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Küsse und andere Katastrophen

Küsse und andere Katastrophen

Titel: Küsse und andere Katastrophen
Autoren: Jill Shalvis
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einem der schmutzigen und staubigen Ladenräume. Von der Straße her hörte Taylor Menschen, die vorbeigingen, sich unterhielten und lachten. Shopping war früher mal ihr liebstes Hobby gewesen, und insgeheim sehnte sie sich manchmal danach zurück.
    Doch auch das musste sie auf einen fernen Tag verschieben.
    Taylor wandte sich den Geschäftsräumen auf der linken Seite zu, und das Hämmern wurde noch lauter. Sie öffnete die Tür zu einem kurzen Flur und wurde in den hinteren Zimmern von einer gigantischen Staubwolke empfangen. Der Lärm war hier so laut, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte, doch sobald sie eintrat, verstummte das Hämmern.
    Verwundert blieb sie stehen und atmete den Schmutz ein. Die Luft war an diesem heißen Frühlingstag in Kalifornien ohnehin schon schwül und drückend, und Taylor überlegte, wie lange es dauern würde, bis ihr sorgfältig gelocktes Haar, von dem sie einige Strähnen unter ihrem Strohhut hervorgezupft hatte, ihr in schlaffen Strähnen ins Gesicht hängen würde.
    “Sie sind mir im Weg”, erklang eine tiefe barsche Stimme hinter ihr.
    Taylor fuhr herum und blinzelte, um trotz des Staubs, der sich langsam senkte, etwas zu erkennen. Inmitten von all dem Schmutz und Staub stand ein Mann. Eine Hand hatte er auf die Hüfte gestützt, in der anderen hielt er einen riesigen Vorschlaghammer, dessen Stiel an seine Schulter gelehnt war.
    Einen Moment lang war sie sprachlos, und das kam bei ihr nur sehr selten vor.
    Als sich der Staub noch mehr senkte, erkannte Taylor in dem Mann Thomas Mackenzie, ihren Bauunternehmer. Den größten Teil ihrer bisherigen Abmachungen hatten sie per Telefon und E-Mail erledigt, aber ein paar Mal hatten sie sich auch getroffen. Da war er aber sauber und ordentlich angezogen gewesen. Im Moment war er keines von beidem.
    Obwohl sie immerhin knapp einen Meter siebzig groß war, musste Taylor den Kopf in den Nacken legen, um dem mindestens zehn Zentimeter größeren Mackenzie ins Gesicht zu sehen. Beim letzten Treffen hatten sie beide am Tisch gesessen, und Taylor hatte ihn nicht als so groß, so muskulös, so beeindruckend in Erinnerung.
    Im Moment zog er die Mundwinkel abfällig nach unten. Seine Augen hatten den goldbraunen Farbton von gutem alten Whiskey, und sein Blick wirkte verärgert. Sein Haar wies fast denselben Farbton auf wie seine Augen. Seine Stirn wurde teilweise von einem blauen Schweißband verdeckt. Der Mann machte einen sehr ernsten Eindruck und wirkte mit seinem wilden Äußeren mehr als nur ein bisschen gefährlich.
    Bei diesem Gedanken lief Taylor ein Schauer über den Rücken, obwohl sie sich für dieses seltsame Prickeln fast schämte. Weshalb fiel ihr denn ausgerechnet jetzt ein, dass sie sich zwar für ein Leben als Single entschieden hatte, keineswegs aber für das einer Nonne? Sie mochte schöne Dinge und wusste alles zu schätzen, was eine schöne Form besaß. Dieser Mann war trotz seines mürrischen Blicks ein wahres Prachtexemplar, und bei seinem Anblick erwachten ihre Sehnsüchte und Begierden schlagartig zum Leben.
    Andererseits stand sie gar nicht auf wilde Kerle, und ihr entging nicht, dass dieser Mann hier genau zu wissen schien, wie er sich zur Geltung bringen konnte. Taylor griff auf denselben Trick zurück, den sie anwandte, wenn sie auf Flohmärkten ein Möbelstück sah, von dem sie auf den ersten Blick begeistert war, das sie sich aber nicht leisten konnte.
    Geh einfach weg, sagte sie sich. Langsam trat sie einen Schritt zurück und riskierte einen letzten Blick auf dieses Musterbeispiel männlicher Schönheit, wobei sie alle Einzelheiten registrierte.
    Lange kräftige Beine in weicher abgetragener Jeans. Abgenutzte Arbeitsstiefel mit Profilsohle. Die muskulösen Arme und die breite Brust waren ihr schon aufgefallen. Das T-Shirt spannte sich wie eine zweite Haut über dem Oberkörper. Der Mann war groß und schlank, voller Energie und ungekünstelt. Genau solche Männer mochte sie, vorausgesetzt, sie legte es darauf an, einen kennenzulernen. Was momentan nicht der Fall war.
    “Sie stehen mir immer noch im Weg”, stellte er fest.
    “Ihnen auch einen guten Morgen, Mr. Mackenzie.”
    Er stieß die Luft aus. “Mac.”
    “Wie bitte?”
    “Nennen Sie mich Mac. Der Name passt zu mir.”
    “Wirklich? Zu Ihnen passt eher etwas wie Mr. Überheblich.”
    Seine Lippen verzogen sich zum Anflug eines Lächelns. “Aber wenn man mich mit Mac anspricht, antworte ich eher.”
    “Also gut. Mac.”
    Reglos stand er da,
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