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Land der wilden Sehnsucht

Land der wilden Sehnsucht

Titel: Land der wilden Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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abheben wollte. Wenn ich Ihre Miene richtig deute, haben Sie auch davon nichts gewusst.“
    „Ich bin Amandas Cousine“, erinnerte sie ihn noch einmal. „Bitte vergessen Sie das nicht.“
    „Aber Sie stehen einander sehr nahe, nicht wahr?“
    Die Frage war ihr unangenehm. Amanda und sie waren zwar zusammen groß geworden, doch trotz Siennas aufrichtiger Bemühungen war keine wirkliche Freundschaft zwischen ihnen entstanden.
    „Amandas Eltern starben bei einem Autounfall, als sie fünf Jahre alt war. Sie kam zu uns und wuchs mit mir und meinem Bruder Emile auf. Er ist heute ein international anerkannter Architekt.“
    „Also eine künstlerisch begabte Familie“, stellte Blaine fest. „Darf ich fragen, womit Sie sich beschäftigen?“
    „Ich manage eine der drei Galerien meines Vaters und male selbst. Wie Sie eben sagten … es liegt in der Familie.“
    „Stellen Sie Ihre Bilder auch aus?“
    Siennas Blick belebte sich. Ihre bernsteinfarbenen Augen begannen zu strahlen, was jeden Mann entzücken musste – besonders, da es so natürlich wirkte. „Ich habe bereits vier Vernissagen hinter mir“, erzählte sie, „jedes Mal mit mehr Erfolg. Ich male Landschaften und gelegentlich Stillleben. Mein Vater ist auf Porträts spezialisiert, obwohl er eigentlich alles malen kann. Viele seiner Modelle waren berühmte Männer und, natürlich, schöne Frauen. Schöne Frauen faszinieren ihn.“ Sie lächelte. „Ich habe nicht sein Talent, aber er hilft mir … auch mit Kritik, wenn er es für nötig hält. Emile hängt genauso an ihm, ist aber nach New York gegangen, um sich aus eigener Kraft einen Namen zu machen. Wenn er zwischendurch nach Hause kommt, könnte man meinen, Zwillinge vor sich zu haben. Dad und Emile ähneln sich sehr.“
    Blaine hörte interessiert zu, aber Sienna wechselte doch lieber das Thema und fragte: „Wussten Sie, dass Mark und Amanda sich in Paris und nicht hier in Vancouver begegnet sind?“
    „Nein“, erwiderte Blaine. „Er war damals ein schwieriger, unausgeglichener junger Mann.“ Unnötig zu sagen, dass er unter großen Minderwertigkeitskomplexen gelitten hatte.
    „Soll ich lieber nicht über ihn sprechen?“, fragte sie.
    „Ich glaube, es ist alles gesagt“, antwortete er kurz angebunden.
    „Dann sollten Sie vielleicht erfahren, wie er Sie beurteilt hat.“
    „Jetzt nicht. Mark gehörte zur Familie. Sein Tod ist uns nicht gleichgültig.“
    „Natürlich nicht.“ Blaine hatte den Spieß geschickt umgedreht und Sienna dadurch beschämt. „Bitte verzeihen Sie mir. Ich dachte nur, dass es Amandas Haltung verständlicher machen würde, wenn Sie wüssten …“
    „… dass Mark mich gehasst hat?“ Er zog die dunklen Augenbrauen hoch. „Das weiß ich längst. Wir waren Rivalen, wie es manchmal unter Brüdern vorkommt. Obwohl wir in völliger Einsamkeit lebten, war unser Verhältnis zueinander nicht sehr eng. Wir haben nie zusammen gespielt oder etwas gemeinsam unternommen. Es ist schwer zu verstehen.“
    Für mich nicht, dachte Sienna. Sie hatte mit Amanda so ziemlich dasselbe erlebt.
    „Ich war der Erstgeborene, und Mark wuchs in dem Bewusstsein auf, dass ‚Katajangga‘, so heißt unsere Ranch, einmal mir gehören würde. Dabei hat er nie den Wunsch erkennen lassen, selbst einmal Viehzüchter zu werden.“
    Siennas Interesse wuchs. „Katajangga?“, wiederholte sie. „Seltsam, dass Mark den Namen nie erwähnt hat.“
    „Mark hat viel verschwiegen“, sagte Blaine bitter. „Der Name der Ranch hat eine lange Geschichte. Wörtlich übersetzt, bedeutet er so viel wie ‚Offenbarung‘ oder ‚viele Lagunen‘. Wenn sich nach heftigen Regenfällen die Billabongs wieder mit Wasser füllen, wird die Wüste nämlich zur Offenbarung.“
    „Erzählen Sie weiter, mich interessiert das sehr.“
    „Im Gegensatz zu Marks Witwe.“
    Sienna schüttelte den Kopf. „Amanda ist der Situation einfach nicht gewachsen, Mr Kilcullen. Das verstehen Sie doch, oder?“
    Blaine registrierte ihre Reserviertheit. „Wie gut kannten Sie Mark?“, fragte er geradeheraus.
    „So gut wie jeder andere“, erwiderte sie leicht gereizt.
    „Eine merkwürdige Antwort, falls Sie seine Frau nicht ausnehmen.“
    „Keine Spitzfindigkeiten, Mr Kilcullen“, warnte Sienna ihn und richtete sich in ihrem Stuhl gerade auf.
    „Davon bin ich weit entfernt.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Außerdem bestehe ich darauf, dass Sie mich Blaine nennen. Ich bin schließlich kein Monster. Das können Sie mir
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