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Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren
Autoren: Tessa Radley
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anders zu überlegen.
    Brands Blick wanderte über die Menge zwischen den Glasvitrinen voller unermesslich wertvoller Antiken und den Tischen mit Erfrischungen. Noch immer keine Spur von jener Frau, nach der er sich so sehr sehnte. Er drängte sich an drei älteren Damen vorbei, die ungehemmt Klatschgeschichten austauschten, während sie ständig den Raum nach neuen Opfern absuchten. Brand wollte schon angewidert den Mund verziehen, doch dann lächelte er. Früher hatte er solche Frauen insgeheim als Society-Hyänen beschimpft, doch nach den zurückliegenden entbehrlichen Monaten erfreute er sich an jedem Lachen.
    Sein Blick traf den von einer der Frauen, und er sah, wie sich ihre dunkel mit Mascara umrahmten Augen ungläubig weiteten. Sie hatte ihn erkannt. Sie, das war Marcia Mercer, eine einflussreiche Gesellschaftskolumnistin, wie Brand sich erinnerte.
    „Brand … Brand Noble?“
    Er nickte ihr kurz bestätigend zu, ehe er entschlossen weiterging, ohne darauf zu achten, wie sich die Leute nach ihm umdrehten und anscheinend über ihn zu tuscheln begannen.
    Da sah er sie. Endlich.
    Brands Mund wurde trocken, und er nahm den Lärm der Stimmen um ihn herum kaum noch wahr. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Clea.
    Sie lächelte, und ihre Augen leuchteten. Ein schimmerndes Abendkleid umspielte ihre weiblichen Kurven, ihre Arme waren nackt bis auf einen Goldarmreif, der im Schein der ausladenden Kronleuchter glänzte. An der linken Hand blitzte der Ehering auf, den er für sie ausgesucht hatte.
    Brand atmete tief ein.
    Einen Augenblick lang dachte er, sie hätte die vollen Locken abgeschnitten, in die er ganz vernarrt war. Aber als sie sich etwas drehte, erspähte er eine lange Strähne, die sich aus dem zusammengebundenen Haar gelöst hatte. Er atmete aus und merkte erst jetzt, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Clea wirkte dynamisch und voller Lebensfreude, und sie war überwältigend schön.
    Eine Welle des Verlangens durchlief ihn, und in seiner Brust spürte er einen undefinierbaren, stechenden Schmerz.
    Er sah, wie Clea nach dem Ärmel eines Smokings griff. Als Brand erkannte, wen sie da berührte, kniff er die Augen bedrohlich zusammen. Harry Hall-Lewis gab es also auch noch. Clea hob das Gesicht und lächelte ihr Gegenüber strahlend an. Am liebsten hätte Brand sie fortgezogen, in seine Arme, um sie für immer festzuhalten.
    Sie gehört mir. In ihm tobten die Gefühle, und sein männlicher Instinkt beherrschte ihn in diesem Moment ganz und gar.
    „Champagner, Sir?“
    Der Kellner lenkte ihn von Clea ab. Brands Hand zitterte, als er ein Glas vom Tablett nahm. Mit großen Schlucken stürzte er das goldene Getränk die ausgetrocknete Kehle herunter. Während er das leere Glas abstellte, bemühte er sich, ruhig zu atmen.
    Endlich war er wieder zurück – und nichts konnte ihn noch länger von der Frau fernhalten, deren Lächeln ihm noch in den dunkelsten Momenten vor Augen gestanden hatte.
    Als er aber seinen Blick noch einmal durch den Raum schweifen ließ, waren Clea und ihr Begleiter verschwunden.
    Nachdem Clea sich vor dem Ägyptischen Saal kurz mit ihrem Vater unterhalten hatte, schlüpfte sie hinter eine mächtige Säule, während Harry sich in die Menge stürzte, um ihr etwas zu trinken zu holen. Sie lehnte sich gegen den kühlen Stein und schloss die Augen. Wenn ihr Vater sie hier sehen könnte, dann würde er ihr einen Vortrag über ihre Pflichten halten: wie wichtig es war, Kontakte zu pflegen und sich den wartenden Fernsehkameras zu präsentieren. Clea verzog den Mund zu einem resignierten Schmollen. Natürlich hatte er recht. Aber sie brauchte ein wenig Zeit für sich und war nicht in der Stimmung für Small Talk. Im Gegenteil wurde ihr sogar leicht schwindlig von dem tosenden Stimmengewirr.
    „Clea.“
    Diese Stimme! Sie wirbelte herum wie eine Marionette an ihren Fäden. Ihre Augen waren weit aufgerissen, der Schrecken nahm ihr die Luft.
    Atemlos flüsterte sie: „Brand?“
    Das konnte nicht sein! Ungläubig blinzelte sie. Brand ist tot.
    Der Mann aber, der auf sie zukam, war groß, braun gebrannt und konnte nicht lebendiger sein.
    Ihr lief es erst heiß, dann kalt den Rücken herab. Der Mann musste ein Doppelgänger ihres toten Mannes sein – des Mannes, den sie vor acht Monaten offiziell für tot hatte erklären lassen, einen Monat, nachdem man ihr seinen Ring übergeben hatte.
    Es musste sich um eine grausame Fata Morgana handeln. Brand war fort. Für immer. Das Blut stieg ihr
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