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Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts

Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts

Titel: Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
Autoren: Pamela Palmer
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Ausdruck, doch seine Stimme war vor lauter Liebe ganz sanft. »Hör einfach nur zu, Olivia. Du bist von einem Drader geküsst worden, Kleines. Weißt du, was das bedeutet?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte die Worte schon einmal gehört und wusste, dass sie etwas Schlimmes besagten. Etwas sehr Schlimmes.
    »Es bedeutet, dass die Drader dich verwandelt haben statt dich zu töten. So etwas liegt nicht in ihrer Absicht, es passiert einfach nur manchmal.«
    Sie zog die Augenbrauen zusammen, während sie ihn anstarrte. »Bin ich jetzt ein Drader?«
    Ein erstickter Laut kam über seine Lippen, ein Laut, der ein Lachen hätte sein können, wären die Umstände nicht so schrecklich gewesen. »Nein. Aber du entziehst anderen ihre Lebenskraft, so wie Drader es tun. Gerade hast du das bei mir gemacht – gerade eben.«
    »Das wollte ich aber nicht.«
    »Das weiß ich, Kleines. Das ist etwas, über das du noch keine Kontrolle hast. Immer wenn du saugst … Nahrung zu dir nimmst … wie du es jetzt gerade tust, entziehst du jedem in deiner Nähe, ob du ihn nun berührst oder nicht, Lebenskraft.«
    Sie verstand es nicht. Sie begriff nur, dass sie jetzt schlecht war und dass ihr Vater sie nicht mehr wollte. Ihr Weinen steigerte sich zu einem unkontrollierten Schluchzen.
    »Kleines … « Ihr Vater legte seine Hände fest ineinander und hob sie nicht von seinem Schoß. »Alles wird gut. Ich habe von Leuten gehört, die wie du von Dradern geküsst worden waren und jahrelang unter uns weilten, ohne dass jemand es wusste. Sie hatten nicht nur gelernt, selbst darüber zu bestimmen, wann sie Nahrung zu sich nahmen, sondern auch, mit welcher Intensität, sodass sie essen konnten, ohne jemandem dabei zu schaden; denn die, die von Dradern geküsst wurden, müssen sich von Lebenskraft ernähren, wenn sie überleben wollen. Aber sie taten es, ohne dass einer von uns etwas bemerkte. Du wirst das auch lernen, meine Kleine. Und zwar schnell, ehe andere herausfinden, was du bist.« Er musterte sie mit untröstlichem Blick. »Sie würden dich umbringen, wenn es herauskommt.«
    »Die Drader?«
    »Nein. Die Therianer. Sie werden dich als eine Gefahr ansehen, die sie nicht in ihrer Nähe dulden möchten.«
    »Aber … « Sie starrte ihn. »Und du?«
    »Nein.« Tränen sammelten sich in seinen Augen. »Ich nicht. Nie. Ich habe alles verloren, meine Kleine. Ich will dich nicht auch noch verlieren.«
    Er strich sich mit einer Hand übers Gesicht. »Von heute an müssen wir für uns allein leben. Die Drader können dir nichts mehr antun, aber du musst trotzdem lernen, sie zu bekämpfen. Und die Therianer auch. Wenn es jemals herauskommt, wirst du kämpfen und fliehen müssen. Du schaffst das, Kleines. Ich habe vom ersten Tag deines Lebens an gesehen, wie stark du bist.«
    Sie sah ihn an und versuchte zu begreifen. »Habe ich Mama umgebracht?«
    »Nein! Nein, Kleines«, sagte er etwas sanfter. »Das waren die Drader.«
    »Aber ich könnte dich umbringen?« Sie musste kräftig blinzeln, um die heißen Tränen zurückzudrängen; denn sie wollte ihn unbedingt ansehen.
    »Ja, das könntest du, und du wirst es wahrscheinlich auch tun. Aber du sollst deshalb keine Schuldgefühle haben, Livvie. Wenn es passiert, wirst du weitermachen wie bisher und nicht zurückschauen. Ich will, dass du lebst. Auch wenn es mich mein eigenes Leben kostet, aber ich will, dass du lebst, meine Tochter.«
    Er breitete die Arme aus, und das war die einzige Aufforderung, die sie brauchte. Sie stürzte sich an seine Brust und schlang die Arme um seinen Hals, während er sie an sich presste.
    »Ich liebe dich über alles, Livvie, vergiss das nie. Mein Leben für deines ist ein Preis, den ich gern bezahle.«
    »Ich will dir nicht wehtun, Papa.«
    Er strich ihr übers Haar, dann schob er sie sanft von sich, und sie ging wieder zu der Stelle, wo sie eben noch gesessen hatte.
    Zwar hielt er sie nicht mehr in seinen Armen, doch sein Blick hüllte sie in einen zarten Schleier der Liebe. »Livvie?«
    »Ja, Papa?«
    Trotz der Trauer in seinen Augen lächelte er sie an. »Es war dir bestimmt zu leben, meine Kleine. Vergiss das nie. Es war dir bestimmt zu leben.«

1
    Olivia saß mit geradem Rücken und übereinandergeschlagenen Beinen auf der Kante des mit Leder bezogenen Stuhls; ihr Fuß in dem hochhackigen Schuh wippte vor sorgfältig beherrschter Erregung, während Lyon, der mächtige Anführer der Krieger des Lichts, in dem mit Holz verkleideten Besprechungszimmer des Hauses des Lichts
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