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Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren
Autoren: Tessa Radley
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zu Kopf. Die Luft im Museum schien ihr auf einmal unerträglich, und sie konnte kaum noch atmen. Plötzlich wurde ihr schlecht, aber ihr Vater würde es ihr nie verzeihen, wenn sie sich auf den Marmorboden übergab – ein Bild, das sich die Zeitungsfotografen nicht entgehen lassen würden.
    „Clea!“
    Die Hände, die sich auf ihre Schultern legten, fühlten sich vollkommen vertraut an und doch auf schmerzhafte Weise fremd. Sie schüttelte sich, als wollte sie das Gefühl von Kälte abwerfen, das sie erfasst hatte. Er ist tot. Die Finger auf ihren Schultern waren jedoch warm und kräftig, und ohne Zweifel gehörten sie einem Lebenden.
    Es war kein Geist. Es war ein Mensch. Ein Mann, der ihr so vertraut war wie kein anderer.
    „Werde jetzt bloß nicht ohnmächtig“, warnte er sie mit seiner unverkennbar tiefen, leicht heiseren Stimme.
    „Nein.“ Sie war noch nie in Ohnmacht gefallen. Doch sie spürte, wie schwach sie war, und fühlte sich benommen. „Du bist doch tot!?“ Sie schnappte nach Luft, ehe sie hinzufügte: „Wie kannst du dann hier sein?“
    Clea!
    Ein brennendes Verlangen überwältigte Brand, ein Verlangen, das er schon viel zu lange nicht mehr verspürt hatte. Er zog die Frau an sich, von der er jeden Tag – und jede Nacht – geträumt hatte, und sog ihren Duft ein, eine berauschende Mischung von Honig und Jasmin, die ihn die Augen schließen ließ. Cleas Wärme und Wohlgeruch drangen in jede seiner Poren.
    Er glitt mit den Fingern über ihre Schultern, die zierlicher waren als früher. Die Knochen zeichneten sich deutlich ab, doch ihre Haut war noch immer genauso weich wie einst. „Du bist dünner geworden.“
    Sie zuckte zusammen. „Schon möglich.“
    Brand schmiegte sein Gesicht an ihren Hals. Wie eine eiserne Klammer umfassten die aufgestauten Emotionen seine Brust.
    „Ich habe dich vermisst“, hauchte er. „Du ahnst gar nicht wie sehr.“ Ohne sie hatte er sich leer gefühlt, wie ein lebender Toter. Er schloss die Arme noch fester um ihre zarte Gestalt und flüsterte ihr etwas zu. Sein Atem kitzelte Clea am Hals.
    „Brand, ich kann dich nicht verstehen.“ Sie schob ihn ein wenig von sich. „Hier drin ist es zu laut. Lass uns irgendwohin gehen, wo es ruhiger ist.“
    Sie löste sich aus seiner Umarmung, und ein Gefühl des Verlusts durchfuhr Brand.
    Clea hielt ihm die Hand hin. „Komm!“
    Er nahm ihre Hand, und sie zog ihn hinter sich her. Gemeinsam schlängelten sie sich durch die dichte Schar der Gäste, die ihnen vereinzelt nachschauten. Durch eine offene Flügeltür entkamen sie in einen langen Gang, der auf eine Trennwand aus Glas zuführte. Clea blieb vor der gläsernen Tür stehen. Sie ließ Brands Hand los und suchte in ihrer Clutch nach der Schlüsselkarte, die sie dann durch den Sicherheitsschlitz zog. Die Tür sprang auf, und Brand folgte Clea in einen Empfangsbereich. „Mein Büro ist dort hinten.“
    Er blieb etwas zurück. „Früher war es doch unten im Erdgeschoss.“
    Sie streckte ihr Kinn nach vorne, eine Geste, die er nur allzu gut von ihr kannte. Sein Herz zog sich zusammen.
    „Ich bin ein paar Stufen nach oben geklettert“, sagte sie und betrachtete ihn gespannt. „Ich bin jetzt eine wichtige Person hier.“
    Als sie das Licht anschaltete, leuchteten in ihrem schwarzen Haar einige kupferfarbene Strähnen auf – wie ein Zeichen des Feuers, das in ihr loderte.
    In ihm brandete glühend heiße Leidenschaft auf.
    Wie sehr er sie vermisst hatte! Ihre Berührungen ebenso wie die Gespräche. Am meisten aber hatte er die Momente der Lust vermisst, die sie gemeinsam erlebt hatten.
    Clea!
    Er musste sie in die Arme schließen, sie sofort berühren, um sicher zu sein, dass sie wirklich hier bei ihm war. Und nicht etwa ein Gespenst, das wie ein Traum verschwand, sobald die Sonne aufging. Er neigte seinen Kopf zu ihr und presste seine Lippen auf ihre. Überrascht stöhnte sie auf, doch dann gab sie sich seiner Umarmung hin.
    Ihr Mund schmeckte wunderbar und verführerisch. Brand ließ zitternd die Finger ihren Rücken hinaufgleiten, immer weiter, bis in ihre weichen, zusammengebundenen Locken. Clea legte den Kopf in den Nacken, und er küsste sie noch verlangender.
    Sie schmiegte sich an ihn, und er spürte ihre Brüste, die voller wirkten, auch wenn Clea offenbar abgenommen hatte. Früher hatte sie sich immer beklagt, sie sei zu unweiblich. Etwas, das sich geändert zu haben schien. Wie so vieles anderes.
    Gegen diese Art der Veränderung hatte Brand überhaupt
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