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Kunterbunte Tiergeschichten

Kunterbunte Tiergeschichten

Titel: Kunterbunte Tiergeschichten
Autoren: Christa Zimmermann
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rücksichtslos mit einem Aufsetzer auf meinen Brustkorb
weiter auf die Lehne des Sofas. Ich japste nach Luft, bevor ich mich
umdrehte und versuchte, das zu entdecken, was Muffin so entsetzt
hatte. Ich sah nichts, aber Muffin starrte weiter in eine bestimmte
Ecke und gab dabei ein hohes, maunzendes Geräusch von sich. Das
war sein Alarmzeichen, er hatte etwas erspäht. Er huschte über die
Sessellehne und lief der Minifliege nach, sprang dann auf das Bücherregal und vergaß in seinem Jagdeifer alles um sich her. Er sah
nur noch diese eine Fliege. Einige Male schlug er mit der Pfote nach
ihr und drehte sich dabei einmal um sich selbst. Schneller als ich
reagieren konnte, sah ich, wie sich eine Porzellanfigur selbstständig
machte und vornüber herunterkippte. ,,Muffin !!!“, brüllte ich. Aber
es war zu spät. Der Kater zuckte kurz zusammen, doch mehr wegen
des Lärms beim Aufschlagen des Porzellans als aus Angst vor mir.
Na ja, es war nicht mehr zu ändern, kaputt ist eben kaputt. Sollte ihn
doch meine Tochter besser erziehen! Ich wollte jetzt nicht mit ihm
schimpfen.
Die für mich noch immer beinahe unsichtbare Fliege hatte jetzt wohl
das Bücherregal verlassen, denn Muffin rannte im Galopp aus dem
Wohnzimmer und hinein ins Schlafzimmer. Ich hinterher! Muffin
sprang aufs Bett und von dort immer wieder in die Luft, um die
Fliege mit einer Pfote zu fangen. Dann hüpfte er auf die Wäschekommode, seine Nase starr in die Höhe gerichtet, um die Fliege nur
ja nicht eine Sekunde aus den Augen zu verlieren. Wieder drehte
er sich einige Male wild um sich selbst, um dann erneut unzählige Male mit der Pfote in die Luft zu schlagen. Ich war fasziniert
von seiner Ausdauer und seiner Wendigkeit. Aber all sein Bemühen
nützte nichts, denn er erwischte nicht die Fliege, dafür aber die Tapete. Es machte ratsch, und mit seinen Krallen zog er einen Streifen
Tapete von der Wand.
,,Muffin“, brüllte ich mit Donnerstimme, ,,jetzt lass doch endlich diese blöde Fliege in Ruhe! Du kriegst sie ja doch nicht!“
Dieser Kater, der einmal mein erklärter Liebling war, schaute mich
nur vorwurfsvoll an. Er verstand einfach nicht, warum ich ihm dieses Katz-und-Fliege-Spiel nicht gönnte. Ja, manchmal können auch
Menschen wahre Ekel sein!
Diese wenigen Sekunden hatten genügt, dass die Fliege entkommen
konnte. Hektisch sprang mein Kater von der Kommode, nahm wütend die Verfolgung auf, bis er sie endlich wieder im Wohnzimmer
entdeckte. Quer rannte er durchs Zimmer und schlug nach dem MiniUngeheuer.
Ratlos stand ich daneben und überlegte fieberhaft, wie ich wohl die
weitere Zerstörung der Wohnung verhindern könnte. Den Kater jetzt
zu fangen, das war zwecklos, denn er rutschte mir immer wieder
durch die Finger und wollte sich bei seiner Jagd nicht stören lassen.
Wie glatt so ein seidiges Fell war, merkte ich erst jetzt.
Nun war Muffin in der Nähe eines Fensters. Die Fliege kletterte wohl
an den Gardinen hoch, denn bevor ich eingreifen konnte, um das
Schlimmste zu verhindern, sprang mein Wildkater hinterher. Aber
damit nicht genug, er zog sich am Stoff immer höher, um in die Nähe
der Fliege zu kommen. Ich sprang auf das Fenster zu, um Muffin
fortzureißen, aber ich war wieder zu spät. Menschen können eben
manchmal nicht so schnell reagieren wie die Tiere. Das merkte ich
jetzt schmerzlich. Mit fürchterlichem Gepolter krachte Muffin samt
der Gardine und der Deckenleiste herunter.
Im ersten Augenblick war ich sprachlos und nicht fähig, zu schimpfen oder irgendetwas zu sagen. Ich starrte nur auf die Trümmer, die
jetzt vor meinen Füßen lagen, und auf dieses mir völlig unbekannte
Wesen, das dieses Chaos ausgelöst hatte.
Ich wäre noch nicht einmal fähig, auf einen kleinen, lieben Kater aufzupassen, würde sicher meine Tochter sagen. Von wegen lieb! Dieses
Monstrum befreite sich jetzt aus dem Gardinenhaufen, kam auf mich
zu und strich mir schnurrend um die Beine.
Ja, was soll ich sagen?! Diesem Charme konnte ich natürlich nicht
widerstehen. ,,Ach, mein armer Kater, hast du dir weh getan?“, fragte
ich mit rauer Stimme.
Er gab ein allerliebstes Miau von sich und strahlte mich unschuldig
an. Alles war vergessen. Und so einem Strahlemann konnte ich doch
nicht länger böse sein!
Die Fliege war natürlich nicht mehr zu sehen. Hoffentlich tauchte sie
auch so schnell nicht wieder auf!
Der Doppelgänger
    Endlich hatten meine beiden Mädchen es geschafft, mich umzustimmen und ihnen ein
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