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Land der wilden Sehnsucht

Land der wilden Sehnsucht

Titel: Land der wilden Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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Darin hatte sie es im Lauf der Jahre zur Perfektion gebracht. Da sie unglücklicherweise auch die typischen körperlichen Symptome herbeizaubern konnte, hatte man ihr immer wieder nachgegeben und ihr Verhalten mit dem frühen Verlust ihrer Eltern erklärt. Später musste man dann begreifen, dass sie ihre Zustände bewusst herbeiführte und sogar genoss.
    Auch heute hatte sie mit tränenüberströmtem Gesicht beteuert, dass sie außerstande sei, Marks grausamen, skrupellosen Bruder zu treffen.
    „Er wollte Marks Leben zerstören, Sienna. Erwartest du, dass ich mit diesem australischen Hinterwäldler die Friedenspfeife rauche? Ausgeschlossen!“
    Mark hatte den Hass auf seinen Bruder geradezu kultiviert. Er hatte ihn – allerdings immer nur in Andeutungen, ohne Beweise vorzubringen – für den Verlust seiner Heimat verantwortlich gemacht. Seinen Erzählungen zufolge wohnten die Kilcullens in einem schlossartigen Gebäude am Rande der Simpson Desert, irgendwo am Ende der Welt. Sienna hatte im Internet gelesen, wie atemberaubend sich die Wüste veränderte, wenn es regnete. Es war ein faszinierendes Naturwunder!
    Mark war anderer Ansicht gewesen. „Kanada gefällt mir“, hatte er gesagt. „Und es liegt weit weg von Australien.“ Dann konnte er sich plötzlich in wahre Wutanfälle hineinsteigern. Einmal hatte Sienna vorgeschlagen, Mark zu einem Psychiater zu schicken. Amanda war daraufhin hysterisch geworden, und Sienna hatte, wie üblich, nachgegeben.
    Siennas Cousine hatte Mark nicht in Vancouver, sondern in Paris kennengelernt, wo er in einem Hotel hinter der Bar stand. Amanda und Sienna waren dort Gäste gewesen.
    „Ich arbeite nur zum Spaß“, hatte er lachend erklärt. „Hier begegnet man den schönsten Frauen.“
    Spaß zu haben war Marks Lebensmotto gewesen. Jung und gut aussehend, war es ihm nicht schwergefallen, je nach Laune Gelegenheitsjobs zu finden. Feste Anstellungsverhältnisse hatte er abgelehnt. Amanda, selbst flatterhaft, war ihm auf den ersten Blick erlegen. Sienna, als die Ältere und Vernünftigere, war zurückhaltender geblieben – trotz seines bemerkenswerten Charmes.
    Niemand war sonderlich überrascht, als Mark den Cousinen einen knappen Monat später nach Vancouver folgte und sich der Familie vorstellte, die ihn unausgeglichen fand und nur aus Rücksicht auf Amanda respektierte. Die schlug alle guten Ratschläge in den Wind, was sie besser nicht getan hätte, wie sich bald herausstellte.
    Ein halbes Jahr später waren Amanda und Mark verheiratet. Siennas Vater hatte die Hochzeit im kleinen Kreis ausgerichtet. Von Marks Verwandten war niemand gekommen, dafür umso mehr vonseiten der Fleurys. Amanda war schon vor der Hochzeit schwanger gewesen, was niemand wusste, und hatte wenig später eine Fehlgeburt erlitten.
    Sienna hatte sich oft gefragt, ob Mark ihre Cousine wegen des Babys geheiratet hatte. Zugegeben, Amanda war hübsch und konnte lustig sein, wenn sie wollte, aber hatte er sie wirklich geliebt? Sienna bezweifelte es. Wahrscheinlich hatte er sie nur benutzt. Die Fleurys waren angesehen und wohlhabend. Aus Lucien war ein bekannter Maler geworden, Francine galt als kompetente Dermatologin, und Emile hatte als junger Architekt Karriere gemacht.
    Seltsamerweise hatte es Mark nie an Geld gefehlt. Er schien über eigenes Vermögen zu verfügen und wirklich nur aus Spaß zu arbeiten. Einmal hatte er gefragt, ob er nicht Partner in der Galerie werden könne, aber das hatte Sienna rundweg abgelehnt. Sie fühlte sich in Marks Nähe nicht wohl. Er verunsicherte sie, und etwa ein Jahr nach der Hochzeit kam der Grund dafür heraus. Sienna dachte nicht gern an den beschämenden Abend zurück.
    Seitdem hatte sie Mark verachtet …

2. KAPITEL
    „Hoffentlich fühlt sich Ihre Cousine morgen wieder so gut, um mit mir zusammenzukommen, Miss Fleury. Ich muss sie unbedingt persönlich sprechen.“
    „Natürlich“, erwiderte Sienna und dachte bei sich: Eher herrscht allgemeiner Weltfrieden, als dass Amanda ihr Bett verlässt.
    „Weshalb ist sie nun eigentlich nicht erschienen, Miss Fleury?“
    „Bitte … nennen Sie mich Sienna.“ Sie nippte an ihrem Cocktail. Die Wirkung, die von Blaine Kilcullen ausging, irritierte sie. Er schien magische Kräfte zu besitzen. Bei anderen Männern blieb sie eher gelassen, jedenfalls sagte man das von ihr.
    „Also gut … Sienna.“ Er lächelte flüchtig, was seinem Gesicht für einen Moment den strengen Zug nahm. „Sienna … so heißt selten eine Frau.
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