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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter
Autoren: Karlheinz Deschner
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verkehrte, ihnen Grundbesitz, Kriegsbeute, große Geldsummen überwies, auch in ständiger Verbindung mit dem »Heiligen Stuhl« stand. Und da Childebert und Chlotar, der Chlodomers Witwe Guntheuka heiratete, offenbar den Erbanspruch von Chlodomers unmündigen Söhnen Theudebald und Gunthar fürchteten, regte Childebert – seinerzeit als weise, mild, gütig geschildert – ihre Ermordung an, und Chlotar war darüber »hoch erfreut«. Schließlich hatten beide eine Heilige als Mutter, die hl. Chlothilde, und schließlich hatte diese bereits als katholische Prinzessin die Taufe ihrer Söhne bei Chlodwig durchgesetzt, hatte sie beide »mit Liebe erzogen« und ganz gewiß gut katholisch erzogen. Und da Chlothilde auch mit der Erziehung der unmündigen Söhne des gefallenen Chlodomer befaßt war, fragten Childebert und Chlotar, die sich der Neffen bemächtigt hatten, nun Chlothilde, ob sie wünsche, daß ihre Enkel »mit abgeschnittenem Haar [als Mönche] weiterleben oder daß beide getötet werden sollen?« Darauf antwortete die »Idealgestalt weiblichen Heiligkeitsstrebens«, die den beiden Kindern »in einzigartiger Liebe« (unico amore: Fredegar) zugetane Apostola Francorum: »Lieber tot als geschoren, wenn sie doch nicht zur Herrschaft gelangen.«
    Ganz offensichtlich zählte selbst für eine Heilige ein Mönch nichts, Macht aber alles. 14
    Die hohe katholische Familienbande arbeitete beispielhaft zusammen. Mit ausdrücklicher Billigung der Heiligen, die ja, aus purer Rache, auch schon zum Burgunderkrieg gehetzt, stieß Chlothar erst dem einen, dann dem anderen der brüllenden Brüdersöhne das Messer in die Schulter. »Alsdann brachten sie auch die Diener und Erzieher der Knaben um«, bestieg Chlothar sein Pferd »und zog von dannen«. Gregor weiter: »Die Königin aber legte die Leichen der Kinder auf eine Bahre, folgte ihnen unter vielen Chorgesängen und unbeschreiblicher Trauer zur Kirche des heiligen Petrus und bestattete sie dort beieinander. Der eine war zehn, der andere sieben Jahre alt ... Die Königin Chlotilde aber führte ein solches Leben, daß sie von jedermann verehrt wurde ... ihr Wandel war stets rein in Keuschheit und aller Ehrbarkeit; den Kirchen, Klöstern und allen heiligen Orten gab sie Güter und gewährte ihnen gern und freundlich, was sie bedurften ...«
    Ein dritter Sohn Chlodomers, Chlodowald, der Jüngste, wurde gerettet und trat, sich angeblich selber scherend, in den Klerus ein. »Er verzichtete auf das irdische Reich und wandte sich dem Herrn zu«, schreibt Gregor schön. Und Fredegar fügt hinzu: »und führte ein würdiges Leben; an seinem Grabe geruht der Herr Wunder geschehen zu lassen.« (Chlodowald, Begründer des nach ihm benannten Klosters Saint-Cloud bei Paris, starb um 560.) 15
    Die hl. Chlotilde aber schmerzten, »mehr als alles«, versichert ein Katholik, »die Mordtaten ihrer Söhne, weil sie sich zum Vorwurf machte, sie habe durch eine Art Übereilung mit dazu beigetragen« (von Sales Doye). So was Sensibles! Und das alte katholische Kirchenlexikon von Wetzer/Welte weiß, die Heilige sei in einem »Zustande gar nicht wissend, was sie sagte«, gewesen. Man habe nicht einmal versucht, sie »zur Besinnung kommen zu lassen und Weiteres abzuwarten«, ja der Bote berichtete »fälschlich«, sie sei mit der Bluttat ihrer Söhne einverstanden gewesen.
    Auch später war die zu Krieg und Mord aufstachelnde Heilige hilfreich. Sie half und hilft nicht nur gegen »bösartiges
Fieber,
weil sie in Tours am Fieber starb«, wie es mit umwerfender Logik heißt, sondern, und geht's zynischer noch, auch gegen »
Kinderkrankheiten,
weil sie drei Waisen, die Kinder ihres Sohnes Chlodomir, zu sich nahm und sie lieb gewann« (von Sales Doye). Die beiden Onkel aber teilten sich, vermutlich im Frühjahr 532, das blutig genug verdiente Erbe, wobei Childebert, der Inspirator des Ganzen, den Löwenanteil bekam, der eigentliche Mörder-Onkel Chlothar, der Zustoßer, immerhin Tours und Poitiers samt den Sanktuarien der hl. Frankenpatrone Martin und Hilarius und dem Schatz. 16
    Theuderich I., der Schwiegersohn des Burgunderkönigs, hatte diesen nicht bekriegt. In Reims über das östliche Frankenreich regierend, reizte ihn besonders Germanien, zumal das benachbarte Thüringen, und so versuchte er wiederholt, dorthin vorzudringen.

Die Vernichtung des Thüringerreiches und die Ausrottung seines Königshauses

    Der Name der Thüringer wird erstmals um 400 von einem römischen Heerestierarzt in einem Werk
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