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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition)
Autoren: Lara Wegner
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ihr die Tür zu öf f nen und zum Abschied zuzuzwinkern.
     

     
    Vilettes Urteilsvermögen ließ stark zu wünschen übrig.
    Einen abgehalfterten Trunkenbold von überschätztem Ruf hatte er den Fä l scher genannt. Jeanne hatte sich auf diese Beschreibung verlassen, doch da der Mann nun einmal einen Ruf besaß – ob gerechtfertigt oder nicht – hielt sie es für ratsam, ihn mit freundlichen Worten aus dem Haus zu komplimentieren. Allerdings waren ihr die zurechtgelegten Floskeln bei seinem Anblick entfa l len. Im Vestibül stand ein Mann von hohem Wuchs und schlanker Statur. Verblüffend jung noch dazu, bedachte sie sein gefährliches Metier. Sein A n zug war schlicht, doch maßgeschneidert. Das Fehlen einer Perücke schrieb sie einer Laune zu. Kein Mann mit solchem Haar würde es verbergen. Es glänzte in einem satten Mahagoni und war zu einem Zopf im Nacken gebunden.
    „Ich bin überaus glücklich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind “ , säuselte sie, ergriff seinen Arm und führte den Mann in den Garten.
    Herrlich! Sie genoss es geradezu, sich auf die Wahrheit beschränken zu dü r fen, anstatt mit schmeichlerischen Lügen aufwarten zu müssen.
    Sie schlenderten über die Gartenwege, das Haus im Rücken.
    „Die Andeutungen Ihres Handlangers klangen lukrativ genug, um mein I n teresse zu wecken, Madame La Comtesse.“
    Die Art , wie er ihren Titel betonte , war unerhört. Er wusste Bescheid. Sacht schlug sie den Fächer auf seinen Unterarm und lachte auf. „Lukrativ für jeden von uns, Monsieur Brionne. Oder darf ich Sie Olivier nennen?“
    Mit einem stillen Lächeln sah er sie an. Seine Augen waren sehr hell. Scharfe Kristallsplitter, die auf ihr ruhten, ohne ihrem Dekolleté sonderlich viel Beac h tung zu schenken. Sie zupfte an den Spitzen des tiefen Ausschnitts, schlug d en Fächer auf und bedachte ihn darüber hinweg mit einem Augenaufschlag. Di e ser Mann war viel zu anziehend, um sich auf Geschäfte zu beschränken. Le i der verriet nichts in seiner Miene, ob er ähnlich prickelnde Gedanken in sich trug.
    „Kommen wir zur Sache?“, erkundigte er sich. Nüchterne Worte aus einem entschlossenen und zugleich sinnlichen Mund.
    „Zur Sache“, wiederholte sie und riss sich von seinen Lippen los. „Sie ke n nen Kardinal Rohan?“
    „Er ist Großalmosenier von Frankreich.“
    „Louis René Edouard de Rohan-Guéméné . “ Der Name zerging auf ihrer Zunge und entlockte ihr ein Schmunzeln. „Vor einigen Jahren war er Bo t schafter in Wien. Seinerzeit erkundigte sich die Kaiserin nach dem Befinden und Betragen ihrer Tochter. Da er ein ehrlicher Mann und ein schlechter Di p lomat ist, hielt er es für angebracht, aus dem Nähkästchen zu plaudern. W o durch er sowohl die Kaiserin von Österreich als auch unsere Königin verprel l te.“ Sie bogen in einen anderen Weg ein, lauschig und von hohen Buch s baumhecken gesäumt. „Ein ehrgeiziger Mann. Seine ganze Hoffnung richtet sich auf einen Ministerposten. Der König hält viel von seinen Fähigkeiten.“ Vertraulich rückte sie dichter zu Olivier auf und drückte seinen Arm an die Rundung ihrer Brust. „Zudem ist er seit Jahren zu unserer Königin in Liebe entbrannt.“
    Verschmitzte Fältchen zeigten sich um seine Augenwinkel. Sie wusste nicht, ob sein Amüsement den Herzensnöten des Kardinals oder ihrer Annäherung galt. Weder zog er sich zurück noch kam er ihr entgegen. Versuchsweise kli m perte sie mit den Wimpern.
    „Rohan ist ein reicher Mann, sollte ich vergessen haben, dies zu erwä h nen“, fuhr sie fort. „Er würde alles geben, um seinen Ehrgeiz zu stillen. Er würde noch viel mehr geben, wenn er die Gunst der Königin zurückerlangen kön n te.“
    „Es heißt, die Königin sei wählerisch in ihren Freundschaften.“
    Jeanne schürzte die Lippen zu einem Schmollmund. Unwiderstehlich. Diese Behauptung hatte sie, wie vieles andere über ihre Person, selbst in die Welt gesetzt. „Ach, das weiß ich nur zu gut . ’ Toinette kann entsetzlich nachtr a gend sein.“
    Er verzog die Lippen. Nun ja, ein Fälscher seines Formats durchschaute j e de Lüge. Er würde ihr niemals eine Freundschaft zur Königin abkaufen, o b wohl dieses Gerücht etliche Leichtgläubige in ihren Salon zog, denen sie ohne sonderliche Anstrengung das Geld aus den Taschen zog.
    „Olivier, lachen Sie etwa über mich?“
    „Meine Belustigung gilt einem Mann, der sich der unsinnigen Hoffnung hingibt, er könnte die verlorene Gunst einer stolzen Frau
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