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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht
Autoren: Bernd Rümmelein
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Wie ist das möglich?«
    Saijrae war in der Lage, Grün-, Rot-, Blau- und Gelbtöne zu sehen. Die Farben wirkten anders als auf Ell, satter und leuchtender, aber sie waren da. Die Bäume um ihn herum trugen großflächige schwarze Bätter, durch die sich leuchtend rote Adern zogen. Die Baumstämme selbst schimmerten rötlich und sie bewegten sich im aufkommenden Wind langsam hin und her. Das Rauschen ihrer Blätter klang wie ein leises Flüstern, als ob sie den dunklen Hirten willkommen hießen.
    »Als ob Blut durch ihre Adern fließt«, dachte der dunkle Hirte.
    An diesem Ort wirkte eine Macht, die Saijrae nie zuvor erlebt hatte. Er spürte die Magie um sich herum, die im Boden unter seinen Füßen, in jedem Stein, jeder Pflanze und sogar in der Luft zu stecken schien. Saijrae glaubte ein leises Knistern zu hören, als er seine Finger spreizte. Er atmete tief ein und spürte ein Kribbeln in seinen Lungen.
    Vor ihm lag ein See, dessen Oberfläche sich in leichten Wellenbewegungen kräuselte. Der dunkle Hirte ließ seinen Blick umherschweifen und entdeckte weitere Seen ähnlichen Ausmaßes.
    Er ging zu dem flach abfallenden Ufer des Sees vor ihm. Der Boden gab bei jedem seiner Schritte nach. Saijrae hatte den Eindruck als würde er darauf federn. Er bückte sich und griff mit den Händen nach dem dicht gewachsenen Moos unterseinen Füßen. Vosichtig strich er mit den Fingern über die Oberfläche, die sich anfühlte, als bestünde sie aus einer Fellschicht. Warm, weich und pelzig.
    Das Wasser war kristallklar. Saijrae konnte bis auf den Grund des Sees blicken. Unter der Wasseroberfläche vollführten zahlreiche bunt leuchtende Fische in immer wiederkehrenden gleichgerichteten Bewegungen eine Art Tanz. Sie schwammen auf und ab und dann wieder im Kreis herum. Die Formation des Schwarms änderte sich nicht. Der Tanz übte eine hypnotisierende Wirkung aus. Saijrae hatte das Gefühl, als ob der See aus sich heraus pulsieren und das Leuchten der Fische mit jeder Runde intensiver würde. Eigentlich war er nicht anfällig für solcherlei Einflüsse. Doch dem munteren Spiel der Fische konnte er sich nicht entziehen. Er war fasziniert und verwundert. Saijrae wurde schwindelig. Die Fische bewegten sich schneller und schneller, bis er sie nicht mehr einzeln unterscheiden konnte und sie eine einzige miteinander verbundene und fließende Bewegung waren. Das Pulsieren des Sees und die Farben zogen den dunklen Hirten in ihren Bann.
    »Vorsicht!«, warnte eine seltsam verfremdete, aber vertraute Stimme. »Tretet nicht zu nah an das Ufer, Herr.«
    Saijrae wurde aus seinem Bann gerissen, löste sich widerwillig vom Anblick der kreisenden Fische und drehte sich abrupt nach der Stimme um. Hinter ihm standen Haisan und Hofna in ihrer monströsen Gestalt, die sie von den magischen Brüdern als Ersatz für ihre von Metaha zerstörten Körper erhalten hatten.
    »Die Kröte und die Schlange«, dachte Saijrae, »welch freudige Überraschung!«
    Obwohl sie ihm in der neuen Gestalt noch nicht vertraut waren, hätte er sie doch jederzeit an ihren Augen wiedererkannt. Haisans Glutaugen starrten den dunklen Hirten erwartungsvoll an, während Hofna seinen Herren aus den gelbenAugen eher verhalten und abwartend musterte, als fürchte er eine Bestrafung.
    »Wie habt ihr mich gefunden?«, wollte der dunkle Hirte wissen.
    »Das war nicht schwer«, antwortete Haisan, dessen Aussprache hin und wieder von einem lauten Quaken durchbrochen wurde.
    »Wir spüren Eure Präsenz selbst durch die stärksten magischen Strömungen«, zischelte Hofna in seiner Gestalt als Riesenschlange.
    »Außerdem schickte uns Euer Bruder eine Nachricht, die Euer Kommen ankündigte«, ergänzte Haisan, »wir machten uns sofort auf den Weg, nachdem der weiße Schäfer durch das Auge zu uns gesprochen hatte.«
    »Aber Eure Anwesenheit auf Fee zieht sich wie ein gleißendes Licht, wie eine gut sichtbare Fährte durch die Dunkelheit. Findet Ihr es nicht eigenartig, dass ausgerechnet der dunkle Hirte eine solch deutliche Spur in der Nacht hinterlässt?«
    »Doch. Es befremdet mich und weckt Zweifel in mir, ob die Dunkelheit auf Fee in ihrer ganzen Reinheit die Nacht ist, für die sie sich ausgibt.«
    »Ihr solltet Euch besser vorsehen«, meinte Hofna, »dies ist unbekanntes Land und es birgt viele Gefahren. Die Magie ist stark und gänzlich anders als auf Ell. Ihr würdet sie als frei und ungezügelt bezeichnen, kaum zu bändigen. Selbst wir konnten auf Fee noch nicht alles ergründen,
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