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Kuess mich, Playboy

Kuess mich, Playboy

Titel: Kuess mich, Playboy
Autoren: Sandra Marton
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nicht? Vielleicht war es ja amüsant, was der Alte ihm mitteilen wollte. Also setzte er sich, streckte die langen Beine aus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nun?“
    Cesare zögerte. Ein bemerkenswerter Anblick. Rafe hatte seinen Vater noch nie zögern gesehen.
    „Es stimmt, ich sterbe nicht“, sagte sein alter Herr schließlich.
    Rafe schnaubte nur.
    „Ich meine, natürlich werde ich eines Tages sterben.“ Noch ein Moment des Zögerns. „Niemand kennt den genauen Zeitpunkt, aber bei einem Mann in … nun, in meiner Position ist es möglich, dass das Ende unerwartet kommt.“
    Noch eine Premiere. Cesare hatte niemals zuvor auch nur eine Andeutung auf seine Verbindungen gemacht.
    „Ist das deine diskrete Art, durchblicken zu lassen, dass etwas ansteht? Dass Mutter, Anna und Isabella in Gefahr sind?“
    Cesare lachte. „Du hast zu viele Filme gesehen, Raffaele. Nein, nichts ‚steht an‘, wie du es ausdrückst. Und selbst wenn es so wäre: Der Kodex unserer Leute verbietet es, Familienmitglieder zu verletzen.“
    „Es sind deine Leute, nicht unsere“, korrigierte Rafe scharf. „Und der Ehrencodex von Schakalen hat mich nie beeindruckt.“
    „Wenn meine Zeit kommt, werden deine Mutter, deine Schwestern und deine Brüder gut versorgt sein. Ich bin ein reicher Mann.“
    „Ich will dein Geld nicht. Meine Brüder auch nicht. Und wir sind durchaus in der Lage, für mamma und unsere Schwestern zu sorgen.“
    „Fein. Dann gib es weg. Du wirst damit machen können, was du willst.“
    Rafe nickte. „Gut.“ Er wollte sich erheben. „Ich nehme an, das Gespräch ist damit …“
    „Setz dich“, sagte Cesare wieder und fügte ein Wort hinzu, das Rafe noch nie von seinem Vater gehört hatte. „Bitte.“
    Der alte Mann beugte sich fast unmerklich vor. „Ich schäme mich nicht für mein Leben“, sagte Cesare leise. „Aber es gibt ein paar Dinge, die ich vielleicht nicht hätte tun sollen. Glaubst du an Gott, Raffaele? Du brauchst nicht zu antworten. Was mich angeht, so weiß ich es nicht. Aber nur ein Narr würde die Möglichkeiten ignorieren, dass das, was er in seinem Leben getan hat, nicht eines Tages seine Seele in Mitleidenschaft ziehen könnte.“
    Rafes Lippen verzogen sich zu einem abfälligen Lächeln. „Für solche Überlegungen ist es jetzt wohl zu spät.“
    „In meiner Jugend habe ich ein paar Dinge getan …“ Cesare räusperte sich. „Falsche Dinge. Nicht für la famiglia , sondern aus reinem Egoismus. Diese Dinge haben mich beschmutzt.“
    „Und was hat das mit mir zu tun?“
    „Ich habe dem Mann, der mir als Einziger geholfen hat, als niemand anders mir helfen wollte, etwas von großem Wert gestohlen“, gab Cesare unwillig zu. „Ich will Wiedergutmachung leisten.“
    „Schick ihm einen Scheck“, sagte Rafe kalt.
    „Das reicht nicht.“
    „Einen hohen Scheck. Mach ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann. Das ist es doch, was du normalerweise tust, nicht wahr? Du bist der Mann, der sich alles kaufen kann.“
    „Raffaele. Als Mann und als dein Vater bitte ich dich um deine Hilfe.“
    Eine verblüffende Bitte. Rafe verabscheute seinen Vater für das, was er war … doch jetzt stürzten unwillkommene Erinnerungen auf ihn ein. Cesare, wie er ihn auf der Schaukel im Garten anstieß. Cesare, der ihn tröstete, weil der Clown auf seinem vierten Kindergeburtstag ihn halb zu Tode geängstigt hatte.
    Reue brannte in den Augen des Vaters. Wie viel Aufwand konnte es schon sein, einen Scheck zusammen mit einer Entschuldigung persönlich zu überbringen? Ob es Rafe gefiel oder nicht, der Mann, der ihn jetzt so flehentlich ansah, hatte ihm das Leben geschenkt, ihm und seinen Geschwistern. Er hatte seine Familie geliebt und auf seine Art immer für sie gesorgt. In gewisser Hinsicht hatte er sie alle sogar zu dem gemacht, was sie heute waren. Wenn er auf seine alten Tage plötzlich ein Gewissen entwickelte, das war doch nichts Schlechtes, oder?
    Rafe atmete tief durch. „Na schön.“ Er sprach hastig, weil er wusste, wie leicht es wäre, doch noch seine Meinung zu ändern. „Was soll ich tun?“
    „Habe ich dein Wort, dass du es tun wirst?“
    „Ja.“
    Cesare nickte. „Du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich dir.“
    Zehn Minuten später sprang Raffaele wütend auf. „Bist du verrückt geworden? Und das soll ein einfacher Gefallen sein? So kann man es natürlich auch beschreiben! Du erwartest ernsthaft von mir, dass ich in ein Kaff auf Sizilien fahre und irgendein
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