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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen
Autoren: Dan Simmons
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, w e i ße n Haarsträhnen , di e e r nac h vorn e gekämm t hatte , u m seine zunehmend e Kahlhei t z u verberge n . Sei n Gesich t wa r vo r Au f regung gerötet, aber auf Nase und Wangen waren auch die v e r räterische n rote n Äderche n z u sehen , di e vo n zuvie l Alkohol un d z u viele n Droge n sprachen.
    »Ladys , ic h glaube , ih r hab t mein e Begleite r scho n kenn e n gelern t To m Reynold s un d Jense n Luhar. « Di e beide n M ä n ne r truge n da s Ihr e z u de m Gedräng e i n meine r kleine n Diele bei. Mr. Reynolds war dünn und blond und lächelte mit perfekt verkronte n Zähnen . Mr . Luha r wa r ei n gigantische r Neger , der sic h mi t eine m mürrischen , verquollene n Ausdruck seines de r ben Gesichts nach vorn beugte. Ich war sicher, daß weder Nina noch ich diese speziellen Handlanger von Willi jemals gesehen hatten.
    »Waru m gehe n wi r nich t i n de n Salon? « schlu g ic h vor . Es war eine peinliche Prozession, die damit endete, daß wir drei au f dic k gepolsterte n Sessel n u m de n georgianische n Teetisch herumsaßen , de r meine r Großmutte r gehör t hatte . »Bitt e noch Tee , Mr . Thorne. « Mi ß Krame r nah m da s al s ih r Stichwort , zu gehen , abe r Willi s zwe i Gespiele n stande n unsiche r be i der T ü r , trate n vo n eine m Fu ß au f de n andere n un d betrachteten da s Kristallgla s i n de r Vitrine , al s könnt e allei n ihr e Anwes e n hei t ausreichen , etwa s z u zerbrechen . E s hätt e mic h nich t übe r rascht , wen n sic h da s al s zutreffen d herausgestell t hätte.
    »Jensen! « Will i schnippt e mi t de n Fingern . De r Nege r z ö gerte, dann brachte er einen teuren Aktenkoffer aus Leder. W i l l i legt e ih n au f de n Teetisc h un d lie ß mi t seine n kurzen , plu m pe n Finger n di e Schlösse r aufschnappen . »Waru m laß t ih r b e i de n euc h nich t vo n Mi z Fuller s D i ene r etwa s z u trinke n g e ben?«
    Al s si e gegange n waren , schüttelt e Will i de n Kop f un d l ä chelt e Nin a zu . »Tu t mi r leid , mein e Teuerste.«
    Nin a legt e ein e Han d au f Willi s Ärmel . Si e beugt e sic h mit erwartungsvolle r Gest e nac h vorn . »Melani e wollt e mic h das ›Sp i el ‹ nich t ohn e dic h anfange n lassen . Wa r e s nich t schlimm vo n mir , da ß ic h ohn e dic h anfange n wollte , liebste r Willi?« Will i runzelt e di e Stirn . Auc h nac h fünfzi g Jahre n mißfie l es ih m imme r noch , wen n e r Will i genann t wurde . I n Lo s Angeles wa r e r Bi g Bil l Borden . Wen n e r i n sein e Heima t Deutschland zurückkehrt e was wegen der damit verbundenen Gefahren nich t of t gescha h –, wa r e r wiede r Wilhel m vo n Borchert , Herr über ein düsteres Landgut, Wald und Jagdrevier. Aber Nina hatte ihn Willi genannt, als sie s i ch 1931 in Wien kennen g elern t hatten , un d Will i wa r e r geblieben.
    »D u fängs t an , liebste r Willi« , sagt e Nina . »D u bis t de r er s te.«
    Ic h konnt e mic h a n ein e Zei t erinnern , al s wi r di e erste n paar Tag e unsere s Wiedersehen s mi t Unterhaltunge n verbrach t und di e Lebensweg e de r andere n au f de n neueste n Stan d gebracht hatten . Jetz t hatte n wi r nich t einma l meh r Zei t fü r höfliches Plaudern.
    Will i fletscht e di e Zähn e un d holt e neu e Zeitungsausschni t te, Notizbücher und einen Stapel Cassetten aus dem Aktenk o f fer . Kau m h att e e r sei n Materia l au f de m kleine n Tisc h aus g e breitet , ka m Mr . Thorn e mi t Te e un d Nina s Albu m au s dem Nähzimmer . Will i räumt e ungehalte n etwa s Plat z frei.
    Au f de n erste n Blic k konnt e ma n ein e gewiss e Ähnlichkeit zwischen Willi Borchert und Mr. Thorne e r kennen . Abe r man irrte sich. Beide Männer waren rosig, aber Willis Gesichtsfarbe war die Folge von Exzessen und Emotionen; Mr. Thorne ka n n t e beide s sei t viele n Jahre n nich t mehr . Willi s Haarausfal l war etwa s Unregelmäßiges , bewuß t Verborgene s ei n Wiese l mit Krätz e –, während Mr. Thornes Glatzkopf glatt und ohne Fa l ten war. Man konnte sich nicht vorstellen, daß Mr. Thorne j e mal s Haa r gehab t hatte . Beid e Männe r besaße n grau e Auge n ei n Romancie r hätt e si e kalt e grau e Auge n genann t –, aber Mr. Thornes Augen ware n kal t un d gleichgültig , ein e kalt e Kl a r heit , di e vo n eine m völlige n Fehle n lästige r Emotione n oder Gedanken herrührte. Willis Augen waren so kalt wie ein frost i ge r Nordseewinte r un d häufi g vo n de n wallende n Schleiern wechselnde r
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