zurückgekehrt, weil dort einige Vettern von uns wohnten, und außerdem, wie soll ich sagen … dieses Meer, das war das Meer meiner Heimat, und die Farben… und auch die Art zu reden habe ich mir ein wenig beibehalten, ja, mit meiner Schwester habe ich oft in diesem Dialekt gesprochen, und ich sage Ihnen noch etwas: Wenn meine Zeit gekommen ist, wer weiß, ob ich dann nicht dorthin zurückkehre. Außerdem hat auch Archina, nachdem das Unglück mit Narduccio Greco passiert war, nach Procida zurückkehren müssen. Einfach um die Wogen ein bisschen zu glätten und den Klatschweibern das Maul zu stopfen. Wer weiß! Vielleicht hat unser ewiger Vater das ja so vorgesehen, dass wir alle irgendwann wieder dorthin zurückkehren, wo wir herkommen. Auch wenn niemand genau weiß, was eigentlich aus ihr geworden ist, ob sie tot oder noch am
Leben ist, und wo. Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, war, als unser Vater im Sterben lag und sie ihn im Krankenhaus besuchte. Danach habe ich nichts mehr von ihr gehört.
    Aber auch hier ist es recht schön, das muss ich Ihnen sagen. Mittlerweile habe ich mich gut eingewöhnt … All diese rote Erde … Und was haben wir davon umgegraben, als wir noch jung waren! Die Grecos, bei denen ich als junges Mädchen arbeitete, hatten so viel Land und zwölftausend Olivenbäume …
    Gewiss, wir hatten Glück, denn kaum waren wir hier angekommen, erzählte uns eine Kusine von den Grecos, die mich sogleich, obwohl ich noch so jung war, in Dienst nahmen. Und was waren das für gute Leute, Donna Mariannina und Compare Narduccio! Von ihrer Seite der Familie hatten sie einen Haufen Land geerbt. Sie war bildschön und blond, einige Jährchen älter als er, aber sie waren einander zugetan, obwohl sie keine Kinder hatten, und niemals hat man sie streiten hören. Nie gab es Klatsch über ihr Haus … bis zu jenem verfluchten Tag.
    Auch unser Vater hatte Glück, denn er fand eine Arbeit auf dem Gutshof der Familie Santo, und was hatten die erst für Geld! Im Dorf wurde schlecht über sie geredet, vor allem über ihn, über Angelo Santo, der es zwar übel in den Knochen hatte, ganz krumm und bucklig ging und am Schluss sogar mit einem Wägelchen herumgefahren werden musste, doch die Leute herumkommandierte wie ein General. Es hieß, er sei geizig und böse, aber das sagte man nur hinter vorgehaltener Hand … Bei ihm lebten zwei Zwillingsschwestern, die älter waren als er, verbitterte, säuerliche Weiber, die keiner zur Frau haben wollte, nicht einmal die
Hunde hätten sie gewollt. Diese alten Jungfern verließen nie das Haus und versteckten die Lebensmittel unter dem Bett, damit sie von den Angestellten des Gutshofes nicht gefunden werden konnten, zu denen eben auch unser Vater gehörte. Doch unser Vater sagte zu Hause nie etwas über diese Dinge und beklagte sich auch nicht.
    Um auf meine Schwester zurückzukommen, so wuchs das kleine Mädchen am Anfang hier in Apulien gut heran. Archina spielte mit den anderen Kindern aus unserer Nachbarschaft, ging bereits zur Schule, und die Lehrerin meinte, sie sei ein kluges Kind. Und so gab es, bis sie acht Jahre alt war, überhaupt keine Probleme. Dann jedoch, ich weiß nicht, wie das kam, begann es mit ihr bergab zu gehen. Es schien, als wäre Archina krank, sie hörte auf zu essen, sprach kein Wort mehr, und wenn man sie etwas fragte, so gab sie keine Antwort. Sie bekam einen bösen Husten, man nennt das wohl Bronchialasthma, der einfach nicht besser wurde. Es hieß, der Husten rühre von einer trockenen Lunge her, und dazu kam auch noch ein Ausschlag am ganzen Körper, der nie ganz abheilte. Ich fragte sie: »Was hast du nur?«, aber sie sagte nichts, blieb immer stumm, und wenn sie doch
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