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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler
Autoren: F. Paul Wilson
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einen Mitbewohner. Von jetzt an teilen wir beide uns deinen Körper.«)
    »Mit anderen Worten, du hast von mir Besitz ergriffen!«
    (»Das stimmt nicht, Steve. Ich nehme dir eigentlich nichts weg, höchstens einen Teil deiner Privatsphäre, und das ist kaum von Bedeutung, da wir beide nun so eng miteinander verbunden sind.«)
    »Was gibt dir überhaupt das Recht, in meinen Geist einzudringen?« fragte Dalt schnell und fügte dann hinzu: – »und in meine Privatsphäre?«
    (»Nichts gibt mir das Recht dazu, aber du solltest mir mildernde Umstände einräumen. Sieh mal, noch vor ein paar Stunden war ich eine pelzige, flechtenfressende Höhlenschnecke ohne nennenswerte Intelligenz -«)
    »Für eine Schnecke kannst du dich ziemlich gut ausdrücken!« warf Dalt ein.
    (»Nicht besser oder schlechter als du auch, denn ich ziehe meine Intelligenz aus deiner. Weißt du, wir Alarets, wie ihr uns nennt, dringen in das Nervensystem jedes größeren Lebewesens ein, das nahe genug kommt. Ist es ein Hund, dann erreichen wir den Intelligenzgrad eines Hundes – dieses bestimmten Hundes. Ist es ein Mensch, und er überlebt, so wie du, dann besitzt der Alaret, der von dem Menschen Besitz ergriffen hat, einen wesentlich höheren Intelligenzgrad.«)
    »Gerade hast du den Ausdruck ›Besitz ergreifen‹ selbst gebraucht.«
    (»Das ist mir nur so herausgerutscht, ganz ehrlich. Ich habe nicht die Absicht, dich zu übernehmen. Das wäre völlig unmoralisch.«)
    Dalt lachte grimmig. »Was weiß eine ehemalige Schnecke schon über Moral?«
    (»Mit Hilfe deiner geistigen Fähigkeiten kann ich doch nun logisch denken. Und wenn ich logisch denken kann, warum soll ich nicht zu einem Sittenkodex kommen können? Dies ist dein Körper, und ich bin nur durch blinden Instinkt hier. Ich bin in der Lage, dich zu beherrschen – natürlich müßte ich darum kämpfen –, aber es wäre unmoralisch, das zu versuchen. Ich kann deinen Geist nicht verlassen, selbst wenn ich es wollte; du hast mich am Hals. Machen wir also das Beste daraus.«)
    »Wir werden sehen, ob ich dich wirklich nicht loswerden kann, wenn ich erst zurück im Schiff bin«, murmelte Dalt. »Aber ich hätte ganz gern gewußt, wie du in mein Gehirn gelangt bist.«
    (»Das weiß ich selbst nicht ganz genau. Ich weiß den Weg, auf dem ich in deinen Kopf eingedrungen bin – wenn du über das entsprechende anatomische Vokabular verfügen würdest, könnte ich ihn dir beschreiben, aber mein Vokabular entspricht deinem, und deins ist auf diesem Gebiet ziemlich begrenzt.«)
    »Was erwartest du? Ich habe nicht Medizin studiert!«
    »(Es ist sowieso nicht wichtig. Ich kann mich fast gar nicht an mein Leben erinnern, bevor ich in deinen Kopf kam, denn erst dann wurde ich meiner Existenz richtig bewußt.«)
    Dalt blickte auf sein Schaltpult und richtete sich auf. »Was immer du bist, verschwinde jetzt. Ich bin fertig zum Andocken und möchte nicht abgelenkt werden.«
    (»Nur zu gern. Du hast einen höchst faszinierenden Organismus, und ich muß noch eine ganze Menge kennenlernen, bevor ich völlig mit ihm vertraut bin. Bis dann, Steve. Es war nett, dich kennengelernt zu haben.«)
    Ein Gedanke durchfuhr Dalt: Wenn ich schon mal durchdrehe, dann auch richtig!

 
II
     
    Barre erwartete ihn am Dock. »Hast du Glück gehabt, Steve?«
    Dalt schüttelte den Kopf und wollte gerade etwas sagen, als er sah, daß Barre ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck anstarrte.
    »Was ist los?«
    »Du würdest es mir nicht glauben«, meinte Barre. Er nahm Dalt beim Arm und führte ihn vor einen Spiegel in einem nahegelegenen Umkleideraum.
    Dalt sah, was er erwartet hatte: einen großen, kräftigen Mann in der Kleidung eines Kwashi Sklaven. Gebräuntes Gesicht, kurzes, glänzendes braunes Haar … Dalt beugte plötzlich den Kopf, um sein Haar besser sehen zu können. Auf einer ungefähr ovalen Stelle auf seinem Kopf fehlten büschelweise Haare. Er fuhr mit seiner Hand darüber, und braune Haare rieselten vor seinen Augen auf den Boden. Als er mehrmals über die Stelle gestrichen hatte, war sie schließlich völlig kahl und seine blanke Schädeldecke reflektierte das Deckenlicht in den Spiegel.
    »Nicht zu glauben! Eine kahle Stelle!«
    (»Mach dir keine Sorgen, Steve«), sagte die Stimme in seinem Kopf, (»die Haarwurzeln sind nicht abgestorben. Das Haar wird wieder wachsen.«)
    »Verflucht noch mal, das will ich hoffen!« meinte Dalt laut.
    »Verflucht noch mal was?« fragte Barre verwirrt.
    »Nichts«, erwiderte Dalt.
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