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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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bestückt war. Der Aufprall war gewaltig.
    Winnie! Kelly hätte es beinahe laut herausgeschrien.
    Winnie klatschte hinter der Theke mit der Kasse zu Boden, wo Kelly sie nicht mehr sehen konnte. Kelly konnte nicht erkennen, ob sie noch lebte oder nicht. Die Kassiererin, die hinter der Theke gestanden hatte, rannte schreiend in den hinteren Teil des Ladens. Die Kunden sprangen auseinander, einige folgten der Kassiererin, andere rannten in Richtung Ausgang.
    Kelly blieb noch eine Sekunde länger in der Tür stehen, während die Menschen an ihr vorbeiströmten. Dann drehte sie sich um, um sich mit dem Rücken an das Schaufenster des benachbarten Shops zu lehnen. Ihre Atmung ging stoßweise. Alles in ihr war zu Eis gefroren.
    Ein Drache.
    Es war ein Drache.

 
K APITEL Z WEI
    Sie waren an einen Drachen geraten.
    Kellys Herz hämmerte.
    Irgendwie, irgendwo hatten die Nachtleute einen Drachen gefunden und ihn erweckt. Und sie hatten ihn bezahlt - ihn bestochen -, damit er sich ihnen anschloss. Kelly wollte sich nicht einmal ausmalen, wie hoch der Preis gewesen sein mochte. Sie schmeckte Galle auf der Zunge und schluckte heftig.
    Drachen waren die ältesten und mächtigsten der Gestaltwandler - und die bösesten. Vor dreißigtausend Jahren waren sie alle eingeschlafen - oder besser gesagt, hatten die Hexen dafür gesorgt, dass sie einschliefen. Kelly wusste nicht genau, wie sie es gemacht hatten, aber laut den alten Legenden war die Welt seither ein besserer Ort.
    Und jetzt war einer zurückgekehrt.
    Aber vielleicht war er noch nicht vollkommen erwacht. Nach dem kurzen Blick, den sie auf ihn hatte werfen können, war sein Körper noch immer kalt und verströmte nicht viel Hitze. Er war träge gewesen, ohne mentale Wachsamkeit.
    So eine Chance bekam man nur einmal im Leben.
    Kellys Entscheidung fiel in dieser Sekunde. Sie hatte nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken - und es war auch nicht notwendig. Die Geschöpfe der Nachtwelt wollten die menschliche Welt zerstören. Und es gab viele von ihnen, die das tun konnten, Vampire, dunkle Hexen und Ghoule. Aber dies war ein Wesen aus einer ganz anderen Liga. Mit einem Drachen auf ihrer Seite würde die Nachtwelt den Zirkel der Morgendämmerung mühelos auslöschen und mit ihm alle anderen Kräfte, die die Menschen vor dem bevorstehenden Ende der Welt retten wollten. Es würde kein Wettstreit mehr sein. Sondern eine Hinrichtung.
    Und was das schöne Mädchen dort drin betraf, Iliana das Hexenkind, die Wilde Macht, der es bestimmt war, zusammen mit den anderen drei Wilden Mächten die Menschheit zu retten - sie würde wie ein Käfer weggefegt werden, wenn sie dem Drachen nicht gehorchte.
    Kelly konnte das nicht zulassen.
    Noch während sie darüber nachdachte, verwandelte sie sich. Es war seltsam, es an einem öffentlichen Ort zu tun, vor Menschen. Es verstieß gegen alles, was sie durch langes Training verinnerlicht hatte. Aber es blieb ihr keine Zeit, darüber nachzusinnen.
    Es fühlte sich gut an. Das tat es immer. Auf eine angenehme Weise schmerzhaft, wie das Gefühl, wenn ein fester Verband entfernt wurde. Eine Erleichterung.
    Ihr Körper verwandelte sich. Für einen Moment spürte sie gar nichts - als hätte sie beinahe keinen Körper mehr. Sie war flüssig, ein Wesen aus purer Energie ohne feste Form, wie eine Kerzenflamme. Sie war vollkommen ... frei.
    Und dann zogen sich ihre Schultern ein und ihre Arme wurden sehniger. Ihre Finger glitten zurück und an ihrer Stelle ragten jetzt lange, geschwungene Krallen aus ihren Händen. Ihre Beine verbogen sich, die Gelenke veränderten sich. Und aus der empfindlichen Stelle am Ende ihres Rückgrats, der Stelle, die sich immer unfertig anfühlte, wenn sie in menschlicher Gestalt war, sprang etwas Langes und Biegsames. Es peitschte mit wilder Glückseligkeit hinter ihr her.
    Ihr Overall war verschwunden. Aus einem einfachen Grund: Sie trug nur Kleider, die aus dem Haar anderer Gestaltwandler gemacht waren. Selbst ihre Stiefel bestanden aus der Haut eines toten Gestaltwandlers. Jetzt wurden beide von ihrem eigenen Fell ersetzt, dickem schwarzem Samt mit dunkleren schwarzen Rosetten. Darin fühlte sie sich ganz. Ganz sie selbst.
    Ihre Arme - jetzt ihre Vorderbeine - hingen zu Boden und ihre Pfoten schlugen mit einem sanften, aber schweren Aufprall auf. Ihr Gesicht prickelte empfindlich; aus ihren Wangen ragten lange, schlanke Schnurr- haare. Ihre Pinselohren zuckten wachsam.
    Ein raues Knurren vibrierte in ihrer Brust und versuchte,
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