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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen
Autoren: Dan Simmons
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lachte . Vo n alle n Verän d e ru nge n un d Wendunge n zu m Düstere n hi n wa r Nina s Lachen a m wenigste n betroffen . E s wa r imme r noc h da s heisere , aber kindlich e Lachen , da s ic h vo r s o lange r Zei t zu m erste n Mal gehör t hatte . Damal s hatt e e s mic h z u ih r hingezoge n ei n e i n sames , heranwachsend e s Mädchen, das auf die Güte eines a n dere n ansprac h wi e ein e Mott e au f di e Flamme . Heut e e r schreckt e e s mic h nu r un d macht e mic h u m s o wachsamer . Im Lau f viele r Jahrzehnt e ware n z u viel e Motte n i n Nina s Flamme gelock t worden.
    »Ic h lass e Te e servieren« , sag t e ich.
    Mr . Thorn e bracht e Te e i n meine m beste n Wedgewood Porzellan. Nina und ich saßen in Rechtecken aus Sonnenlicht, di e sic h langsa m bewegten , un d unterhielte n un s leis e über Unwichtiges : beiderseit s laienhaft e Bemerkunge n übe r die Wirtschaft, Anspielung e n au f Bücher , di e di e ander e noc h nicht gelese n hatte , un d verständnisvolle s Murmel n darüber , mi t was für gewöhnlichen Menschen man heutzutage beim Fliegen z u sammentreffe n konnte . Jemand , de r vo m Garte n hereingesehen hätte , hätt e de n Eindruc k gewinne n kö n nen , al s säh e e r eine alternde , abe r attraktiv e Nichte , di e ihr e Lieblingstant e besu c h te . (Ic h verknif f mi r de n Gedanken , jeman d könnt e un s für Mutte r un d Tochte r halten. ) Di e Leut e betrachte n mic h nor m a lerweis e al s gutgekleidete , wen n nich t modisch e Pers o n . Weiß Gott, ich habe genug dafür bezahlt, mir Wollröcke und Seid e n bluse n au s Schottlan d un d Frankreic h schicke n z u lassen . Aber nebe n Nin a bi n ic h mi r imme r hausbacke n vorgekommen. H e u t e tru g si e ei n elegantes , hellblaue s Kleid , da s mehrer e t a u sen d Dolla r gekoste t habe n mußte , wen n ic h de n Modeschöpfer richti g erkann t hatte . Di e Farb e lie ß ihr e Hau t noc h makelloser al s sons t erscheine n un d betont e da s Bla u ihre r Augen . Ihr Haa r wa r s o gra u wi e meine s geworden , abe r irgendwi e gelang e s ihr , e s dennoc h wir k ungsvol l lan g z u trage n un d nu r mit eine r einzige n Spang e zurückzustecken . Be i Nin a sa h e s j u gendlic h un d chi c au s un d ga b mi r da s Gefühl , al s sähe n meine kurze n Dauerwelle n nac h blaue r Spülun g aus.
    Kau m jeman d hätt e vermutet , da ß ic h vie r Jahr e jünge r als Nin a war . Di e Zei t hatt e e s gu t mi r ih r gemeint . Un d si e hatte sic h öfte r ›gespeist‹.
    Si e stellt e Tass e un d Untertass e a b un d gin g wiede r rastlos durchs Zimmer. Es sah Nina gar nicht ähnlich, derartige A n zeiche n vo n Nervositä t z u zeigen . Vo r de r Glasvitr i n e blie b sie stehen . Ih r Blic k glit t übe r di e Hummelpuppe n un d die Zinnstück e un d verharrt e dan n überrascht.
    »Gütiger Himmel, Melanie. Eine Pistole! Was für ein se l t same r Ort , ein e alt e Pistol e aufzubewahren.«
    »Ei n Erbstück« , sagt e ich . »Ziemlic h teuer . A b e r d u has t n a türlic h recht , e s is t ein alberner Ort, sie aufzubewahren. Aber e s is t di e einzig e abschließbar e Vitrin e i m Haus , un d Mrs. Hodge s bring t häufi g ihr e Enkelkinde r mit , wen n si e z u Besuch komm t …«
    »D u meinst , si e is t geladen?«
    »Nein , selbstverst ä ndlich nicht«, log ich. »Aber Kinder so l l te n mi t s o etwa s nich t spiele n … « Ic h verstummt e lustlos . Nina nickte , macht e sic h abe r nich t di e Mühe , di e Herablassun g in ihre m Lächel n z u verbergen . Si e gin g zu m Südfenste r un d sah i n de n Garte n hinaus.
    Verfluch t . Es sprach Bände, daß sie, Nina Drayton, diese Pistol e nich t wiedererkannte.
    A n de m Tag , al s e r getöte t wurde , wa r Charle s Edgar Larchmon t gena u fün f Monat e un d zwe i Tag e mei n Bea u g e wesen . Ein e formell e Ankündigun g hatt e nich t stattgefunden, aber wir wo l lte n heiraten . Di e fün f Monat e ware n ei n Mikro kosmo s de r Är a selbs t gewese n naiv , leichtlebig , formel l bis zu m Punk t de r Steifheit , un d romantisch . A m allermeiste n r o mantisch. Romantisch im schlimmsten Sinne des Wortes: übe r zuckerte n ode r langweilige n Ideale n verschrieben , u m deren Aufrechterhaltung sich lediglich eine Pubertäre ode r eine pubertär e Gesellschaf t bemühe n würde . Wi r ware n Kinder, di e mi t geladene n Waffe n spielten.
    Nina , damal s wa r si e Nin a Hawkins , hatt e ihre n eigenen Bea u eine n große n , linkischen , abe r
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