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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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weiterer Mann, dessen Silhouette Kelly durch ein Regal mit Weihnachtsschmuck nur teilweise sehen konnte.
    Und sie. Iliana. Das Mädchen, das alle wollten.
    Sie war wunderschön, beinahe unfassbar schön. Kelly hatte bis jetzt nur ein Foto von ihr gesehen, und schon das war schön gewesen. Aber jetzt musste sie feststellen, dass es nicht annähernd an die wahre Schönheit des Mädchens heranreichte. Sie hatte das silbrig helle Haar und die violetten Augen, die ihr Harman-Blut verrieten. Außerdem hatte sie außergewöhnlich zarte Gesichtszüge und anmutige Bewegungen - es war einfach schön, sie zu betrachten, ebenso wie man ein Kätzchen beim Spielen im Gras betrachtete. Obwohl Kelly wusste, dass sie siebzehn war, wirkte sie schmal und kindlich. Beinahe elfenhaft. Und im Moment hörte sie sich mit großen, vertrauensvollen Augen an, was immer ihr der Mann, von dem Kelly nur die Silhouette sah, gerade sagte.
    Zu ihrer maßlosen Wut konnte sie es nicht verstehen. Er musste unglaublich leise flüstern.
    »Sie ist es wirklich«, hauchte Winnie neben Kelly voller Bewunderung. »Das Hexenkind. Sie sieht genauso aus, wie die Legenden es besagen, genauso wie ich sie mir vorgestellt habe.« Dann klang ihre Stimme plötzlich entrüstet. »Ich kann es nicht ertragen, dabei zuzusehen, wie sie mit ihr reden. Es ist wie - Ketzerei.«
    »Immer auf dem Teppich bleiben«, murmelte Kelly, die sich immer noch suchend umsah. »Ihr Hexen werdet immer so emotional, wenn es um eure Legenden geht.«
    »Nun, das sollten wir auch. Sie ist nicht nur eine Wilde Macht, sie ist eine reine Seele.« In Winnifreds Stimme schwang sanfte Ehrfurcht mit. »Sie muss so weise sein, so gütig, so weitsichtig. Ich kann es gar nicht erwarten, mit ihr zu reden.« Ihre Stimme wurde schärfer. »Während es diesen Kerlen niemals erlaubt sein sollte, mit ihr zu reden. Komm schon, Kelly, wir können sie schnell überwältigen. Gehen wir.«
    »Winnie, nein ...«
    Es war zu spät. Winnie hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und ging direkt in den Shop hinein, ohne sich auch nur um etwas Unauffälligkeit zu bemühen.
    Kelly fluchte erneut. Aber jetzt hatte sie keine Wahl mehr. »Nissa, halte dich bereit. Jetzt geht’s hier rund«, blaffte sie, berührte ihre Nadel und folgte dann Winnie in den Laden.
    Winnie steuerte geradewegs auf die kleine Gruppe zu, als Kelly die Tür erreichte. Die Männer schauten auf, sofort hellwach. Kelly sah ihre Gesichter und machte sich zu einem Sprung bereit.
    Aber so weit kam es nicht. Noch bevor sie ihre Muskeln in Spannung bringen konnte, drehte sich der Silhouettenmann um - und alles veränderte sich.
    Alles geschah wie in Zeitlupe. Kelly sah jetzt sein Gesicht so deutlich, als hätte sie ein Jahr Zeit gehabt, um es zu studieren. Er sah nicht schlecht aus - ziemlich attraktiv, um genau zu sein. Er war nicht viel älter als sie selbst und er hatte klare, schön geschnittene Züge. Er hatte einen kleinen, kompakten Körper und schien harte Muskeln unter seiner Kleidung zu haben. Sein Haar war schwarz, verwuschelt, aber glänzend, beinahe wie Fell. Es fiel ihm auf seltsame Art und Weise in die Stirn, sodass es wirkte, als habe er sich das Haar bewusst zerzaust. Es passte nicht zu der perfekten Erscheinung seines restlichen Körpers.
    Und er hatte Augen wie Obsidian. Vollkommen undurchsichtig.
    Glänzend silberschwarz, ohne den leisesten Hauch von etwas Klarem oder Transparentem. Sie offenbarten nichts; sie warfen das Licht einfach zu jedem zurück, der in sie hineinschaute. Es waren die Augen eines Ungeheuers und sämtliche von Kellys über fünfhundert willkürlich einsetzbaren Muskeln erstarrten vor Angst.
    Sie brauchte das tiefe Brüllen nicht zu hören, das weit unterhalb der von menschlichen Ohren noch wahrnehmbaren Frequenz lag. Sie brauchte den Wirbel dunkler Energie nicht zu sehen, der wie eine rot geränderte, schwarze Aura um ihn herum aufflackerte. Instinktiv wusste sie bereits vorher Bescheid und sie versuchte, Atem zu holen, um Winnie eine Warnung zuzubrüllen.
    Doch dazu blieb keine Zeit mehr.
    Sie konnte nur zusehen, wie der Kerl sich zu Winnie umdrehte und Macht aus ihm herausexplodierte.
    Es geschah völlig beiläufig. Kelly konnte erkennen, dass es nur ein Flackern seines Geistes war, wie ein Pferd mit seinem Schweif nach einer Fliege schlug. Aber die dunkle Macht krachte in Winnie hinein und Winnie flog - die Arme und Beine ausgestreckt - durch die Luft, bis sie gegen eine Wand knallte, die mit Tellern und Uhren
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