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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition)
Autoren: Lara Wegner
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dass du in Hosen reitest und wie ein Husar im Sattel sitzt. Das würde ich gern mal sehen.“
    „Justin“, mahnte der Vater sacht.
    „Auf dem Land ist vieles anders“, rechtfertigte sie sich.
    „Ja, und deine Großmutter unterhielt uns in ihren Briefen häufig mit deinen Eskapaden“, warf er ein. „Geplünderte Süßspeisen, Kröten im Bett der K ö chin und Geschichten, mit denen du die Kinder im Dorf in Angst und Schr e cken versetzt hast.“
    „Die Wälder der Bretagne sind sehr groß, Papa. Es geschah zu ihrem Be s ten, denn es gab etliche, die sich darin verirrten. Ich war bei allen sehr b e liebt . “
    „Jetzt bist du jedenfalls zurück. Das wird ein Spaß“, krähte Justin.
    Sicher, ein gewaltig großer Spaß, bis der Ernst der Lage die Familie einholte. Obwohl die Fakten vom Gegenteil sprachen, schienen sie an eine Besserung glauben zu wollen. Allen voran Grandmère Claude , die, nachdem sie dem Abbé den Verlust seiner Schnupftabakdose ersetzt hatte, steif und fest darauf beharrte, es sei an der Zeit, sich der Familienpflicht zu stellen. Worin diese bestand, konnte Viviane an zwei Fingern abzählen.
    Heirat und ein tadelloser Ruf.
    Ersteres galt es abzuwenden, letzteres würde wohl ein Wunschtraum ble i ben. Sie sollte schleunigst dafür sorgen, den Schaden zu begrenzen.
    „Auf meiner Fahrt nach Paris habe ich über meine Zukunft nachgedacht, Papa.“
    Sein Kinn sank auf die Brust. „Deine Zukunft wird sich wie die jeder Dame gestalten, Viviane.“
    Na bitte, sie hatte es geahnt.
    „Hochzeit halten!“, bestätigte Justin fröhlich und schlug sich auf den Sche n kel. „Juliette wird sich die Haare raufen. Sie träumte immer davon, die erste Braut in der Familie zu werden.“
    Die Verschnürung ihres Korsetts knirschte leise unter ihrem tiefen Ate m zug. Sie schlug den Fächer auf und wedelte sich Luft zu. „Ich möchte dem keinesfalls vorgreifen und Juliette die Aussicht auf eine hohe Mitgift nehmen.“
    Zum ersten Mal, seit sie den Salon betreten hatte, hoben sich die Mundwi n kel ihres Vaters zu einem Lächeln. Er faltete die Hände über dem Bauch, vielmehr über jenen Hohlraum zwischen den Rippen, wo bei anderen Herren seines Alters häufig ein gediegenes Bäuchlein saß. „Ich bin in der vorteilhaften Lage, all meinen Töchter n eine beträchtliche Mitgift zu gewähren, Viviane. Jede von e uch hat Aussichten auf eine außerordentlich gute Partie.“
    „Sicher“, stimmte sie eifrig zu. „Jedoch habe ich einen anderen interessanten Plan vorzuschlagen, Papa, und dazu benötige ich Geld. Meine Mitgift würde ausreichen, um ihn zu verwirklichen.“
    „Was denn für ein Plan?“, fragte Justin perplex, als könnten Frauen keine Pläne haben.
    „Ein Pensionat an der Küste der Bretagne. Dort möchte ich den Töchtern aus gutem Hause eine tadellose Erziehung zuteilwerden lassen. Ausgerichtet nach ganz neuen Methoden, die ich selbst ausarbeitete. Ich wollte …“
    Einhalt gebietend hob der Marquis die Hand, während Justin sie verdutzt anstarrte.
    „Du bist kaum eine Stunde zu Hause, Viviane. Über deine Zukunft können wir später reden. Deine Mutter hat dich sehnlich erwartet, und auch sie hat Pläne. Die meisten habe ich vergessen, so vielfältig sind sie. Ich schlage vor, du lässt dich von ihr einweihen. Erneuere deine alten Freundschaften, reite mit deinem Bruder aus, sammle Verehrer. Schlicht, genieße dein Leben, bevor du eine Entscheidung triffst.“
    Sprachlos lauschte sie seinen Vorschlägen. Jeder einzelne würde ihrer Ne i gung Vorschub leisten. Das Leben genießen bedeutete, Fehltritte zu begehen. Diese führten wiederum auf direkten oder verschlungenen Wegen zu einem Skandal. Paris war nicht die Bretagne, wo Großmutter die Hand über sie g e halten hatte. Hier gab es zu viele Augen, zu viele Ohren und zu viel G e schwätz. Für ihre Eltern mochte es bequem sein, die Tatsachen zu leugnen, Viviane konnte das nicht. Sie war kein Kind mehr, sie trug Verantwortung für ihr Verhalten. Sie konnte sich nicht überwinden, vor Justin davon zu spr e chen.
    Ihr Vater zog eine Taschenuhr hervor und klappte den Deckel auf. Brilla n ten glitzerten und zogen ihren Blick an, als wären es Magneten . In ihren Fi n gerspitzen setzte das verwerfliche Kribbeln ein.
    „Deine Mutter wird gerade Toilette machen. Du solltest sie nicht länger warten lassen.“
    Da ihr keine Ausrede einfiel, die Begegnung mit ihrer Mutter weiter hinau s zuschieben, verließ sie den Salon. Justin war so freundlich,
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