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Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Titel: Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)
Autoren: Raik Thorstad , Jannis Plastargias , C. Dewi , Gerry Stratmann
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Ich kann nicht anders, als zurückzulächeln. Mein Magen zieht sich zusammen. Verdammt.
    „Dann kannst du mir sicher sagen, wo du die Kisten … hm …“, ich blättere durch die Packliste, „… 23 bis 27 und 32 verstaut hast.“
    Er schüttelt den Kopf und zieht die rechte Schulter empor. „Nein, ich habe keine Ahnung.“
    „Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als den halben Container auszuräumen. “Ich knöpfe das Jackett meines Anzugs auf, ziehe es aus und hänge es kurz
entschlossen an den Türhebel. Als ich den ersten Karton hervorzerre, ist Romero plötzlich an meiner Seite und hilft mir.
    „Lass das!“, fahre ich ihn an. Verdutzt setzt er zu einer Entschuldigung an, doch ich unterbreche ihn mit einer beschwichtigenden Geste. „Du darfst nicht an die Ladung. Das ist
gegen die Verordnung.“
    Er hebt die Hände, ganz so, als hätte ich ihm eine Knarre auf die Brust gesetzt und tritt einen Schritt zurück. Sein Anblick treibt eine Welle von Bitterkeit durch mich hindurch.
Es tut mir leid, dass ich ihn angeschnauzt habe, aber … es ist besser so.
    Während der Hund im Container umherschnüffelt, prüfe ich die Liste und mache Stichproben aus dem vorderen Bereich. Die Kartons sind nicht mit Klebeband verschlossen und lassen
sich mit wenigen Handgriffen öffnen. Der Inhalt stimmt mit der Packliste überein: Bücher, CDs, Bettwäsche, ein Karton mit Geschirr. Romero steht neben mir, die Arme vor der
Brust verschränkt. Als ich im nächsten Karton unter die oben aufliegende Wäsche greife, ertasten meine Finger etwas Hartes, Längliches. Meine Verblüffung muss mir ins
Gesicht geschrieben sein, denn Romeros Grinsen wird breiter und auch etwas anzüglich.
    „Hast du noch mehr von den Dingern da drin?“, frage ich und halte den Plug hoch. In der Packliste ist das Spielzeug natürlich nicht aufgeführt.
    „Nur so zwei oder drei …“
    Seine Ohren schimmern nun doch leicht rosa, sodass ich wenigstens nicht der Einzige bin, dem das hier verdammt peinlich ist. Ob der kleine Adrenalinstoß, der durch meinen Körper
tanzt, damit zu tun hat, ist allerdings fraglich. Ich ziehe die Brauen zusammen, und schiebe den Plug zurück in den Karton. Eine Flut von Bildern wirbelt durch mein Gehirn. Romero, den Kopf in
den Nacken gelegt, sein Adamsapfel steht weit hervor, Schweiß perlt auf seiner Oberlippe. Seine rechte Hand umschließt seinen Schaft, streicht hinunter zu den Hoden, umfängt sie.
Den Fuß des Plugs kann man zwischen seinen Arschbacken gerade noch ausmachen. Ich beiße die Zähne zusammen und zerre ungehalten an einem Karton, um den Weg zu einigen
Möbelstücken freizulegen. In diesem Moment schlägt Chimichurri an.
    „Scheint so, als müsste ich nicht länger nach den Kartons suchen.“ Ich versuche ein Lächeln, doch es will mir nicht wirklich gelingen. Romero erwidert es nur
halbherzig.
    Ich recke den Hals, um zu sehen, wo der Hund die Kiste entdeckt hat. Von hier vorne im Eingang ist die Nummer des Kartons nicht zu erkennen, er befindet sich zwar im vorderen Drittel, ist aber
zugestellt. Ich schnappe meine Taschenlampe und klettere über ein mit einem Teppich abgedecktes Möbelstück, wahrscheinlich eine Kommode. Es ist eine etwas wackelige Angelegenheit,
ich liege halb über einem Karton, dessen Kante mir unangenehm in den Bauch drückt. Ich rufe Chimichurri zu mir und belohne sie, dann schicke ich sie raus. Ich leuchte den Karton an, den
sie mir angezeigt hat.
    Ein Kribbeln kriecht durch mich hindurch, nur diesmal ist es kalt und unangenehm. Ich wünschte mir, es wäre ausgeblieben. Als ich wieder ins Tageslicht komme, greife ich mir wortlos
die Packliste.
    „Packstück 47 – Wäsche, Badartikel.“ Ich mustere den Gringo kühl und kann genau erkennen, wie seine Anspannung wächst. „Was ist wirklich in dem
Karton, Romero?“
    Zunächst versucht Romero noch, möglichst unverfänglich und verwirrt aus der Wäsche zu gucken.
    „Ich bin zu lange im Geschäft, als dass ich dir die Unschuldsnummer abkaufe“, knurre ich ihn an.
    Ich bin es gewohnt, belogen zu werden. Es gehört zu meinem Job, den richtigen Riecher zu entwickeln, wer Dinge ins Land schmuggeln will, und vor allem wie und wo er sie schmuggeln will. Ich
nehme es den Leuten nicht übel, dies ist das Spiel. Beide Seiten kennen die Regeln. Aber jetzt bin ich wütend. Romero hat mich von Anfang an verarscht. Er hat gewittert, dass ich ihn
anziehend finde. Er hat es ausgenutzt, hat mit mir gespielt. Ein anderes
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