Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kupferglanz

Titel: Kupferglanz
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
zum Saunen. Ich bezweifelte allerdings, dass Anita es ihm erlauben würde. Sie mochte mich ebenso wenig wie ich sie. Die Antipathie war gleich bei unserer ersten Begegnung da gewesen.
    Koivu hatte uns unbedingt miteinander bekannt machen wollen. So hatten Antti und ich Koivu in Leppävaara besucht, und schon bei der zweiten Flasche Bier hatte Anita angefangen zu nörgeln.
    «Pekka, du solltest nichts mehr trinken, du musst morgen arbeiten. Und bei Frauen wirkt Alkohol ja wohl noch stärker als bei Männern ? »
    Als Koivu Fleischklößchen, Nudelsalat und geriebene Möhren servierte, nahm Anita nur Möhren mit Hüttenkäse ‐ sie war Vegetarierin. Ich ertappte mich dabei, wie ich mein Brot doppelt so dick mit Butter bestrich und bei jeder Gelegenheit lästerlich fluchte. Anitas Vegetarismus klang mir eher nach Gesundheitsfanatismus, und sie schien auch Koivu zu einer anderen Lebensweise zwingen zu wollen. Bei ihrer spitzen Bemerkung über den Kognak, den Koivu zum Kaffee anbot ‐ Anita trank natürlich weder Kognak noch Kaffee, sondern Kräutertee ‐, wurde mir klar, dass sie eifersüchtig war. Ich fing an, über Anttis und meine Zukunftspläne zu reden, und schmiegte mich ganz gegen meine Gewohnheit an ihn, aber nicht mal das schien zu helfen.
    Jetzt machte ich mir Sorgen um Koivu. Der Arme war offensichtlich wahnsinnig verliebt und stand völlig unter dem Pantoffel. Im August wollten sie heiraten.
    Hoffentlich passte in der Kirche jemand auf mich auf, sonst würde ich Koivu bestimmt in letzter Minute zurufen: «Heirate um Himmels willen nicht diese Nörgelziege! »
    Antikainen kam rein und sagte, er führe nach Joensuu, um die Ferienhauseinbrecher zu vernehmen. Zwei Finnen und ein Nachbar aus dem Osten, die Beute sollte angeblich zum größten Teil über die Grenze geschafft werden. Da hatten die Lokalzeitungen wieder mal Gelegenheit, den Russenhass zu schüren. Und die kleinen finnischen Ganoven machten sich diese Stimmung zunutze. Einer, der im Frühjahr einen Kiosk aufgebrochen und schon zweimal für das gleiche Delikt gesessen hatte, hatte allen Ernstes geglaubt, den Verdacht von sich ablenken zu können, indem er ein paar Rubelscheine am Tatort zurückließ. Sein Pech, dass auf den Banknoten seine Fingerabdrücke waren.
    Nach der Arbeit fuhr ich eine Runde um das Alte Bergwerk. Oben auf dem Turm war ich ewig nicht mehr gewesen. Seit ein paar Jahren war er jetzt gesperrt.
    Vielleicht ergab sich bei der Eröffnungsparty am Freitag eine Gelegenheit hinaufzusteigen. Der Hügel glänzte kupfergelb, der helle Sandboden ließ den Turm noch dunkler und steinerner aussehen. Sein Schatten starrte mir noch lange nach, als ich nach Kuusikangas fuhr.

Zwei
    Ich hatte gerade meine allabendlichen sechs Kilometer gejoggt und mir den Schlafanzug angezogen, als ich ein Auto auf den Hof fahren hörte. Es war erst acht, und ich hoffte, dass mich nichts Dienstliches erwartete. Ein Klopfen, und gleich darauf kam Johnny herein.
    «Grüß dich. Gehst du schon schlafen?» Sein Lächeln war das gleiche wie vor fünfzehn Jahren, so umwerfend, dass ich mir in Gedanken die Ohren langzog.
    «Nö, ich bin eben vom Joggen gekommen. Setz dich doch, ich wollte sowieso gerade Tee kochen.»
    Johnny setzte sich in Onkel Penas Schaukelstuhl und versuchte, Mikko auf seinen Schoß zu locken. Ich verdrückte mich erst an den Herd und setzte Wasser auf, dann ins Schlafzimmer, um mir einen Slip anzuziehen und ein Sweatshirt, das hoffentlich verbergen würde, dass ich keinen BH trug. Beim Anziehen stellte ich fest, dass meine Hände zitterten. Aus dem Spiegel auf der kupferbeschlagenen Kommode starrten mir unruhige dunkelgrüne Augen entgegen.
    «Ich dachte, ich schau mal vorbei, weil wir gestern nur so kurz miteinander reden konnten», sagte Johnny und sah mich prüfend an. «Du hast dich überhaupt nicht verändert.»
    «Guck mal genauer hin, dann siehst du alle Falten. Und was in meinem Kopf steckt, hat sich ganz schön verändert, Gott sei Dank.»
    «Machst du noch Musik?»
    «Eigentlich nur noch so für mich. Antti, mein Freund, spielt Klavier, und manchmal improvisieren wir zusammen. Aber in einer Band hab ich seit meinem ersten Jurasemester nicht mehr gespielt. Und du? Gibtʹs die Synthetischen Tiger noch?»
    « Schon seit Jahren nicht mehr, aber zwischendurch hatten wir mal so ʹne Gruppe, da hat auch euer Gitarrist von damals, der Jaska Korhonen, mitgespielt.
    Aber man wird allmählich alt. Die Stimme ist auch weg, vom ewigen Brüllen im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher