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Kuess mich, Playboy

Kuess mich, Playboy

Titel: Kuess mich, Playboy
Autoren: Sandra Marton
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International Airport landete. Er hatte einen Charterflug nehmen müssen, weil Falco mit dem Firmenjet nach Athen unterwegs war. Das fachte seine üble Laune nur noch mehr an. Das Einzige, was seine Beherrschung aufrechterhielt, war das Wissen, dass mit dem Ende des Tages diese lächerliche Geschichte vorbei wäre.
    Vielleicht – aber auch nur vielleicht! – erzähle ich den anderen in ein paar Wochen davon, dachte er, als er in die Hitze des sizilianischen Frühherbstes trat. Ratet mal, wo ich letzten Monat war … Und dann könnten sie sich zusammen vor Lachen darüber ausschütten.
    Vielleicht würde es ja auch gar nicht so schlimm werden. Es war ein schöner Tag. Auf der Fahrt nach San Giuseppe würde er irgendwo in einer kleinen Trattoria haltmachen und etwas essen. Er würde Freddo Cordiano anrufen und ihm Bescheid geben, dass er auf dem Weg war. Dann würde er dem alten Mann die rheumatische Hand schütteln, die Entschuldigung vorbringen und Vater und Tochter höflich erklären, dass er gar nicht an eine Heirat dachte. Vor allem bei der Tochter würde er behutsam vorgehen, schließlich konnte das arme Ding nichts dazu. Und schon am Abend wäre er wieder zurück in Palermo. Die Angestellte im Reisebüro hatte alles arrangiert, auf ihn wartete ein Hotelzimmer in einem ehemaligen Palast – sehr gediegen, hatte sie gesagt. Er würde sich einen Drink auf dem Balkon genehmigen, oder vielleicht würde er auch in einen Nachtklub gehen. Italienische Frauen waren schließlich auf der ganzen Welt bekannt für ihre Schönheit. Die, der er nachher begegnen würde, sicherlich nicht, aber die war heute Abend ja schon Geschichte.
    Eine schwere Last hob sich von seinen Schultern. Bis Rafe beim Mietwagenschalter ankam, lächelte er sogar vor sich hin.
    Aber nicht lange.
    Er hatte einen Geländewagen bestellt. Eigentlich zog er schnittige Sportwagen vor, wie die Corvette, die zu Hause für ihn bereitstand, aber ein Blick auf die Landkarte hatte ihm gezeigt, dass San Giuseppe hoch in den Bergen lag. Da war die Wahl eines Vierradantriebs wohl besser.
    Doch was auf ihn wartete, war kein Geländewagen, sondern eines von diesen Autos, die er verabscheute. Ein bulliges schwarzes, amerikanisches Vehikel, eines von der Sorte, die sein Vater und dessen Kumpane bevorzugten.
    Ein Mafiosi Spezial.
    Der Angestellte hinter dem Schalter zuckte gleichgültig die Achseln. Scusi , das beruhe wohl auf einem Missverständnis, aber etwas anderes hätten sie im Moment auch nicht frei.
    Na großartig, dachte Rafe, als er hinters Steuer stieg. Der Sohn eines Gangsters auf dem Weg, einen dubiosen Auftrag auszuführen, in einem Gangsterauto. Jetzt fehlte ihm nur noch die dicke Zigarre zwischen den Zähnen.
    Seine gute Laune war dahin.
    Und sank stetig. Die Folge aneinandergereihter Schlaglöcher verdiente die Bezeichnung „Straße“ nicht, „Katastrophe“ wäre ein passenderes Wort. Zehn Meilen. Zwanzig. Dreißig. Und noch immer war ihm kein anderes Auto entgegengekommen. Zum Glück, musste er wohl sagen. Die Straße war gar nicht breit genug für zwei Autos.
    Ein schwarzer Schatten brach zwischen den Bäumen hervor und sprang auf die Straße. Rafe stieg in die Bremsen. Die Reifen blockierten, der Wagen begann zu schlingern. Rafe steuerte mit aller Macht gegen. Es kostete ihn seine ganze Kraft, um den Wagen zum Halten zu bringen. Als das Ungetüm dann endlich stand, hing die Motorhaube ein gutes Stück über dem gähnenden Abgrund.
    Rafe regte sich nicht. Seine Finger umklammerten krampfhaft das Lenkrad. Sein Herzschlag hämmerte laut in seinen Ohren. Der Motor war ausgegangen und kühlte tickend ab.
    Das Ticken des abgewürgten Motors wurde leiser, Rafes rasender Puls langsamer. Er atmete tief durch, um wieder Luft in seine Lungen zu befördern. Also gut. Jetzt ganz langsam und vorsichtig zurücksetzen …
    Etwas schlug gegen die Fahrertür. Rafe drehte den Kopf zum halb heruntergelassenen Seitenfenster. Da draußen stand ein Mann, offensichtlich schon für ein frühes Halloween verkleidet – schwarzes Hemd, schwarze Hose, schwarze Stiefel.
    Und ein uralter Colt mit einem langen Lauf – der direkt auf Rafes Kopf zielte.
    Er hatte die Geschichten über sizilianische Wegelagerer gehört und sie immer spöttisch verlacht. Nur ein Narr würde jetzt noch lachen.
    Der Mann da draußen winkte abrupt mit der Pistole. Was hieß das? Raus aus dem Wagen? Kam ja gar nicht infrage! Wieder dieser Ruck mit der Waffe. Oder war das … ein Zittern?
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