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Kuess mich doch - Roman

Kuess mich doch - Roman

Titel: Kuess mich doch - Roman
Autoren: Carly Phillips
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alles richtig verstanden habe«, sagte Charlotte Davis. »Ich klicke auf das Zeichen, das aussieht wie ein Kompass, um das Internet zu betreten. Dann schiebe ich die Maus …«
    »Den Cursor«, verbesserte Lexie ihre Großmutter und schob die warme, faltige Hand, die die Maus steuerte, ein wenig nach vorn, um den Cursor über den Bildschirm zu bewegen.
    Die alte Dame stöhnte enerviert auf. »Also, ich schiebe den Cursor hier rüber, klicke einmal in das Feld, und dann kann ich alles, was ich wissen will, giggeln, richtig?«
    »Googeln, nicht giggeln!« Lexie schüttelte den Kopf und versuchte, über den Versprecher ihrer Großmutter nicht zu lachen.
    Wer hätte gedacht, dass es sie so viel Zeit und Nerven kosten würde, der alten Dame ein paar Computer-Nachhilfestunden
zu geben! Lexie tat es zwar gern, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich davon versprach, künftig mit ihrer geliebten Grandma wieder jederzeit via Internet Kontakt aufnehmen zu können, aber anstrengend war es trotzdem. Mittlerweile war ihr klar, dass die Aufmerksamkeitsspanne der alten Dame auf maximal dreißig Minuten beschränkt war, aber diesmal hatten sie noch nicht einmal eine Viertelstunde hinter sich.
    Der alte Computer ihrer Großmutter hatte vor einer Weile den Geist aufgegeben, und deshalb hatte Lexie, Webdesignerin und leidenschaftliche Laptop-Nutzerin, sie kürzlich mit einem nagelneuen Laptop überrascht.
    Auf diese Weise konnte sie nun, wenn sie wieder einmal das Fernweh packte, beruhigt durch die Weltgeschichte gondeln und musste sich keine Sorgen mehr machen, wenn sie länger nichts von ihrer Großmutter hörte. Bei ihrer letzten Reise hatte sich Lexie nämlich bei jeder längeren Funkstille unwillkürlich gefragt, wer wohl nun das Zeitliche gesegnet hatte, ihre Grandma Charlotte oder doch bloß die in die Jahre gekommene Blechkiste.
    Sie betrachtete die alte Dame von der Seite. Man sah ihr nicht an, dass sie bald ihren achtzigsten Geburtstag feiern würde. Charlotte Davis war sowohl körperlich als auch geistig noch sehr fit. Sie war gesund und sah blendend aus für ihr Alter, trotz der selbst gefärbten roten Haare und des jahrzehntealten Hauskleides, in dem sie ständig herumlief und zu dem sie stets ihren
antiken Schmuck trug – üblicherweise eine Halskette und dazu passende Ohrringe. Lexie konnte nur hoffen, dass sich ihre Großmutter auch weiterhin so gut halten würde.
    »Oh, es ist ja schon fünf Uhr. Zeit für Eyewitness News! « Charlotte griff nach der Fernbedienung und schaltete den großen Fernseher ein, der in einer Ecke des Wohnzimmers stand.
    »Kann das nicht noch eine Viertelstunde warten? Wir sind mit dem Wichtigsten über das Internet fast durch.«
    »Wir können den Fernseher ja im Hintergrund laufen lassen. Du weißt doch, dass ich immer wissen will, was in der Stadt so los ist.«
    Lexie nickte. Das wusste sie in der Tat. Wenn man den Worten ihrer exzentrischen Großmutter Glauben schenken wollte, hatte sie einst ein aufregendes Leben geführt und viele berühmte Leute gekannt. Im reifen Alter von neunundsiebzig Jahren und dreihundertneununddreißig Tagen sah Grandma Charlotte täglich fern und las die Zeitung, um zu erfahren, wen sie diese Woche wieder überlebt hatte. Lexie hatte es längst aufgegeben, ihr zu erklären, dass der Tod ganz gewöhnlicher Bürger nicht in den Fernsehnachrichten erwähnt wurde. Doch was ihre Großmutter an den Nachrichten auf Channel 7 am meisten interessierte, war ohnehin …
    »Bill Evans!«, rief Charlotte und deutete auf den attraktiven Wetteransager.
    Lexie, die ihre Hoffnungen auf eine Fortsetzung der
Nachhilfestunde rapide dahinschwinden sah, biss sich auf die Innenseite der Wange. »Grandma, hier spielt die Musik.«
    »Lass uns nachher weitermachen. Oh, guck mal, was der Bursche für süße Grübchen hat!«
    Wieder deutete Charlotte mit der faltigen Hand zum Fernseher. »Kein Vergleich mit Bill Evans natürlich, aber auch nicht ohne.«
    Lexie warf einen Blick auf den Bildschirm und stellte fest, dass ihre Großmutter nicht mehr vom Wetteransager sprach.
    Die Schlagzeile Journalist vereitelt Raubüberfall erregte ihre Aufmerksamkeit, aber noch weit mehr erregte der Mann, um den es ging, ihr weibliches Interesse. Sie konnte den Blick gar nicht mehr von ihm abwenden. Er war braungebrannt und muskulös, hatte blaue Augen und dunkle Haare, die ihm bis in den Nacken reichten; und nicht zuletzt die bereits erwähnten Grübchen ließen ihn ausnehmend sexy wirken. Eben versuchte die
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