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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht
Autoren: Bernd Rümmelein
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sollte. Hätte er nur auf seinen Bruder und die Leibwächter gehört! Doch nun war er in die erste Falle geraten, die ihm auf Fee gestellt worden war. Saijrae schämte sich.
    Die Hexe sprach einen Zauber aus, der die Eisdecke schmelzen ließ. Es war alles wie zuvor, bevor der dunkle Hirte den magischen Kontinent betreten hatte. Das Gleichgewicht war wiederhergestellt.
    Saijrae sah, wie die Hexe zu den beiden Leibwächtern ging, die in einiger Entfernung noch immer reglos ausharrten.
    »Es ist vollbracht«, sagte die Hexe laut und deutlich, sodass der dunkle Hirte sie hören konnte, »ihr hättet ihn besser warnen und von der schändlichen Tat abhalten sollen. Jetzt gehört er mir. Ihr solltet gehen.«
    »Wir sind die Diener des dunklen Hirten«, antwortete Hofna, »wir können ihn Euch nicht einfach überlassen.«
    »Es wird ihm kein Leid zugefügt«, meinte die Hexe, »ich kümmere mich um meine Fische. Aber solange seine Macht eine Gefahr für Fee darstellt, bleibt er in meiner Obhut.«
    »Was verlangt Ihr?«, wollte Haisan wissen.
    »Nur eine Vorherrschaft des Lichts kann ihn aus der Gefangenschaft befreien«, antwortete die Hexe, »bringt seinen Bruder zu mir. Dann werde ich ihn freilassen.«
    »Der weiße Schäfer wird tun, was er für richtig hält. Wir werden ihm berichten, aber wir sind uns nicht sicher, ob er unserem Rat folgen wird«, sagte Hofna, »er könnte Euch vernichten.«
    »Was kümmert mich das? Euer Herr bleibt so lange hier, bis meine Schwestern oder ich eine Verschiebung des Gleichgewichts feststellen.«
    »Wir könnten Euch zwingen«, drohte Haisan.
    »Könntet Ihr das?«
    »Gewiss«, bestätigte Hofna, »das Gleichgewicht ist wiederhergestellt. Ihr seid uns nicht mehr überlegen.«
    »Ihr seid Narren, wenn ihr glaubt, ihr könntet den Hexen der tausend Seen drohen. Wir sind mit Fee und dem Gleichgewicht verwoben, als wären wir die Magie selbst. Seht euch an, eine Kröte und eine Schlange. Ist das alles, was eure Herren für euch vorgesehen haben?«
    »Wir fühlen uns wohl in unserer Haut«, meinte Haisan.
    »Es ist besser, als in den Hallen der Saijkalrae als Gescheiterte dahinzuvegetieren und langsam zu verfaulen«, ergänzte Hofna.
    »Wie ihr meint«, die Hexe kicherte hinter vorgehaltener Hand, wurde jedoch sofort wieder ernst, »Kryson verändert sich. Wir spüren das überall, selbst auf Fee. Ich sehe eine große Gefahr für das Gleichgewicht. Wenn das Chaos auf Ell ausbricht, werden wir auf Fee nicht davon verschont bleiben. Die Zeit ist knapp, mit jedem weiteren Tag kann es geschehen. Ist das Buch erst gefunden und wird seine Macht aus falschem Ehrgeiz entfesselt oder missbraucht, gibt es kein Zurück mehr. Ihr solltet eure Herren davon überzeugen, sich gemeinsam um das Schicksal Ells zu kümmern und die Ordnung wiederherzustellen. Nur zusammen sind sie stark genug, die Herausforderung zu bewältigen. Die magischen Brüder wurden dafür geschaffen, die Macht in sich selbst zu bündeln und zu kontrollieren. Aber sie müssen handeln. Bringt den weißen Schäfer zu mir, dann werde ich ihm seinen Bruder aushändigen.«
    »Ihr seid sehr weise«, sagte Hofna, »wen dürfen wir dem weißen Schäfer empfehlen?«
    »Ilora«, antwortete die Hexe, »das ist mein Name. Geht jetzt und tut, was ich euch gesagt habe. Solltet ihr erfolgreich sein,werde ich euch – so ihr denn wollt – helfen, frische Körper für eure Seelen und euren Geist zu finden.«
    »Das ist sehr großzügig«, verneigte sich Haisan vor der Hexe.

    Der dunkle Hirte beobachtete aus dem Wasser heraus, wie sich die Hexe ans Ufer zurückzog und schließlich in den See stieg. Sie würde ihn finden. Ihn, der fortan zu ihren Haustieren gehörte. Wenn sie ihm wohlgesinnt war, würde sie ihm vielleicht gestatten, ihr in die geheime Behausung am Grund des Sees zu folgen.
    »Vielleicht ist dieses Abenteuer am Ende lehrreich«, versuchte sich der dunkle Hirte einzureden.
    Er musste sich beruhigen und das Beste aus der Gefangenschaft machen. Was blieb ihm anderes übrig. Die Niederlage nagte schwer an seinem Selbstwertgefühl. Seit seinem Erwachen war dies erst sein zweiter Ausflug in die Welt außerhalb des Schutzes der heiligen Hallen der Saijkalrae und gleichzeitig die zweite Niederlage, die er gegen eine Hexe erlitten hatte. Womöglich lag Saijkal richtig und sie waren noch nicht so weit, sich ihren Feinden zu stellen. War Saijrae tatsächlich der überhebliche, unvorsichtige und selbstgefällige Mann, für den ihn der weiße Schäfer
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