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Kroenung der Liebe

Kroenung der Liebe

Titel: Kroenung der Liebe
Autoren: Carol Marinelli
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Fingerschnippen rief er die Kellnerin zurück an den Tisch und orderte ein zweites Glas.
    Innerlich schäumend vor Empörung musste Allegra mit ansehen, wie ihr Champagner einem völlig Fremden kredenzt wurde. „Eigentlich ziehe ich es vor, allein zu trinken“, informierte sie ihn steif.
    „Dann tragen Sie sich am Empfang ein.“
    „Ha, ha!“
    „Oder betrachteten Sie sich als meinen Gast, was bedeutet, dass wir den Champagner teilen.“
    Obwohl sein Englisch perfekt war, sprach er mit einem schwachen Akzent, den sie nicht einordnen konnte. Vielleicht Spanisch oder Italienisch. Auf jeden Fall sehr kultiviert und in einem Ton, der verriet, dass er es gewohnt war zu befehlen.
    „Wie auch immer“, fuhr er fort, da keine Reaktion von ihr kam. „Es macht nicht den Eindruck, dass Sie Ihren Champagner genießen. Abgesehen von dem spontanen Toast in Richtung Fenster scheinen Sie sich genauso mies zu fühlen wie ich.“
    Sein unerwartetes Statement brachte Allegra dazu, ihren Tischherrn einer genaueren Musterung zu unterziehen. Dabei fiel ihr auf, dass sein perfekt geschnittener Anzug nicht einfach nur dunkel, sondern tiefschwarz war, genau wie die Krawatte. Dazu die düstere Miene … wahrscheinlich kam er gerade von einer Beerdigung.
    Jetzt, da er ihr so nah war, konnte sie einen frischen maskulinen Duft wahrnehmen, der so gar nicht in eine Bar zu passen schien. Klar und herb zugleich. Und obwohl es unsinnig war, führte diese Wahrnehmung dazu, dass Allegra sich etwas entspannte. Er schien kein Mann zu sein, der es nötig hatte, sich einer Frau aufzudrängen. Und sie wurde nirgendwo dringend erwartet.
    „Sind Sie immer so … bestimmend und dominant?“
    Darüber musste er offenbar nachdenken. „Nein.“ Nach einem Schluck Champagner schien er immer noch zu überlegen. „Eigentlich nie. Mir ist nur aufgefallen, wie schlecht gelaunt Sie aussehen, und als dann noch die Kellnerin kam, dachte ich …“
    „Dass Sie mich vielleicht aufheitern könnten?“
    „Nein.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, wir könnten uns vielleicht zusammen schlecht fühlen. Schauen Sie nicht rüber, aber diese aufgedrehten Frauen an dem Tisch da hinten …“ Eine kleine Geste mit dem Kopf deutete die Richtung an. „Eine von ihnen scheint es auf mich abgesehen zu haben.“
    Allegra nickte leicht. Auch ihr war der herausfordernde Ton im kollektiven Gelächter ebenso wenig entgangen wie der Adressat, für den die muntere Frauentruppe sich derart ins Zeug legte. „Irgendwie scheinen Sie mir nicht der Typ zu sein, der sich unwillkommener Aufmerksamkeit nicht erwehren könnte.“
    Ganz anders als ich! konnte sie sich gerade noch verkneifen hinzuzufügen. Aber das lag wohl in erster Linie daran, dass sie es einfach nicht gewohnt war, von fremden attraktiven Männern überhaupt wahrgenommen zu werden.
    „Normalerweise kein Problem für mich.“ Es hörte sich seltsamerweise nicht arrogant an. „Heute ist eine Ausnahme. Ich wollte einfach nur hier sitzen und bei einem Drink in Ruhe nachdenken, reflektieren … wahrscheinlich genauso wie Sie.“
    „Okay, mit nachdenken und in Ruhe liegen Sie richtig“, spöttelte sie sanft, entlockte ihrem Gegenüber damit aber nicht das leiseste Lächeln.
    Offenbar ist er hier eine ganz große Nummer, dachte Allegra im nächsten Moment, weil ihnen überraschend eine Fülle an Knabbereien und kleinen Snacks serviert wurde, während sie nur ein paar Nüsse bekommen hatte. Ihr Magenknurren erinnerte sie daran, dass sie seit dem Frühstück um sieben Uhr morgens nichts gegessen hatte.
    „Besser, ich trage Sie kurz ein. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass Sie überhaupt einen Tisch bekommen haben. Normalerweise ist man hier …“
    Er brauchte nicht weiterzusprechen, um Allegra in tiefste Verlegenheit zu stürzen. Natürlich hatte sie längst begriffen, dass sie hier nicht hingehörte. „Besonders wählerisch wollten Sie sagen?“, beendete sie bissig seinen Satz.
    „Aufmerksam.“ Sein schwaches Lächeln hatte zur Folge, dass sich die brennende Röte auf ihren Wangen noch vertiefte. Es war ein seltsames, reduziertes Lächeln, als ob er nicht daran gewöhnt war, positive Gefühlsregungen zu zeigen. Vielleicht fühlte es sich deshalb wie eine Art Auszeichnung an.
    Sie konnte nicht anders als es zu erwidern. „Okay, schon vergeben.“
    „Wie heißen Sie?“
    „Allegra. Allegra Jackson.“
    „Angenehm, ich bin Aless…“ Er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. „Alex.“
    Als er in
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