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Küsse und andere Katastrophen

Küsse und andere Katastrophen

Titel: Küsse und andere Katastrophen
Autoren: Jill Shalvis
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als wartete er auf etwas. Und als er auffordernd die Augenbrauen hob, merkte Taylor, dass sie gehen sollte.
    Schade, dachte sie, dass er mich nicht besser kennt. Sonst wüsste er, dass ich nur das tue, was mir passt, und mich nicht darum kümmere, was andere von mir erwarten. “Ich war nicht damit einverstanden, dass die Arbeiten heute schon beginnen”, erklärte sie.
    “Aber Sie haben den Vertrag unterschrieben.”
    Das hatte sie allerdings. Ihre geliebte Kommode hatte sie verkaufen müssen, um die erste Anzahlung leisten zu können, und es würden noch viele Zahlungen fällig werden. Aber die Arbeiten sollten erst morgen beginnen, und Taylor brauchte noch diesen einen Tag der Ruhe.
    Anscheinend war Mac der Ansicht, es sei alles geklärt, denn er wandte sich ab und ging mit der Gelassenheit eines Mannes, der gelernt hat, geduldig zu sein, zurück an seine Arbeit. Erneut hob er den Vorschlaghammer und schlug damit gegen die Südwand. Seine Arme streckten und beugten sich, und die deutlich ausgeprägten Muskeln bewegten sich in perfektem Gleichklang. Taylor wurde in keiner Weise mehr beachtet, während Mac die Mauer bis auf die Stahlträger herausschlug.
    Fassungslos sah sie zu und war gegen ihren Willen fasziniert von der körperlichen Gewalt, die Mac ausübte. Sein Körper kam ihr wie eine perfekte Maschine vor. “Äh … entschuldigen Sie.”
    Der Vorschlaghammer hob und senkte sich vollkommen gleichmäßig. Was für eine Kraft mag dazu nötig sein, überlegte sie und betrachtete wie gebannt Macs Muskeln. Wieder überkam sie ein Schauer, und das lag mit Sicherheit nicht daran, dass es in dem Raum zu kühl war. Im Gegenteil. Der Mann schwitzte, und auch Taylor wurde es heiß.
    Ganz offensichtlich war es zu lange her, seit sie in den Armen eines Mannes Erfüllung gefunden hatte. “Mac?”
    Er blickte nicht einmal zu ihr hin, und das verunsicherte sie. Taylor hatte ihre Wirkung auf Männer schon früh erkannt, als ihr schlaksiger Teenagerkörper sich in etwas verwandelt hatte, wovon alle Männer träumten. Seit jener Zeit schaffte sie es spielend, dass jedes Wesen mit Bartwuchs sich nach ihr umdrehte.
    Im Augenblick wurde sie allerdings vollkommen ignoriert. Verdammt!, dachte sie, als in diesem Moment auch noch ihr Handy klingelte. Sie hielt es sich ans Ohr und steckte sich einen Finger in das andere, weil Mac solchen Lärm machte.
    “Hallo?”
    “Ich habe schlechte Neuigkeiten”, verkündete Mrs. Cabot, die Besitzerin eines exklusiven Antiquitätengeschäfts am anderen Ende der Stadt.
    “Schlechte Neuigkeiten?”, wiederholte Taylor überrascht.
    Der Vorschlaghammer sank zu Boden, und Mac drehte sich um.
    Taylor und er blickten sich in die Augen.
    Es kam ganz unvermittelt, und Taylor empfand es wie eine Explosion im Kopf. Dieser Mann hatte so faszinierende Augen, dass sie zum ersten Mal im Leben bei einem Gespräch den Faden verlor. Sie biss sich auf die Unterlippe und suchte krampfhaft nach einer wenigstens halbwegs vernünftigen Erwiderung. Ihr Puls begann zu rasen, als Mac den Blick zu ihrem Mund wandern ließ.
    Das bildest du dir alles ein!, sagte sie sich. Er fühlt sich nicht zu dir hingezogen und du dich nicht zu ihm. Das wäre vollkommen unpassend. Andererseits hatte sie sich nach ihrem entsetzlichen Verlust von damals zwar geschworen, ihr Herz nie wieder zu verschenken, aber Enthaltsamkeit musste damit ja nicht zwangsweise verbunden sein.
    Nervös befeuchtete sie die Lippen mit der Zunge, als der Blick ihres Bauunternehmers noch tiefer glitt. Ganz unverhohlenes Verlangen sprach aus diesem Blick.
    Oh Mann! Mühsam konzentrierte Taylor sich auf das Telefonat. “Was gibt’s denn?”
    Mac stellte den Hammer hin.
    Tat er das ihretwegen? Taylor konnte das kaum glauben. Das würde ja heißen, dass er zu so etwas wie Umsicht und Rücksichtnahme fähig war! Wahrscheinlich war er nur fertig mit seinem heutigen Arbeitspensum.
    “Tut mir leid”, sagte Mrs. Cabot, “was den Kerzenleuchter aus dem neunzehnten Jahrhundert betrifft, so sind Sie überboten worden.”
    Schlagartig vergaß Taylor Mac. Sie umklammerte den Hörer. “Was wollen Sie damit sagen? Hat noch jemand ein Angebot für den Kerzenleuchter abgegeben?”
    “Sie wurden überboten von …”, Taylor hörte leises Rascheln am anderen Ende der Leitung, “… von einer Isabel W. Craftsman.”
    Darauf hätte Taylor eigentlich selbst kommen können. Nur ein Mensch in der Stadt konnte den Wert des Leuchters genauso gut einschätzen wie sie selbst
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