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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo
Autoren: U Danella
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Krieg gezogen war, und zu Hause im Palast in Theben wartete seine Frau Alkmene, umgeben von ihrem Hofstaat. Sie liebten sich und führten eine glückliche Ehe.«
    Frobenius nickte seiner Frau zu. Das genügte. Es gab verschiedene Versionen über diesen Krieg, es gab sogar genaue Angaben, gegen wen er ihn führte, auch dazu gab es widersprüchliche Meinungen, und ob und wie diese Ehe zwischen Alkmene und Amphitryon zustande gekommen war, dazu gab es auch verschiedene Aussagen, so war das nun mal bei den alten Griechen.
    Nischt Jenaues weeß man nich
sagen die Berliner in solchen Fällen. Frobenius unterdrückte ein Lächeln.
    »Alkmene muss eine sehr schöne Frau gewesen sein«, fuhr Jana fort, »sie war Zeus, dem Gott der Götter, aufgefallen, und weil er Gefallen daran fand, seine Frau Hera zu betrügen, war es diesmal Alkmene, die er besitzen wollte.«
    Evi kicherte. »Das ist wie bei den Menschen auch.«
    »Muss wohl so sein.« Jana warf ihrem Mann einen Blick zu. Jetzt grinste er unverhohlen.
    Er hatte sie auch betrogen, das wusste sie. Vielleicht nicht so oft wie Zeus seine Hera. Genau wusste sie es nur von einem Mal, und sie hatte großzügig darüber hinweggesehen. Sein Beruf brachte ihn mit attraktiven Frauen zusammen und natürlich auch mit solchen, die sich von dem Verhältnis mit einem Produzenten Protektion erhofften.
    »In diesem Fall«, fuhr sie fort, »tut Zeus das, was Herr Klose einen Betrug nennt. Er nähert sich Alkmene in der Gestalt ihres Mannes, verbringt die Nacht mit ihr und …«
    »Und diese Alkmene hat das nicht gemerkt?«
    »Nein.«
    »Eigentlich sind es drei Nächte«, flocht Sebastian ein, »denn Zeus veranlasst Helios, den Sonnenwagen anzuhalten, sodass die Nacht sehr lange dauert.«
    Jana schüttelte den Kopf. Gar zu kompliziert durfte man es auch nicht machen.
    »Unglücklicherweise kommt Amphitryon am nächsten Morgen nach gewonnener Schlacht aus dem Krieg zurück, und plötzlich gibt es am Hof zu Theben Amphitryon zwei Mal. Das ist für alle sehr verwirrend, besonders für den echten Amphitryon, und für Alkmene selbstverständlich auch, doch dann gibt sich Zeus schließlich zu erkennen und kehrt in einer Wolke auf den Olymp zurück.«
    »Vielleicht sollte man hinzufügen«, sagte Will, »dass diese Nacht nicht ohne Folgen bleibt. Alkmene bringt einen Sohn zur Welt, Herakles. Und Herakles wird der größte Held aller Zeiten. Nachdem er große Taten vollbracht hat, darf er als Halbgott zu seinem Vater auf den Olymp. Alkmene allerdings erleidet das Schicksal aller Sterblichen.«
    »Sie starb?«, fragte Evi fassungslos.
    »Irgendwann sicher. Über ihr weiteres Leben weiß man nichts. Das war den alten Griechen nicht so wichtig.«
    »Wer will noch Kaffee?«, fragte Jana nach einer Weile, als keiner ein Wort sagte. Draußen schüttelte der Wind den Ahorn im Garten. Der Regen kam vielleicht noch in dieser Nacht.
    »Kleist beendet das Stück mit dem ›Ach!‹ der Alkmene. Ein schöner Schluss, das muss man zugeben. Sofern eine Schauspielerin diesen Laut aus Erkenntnis, Entsetzen und Entzücken richtig bringen kann. Die damals konnte es nicht«, sagte Sebastian.
    »Und Betrug war es eben doch«, beharrte Geraldine. »Zeus oder nicht Zeus.«
    »Am Schluss wussten sie ja Bescheid. Und weil es sich um Zeus handelte, gaben sich alle zufrieden. Auch Amphitryon«, sagte Will.
    »Woher wollen Sie dass wissen?«, widersprach Geraldine. »Vielleicht mochte er nicht mehr mit Alkmene schlafen. Vielleicht auch sie nicht mehr mit ihm, weil Zeus der bessere Liebhaber war.«
    Sebastian fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.
    »Nun macht die Sache nicht noch komplizierter, als sie es ohnehin schon ist. Dann müssten wir ja eine Fortsetzung schreiben.«
    »Du musst dir schon etwas einfallen lassen, wenn du einen neuen Amphitryon-Film drehen willst«, sagte Geraldine, die nun gar nicht mehr schüchtern wirkte. Sie sagte jetzt auch: einen neuen Film, was ihn ärgerte.
    Damals, als sie über den Amphitryon-Stoff endlos geredet hatten, waren sie ein Liebespaar gewesen. Geraldine war neunzehn und liebte ihn sehr. Zuvor hatte es nur ein einziges Erlebnis mit einem Mann gegeben, ein älterer Kollege ihres Vaters hatte sie verführt, als sie siebzehn war. Das hatte ihr nicht gefallen.
    Aber nun war es Liebe, bei ihr mehr als bei ihm.
    Er wusste jedoch noch genau, was sie damals über Amphitryon gesagt hatte.
    Sie hatte gesagt: »Ich würde es spüren, wenn ein anderer in mir ist. Wenn es du nicht bist. Ich
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