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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht
Autoren: Bernd Rümmelein
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zögerlich und war in seinen Augen viel zu vorsichtig und abwartend.
    Sollte es ihnen jedoch gelingen, rasch auf Fee Fuß zu fassen, konnten sie die Geschicke Ells aus der Sicherheit Fees heraus lenken, selbst wenn ihre Existenz auf Ell durch die Lesvaraq womöglich gefährdet würde. Sein Bruder hätte keinen Grund mehr, sich vor den Lesvaraq zu fürchten und weiterhin abzuwarten. Vielleicht waren sie dann nicht einmal mehr auf das Buch der Macht angewiesen, das er und Saijkal seit ewigen Zeiten händeringend begehrten. Aber zur Umsetzung ihres Plans brauchten sie fähige und ihnen treu ergebene Mitstreiter, die auf Ell rar geworden waren.
    Ihr Vorhaben musste gelingen. Er würde sich nicht durch die beiden Bedenkenträger davon abbringen lassen. Saijrae konnte sich nicht vorstellen, dass er mit seinen Fähigkeiten einem Wesen – selbst wenn es magisch begabt war – unterlegen sein könnte. Er musste herausfinden, was es mit den Hexen auf sich hatte.
    »Wie locke ich eine Hexe aus ihrem Versteck hervor?«, wollte der dunkle Hirte wissen, der bislang weder eine Behausung noch eine Hexe am See entdeckt hatte.
    »Begebt Euch einfach ans Ufer und wartet darauf, was geschieht«, schlug Haisan vor, »sie wird von selbst erscheinen, wenn sie es für richtig hält. Alleine Eure Anwesenheit auf Fee verschiebt das Gleichgewicht. Es wird nicht allzu lange dauern,bis es zu einem Ausgleich kommen wird. Blickt auf die Wasseroberfläche!«
    Saijrae trat einige Schritte vor und starrte neugierig auf das Wasser vor ihm. Er war überrascht, als er plötzlich die Geburt eines Kindes beobachten durfte, die sich direkt vor seinen Augen abspielte. Das Kind lächelte über das ganze Gesicht und strahlte aus sich heraus, kaum nachdem es seinen ersten Atemzug getan hatte.
    »Was ist das für ein Spuk?«, fragte der dunkle Hirte.
    Er war verwirrt und dachte, er erläge einem Trugbild. Die Szene wirkte auf den dunklen Hirten echt, und es fiel ihm schwer, sich ihrer Faszination zu entziehen.
    »Die Geburt einer Lichtgestalt«, antwortete Hofna, »irgendwo auf Fee.«
    »Der Ausgleich«, rief Haisan, »… so schnell!«
    »Das Kind ist mächtig. Es muss euren Kräften ebenbürtig sein, sobald es erwachsen ist und gelernt hat, damit umzugehen«, merkte Hofna an.
    »Unsinn«, zürnte Saijrae, »ihr täuscht euch. Das kann nicht sein. Ich werde euch zeigen, welche Macht dieses Kind hat!«
    Der dunkle Hirte kniete sich am Ufer nieder, beugte sich vor und streckte eine Hand ins Wasser des Sees. Saijrae schloss die Augen, nahm die Dunkelheit der Umgebung in sich auf und konzentrierte sich, leerte seinen Geist und wurde eins mit dem Wasser des Sees. Seine Hand wurde Teil des Bildes. Sie bewegte sich auf das Kind zu, als wollte sie es packen. Unaufhaltsam näherte sie sich dem Neugeborenen und legte sich sofort um dessen Hals, als sie den Säugling erreicht hatte. Den schützenden Armen der verzweifelt schreienden Mutter entrissen, drückte die Hand zu, bis das Kind mit weit aufgerissenen Augen blau anlief, zappelte und schließlich zu zucken aufhörte. Die Zunge hing ihm aus dem Mund. Saijrae hatte das Kind getötet.
    »Bei den Kojos, was habt Ihr getan?«, rief Haisan, »das ist Wahnsinn!«
    »Habt ihr es nicht gesehen? Die Lichtgestalt ist tot, so wie es sein muss. Kaum geboren und schon durch die Macht des dunklen Hirten gestorben. Schnell und ohne Aufsehen«, lächelte der dunkle Hirte, der seine Hand inzwischen wieder zurückgezogen und sich erhoben hatte.
    »Das Gleichgewicht wird sich etwas anderes einfallen lassen, Eure Anwesenheit auf Fee auszugleichen. Ihr hättet das Kind leben lassen sollen. Es war weit entfernt, auf der anderen Seite des Kontinents, und wäre keine Gefahr für Euch gewesen. Wir wissen nicht, was nun folgen wird«, sagte Hofna.
    »Das weiß niemand außer …«, erwiderte der dunkle Hirte.
    »… außer den Wächtern des Buches und dem Buch selbst«, unterbrach Haisan seinen Herren.
    »So ist es«, meinte Saijrae, »Ihr habt sehr gut aufgepasst und verstanden, wie wichtig Ulljans Werk ist und warum mein Bruder und ich das Buch für uns beanspruchen müssen. Also wisst ihr auch, dass wir stets nur das tun, was in dem Buch geschrieben steht. Das Kind durfte nicht leben.«
    »Aber Herr«, warf Haisan ein, »das Buch schreibt uns die Zukunft nicht vor. Keinem von uns. Ihr entscheidet selbst, was Ihr tut.«
    »Seid ihr euch dessen so sicher?«, Saijrae schüttelte den Kopf, »ich bin es nicht.«
    Das Wasser des Sees geriet in
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