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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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der seinen Beistand für Geld an jeden Gangster verkauft.
    »Sie vertreten den Begnadigungsantrag für Lilien Green, Mr. Ryk?« erkundigte ich mich bei ihm.
    Er nickte.
    »Ich denke, ihn in drei Monaten durchgepaukt zu haben. – Sie sind Beamte des FBI, nicht wahr? – Hat die Bundespolizei noch ein Interesse an Miß Green?«
    »Kein unmittelbares«, antwortete ich ausweichend. »Kann man erfahren, wer Ihre Arbeit finanziert?«
    »Das ist kein Geheimnis«, lächelte er. »Lucky Green natürlich, Lilians Vater. Er sitzt in Venezuela. Das weiß auch die Behörde, und es sind mehrfach Auslieferungsanträge gestellt worden, aber da ihm ein Mord nicht nachzuweisen ist, wurden sie abgelehnt.«
    Er machte eine abwehrende Handbewegung, als Phil etwas sagen wollte. »Ich weiß natürlich, daß Green ein übler Gangster ist oder wenigstens war, aber das ist für mich kein Grund, nicht für seine Tochter einzutreten. Die Erschießung ihres Liebhabers war eine reine Affekthandlung und mit zwölf Jahren Gefängnis zu hoch bestraft. Die Begnadigung ist ein Akt der Gerechtigkeit.« Ich teilte nicht ganz die Meinung des Rechtsanwalts über seine Mandantin, aber schließlich war ich nicht der Staatsanwalt, um mich darüber mit ihm zu streiten.
    »Schönen Dank, Mr. Ryk«, beendete ich die Unterredung. »Wir möchten jetzt einige Worte mit Lilian Green selbst sprechen.«
    Die Gefängnisdirektorin brachte uns zu dem Unterredungsraum. Hinter dem Gitter, das das Zimmer in zwei Hälften trennte, sahen wir eine große Frau. Die graue Gefängniskleidung verwischte alle Konturen ihrer Figur. Ihr Gesicht schien mir scharf, und ich bemühte mich vergeblich, Spuren ihrer angeblichen früheren Schönheit darin zu entdecken. Lediglich ihr schwarzes, üppiges Haar war von einem seidig schimmernden Glanz.
    Ich begrüßte sie höflich, nannte unsere Namen, und dann sagte ich:
    »Wir möchten etwas über John Forester von Ihnen erfahren.«
    »Ich will nicht über John Forester sprechen. Ich hoffe, er ist tot.«
    »Nein«, entgegnete ich, »er lebt, und er befindet sich in Freiheit.«
    Ihre Augen weiteten sich in dem gleichen Schreck, den ich auf Flip Facturs Gesicht gesehen hatte, aber sie sagte nichts.
    »Haben Sie Grund, Forester zu fürchten?« drang ich in sie.
    Sie schüttelte nur den Kopf, eine stumme Lüge.
    »Erzählen Sie uns von ihm. Gleichgültig, was. Einfach, was Ihnen einfällt.«
    »Ich weiß nichts über ihn«, sagte sie leise. »Das ist alles so lange her. Ich erinnere mich kaum mehr an ihn.«
    Ich hatte auf der Zunge, ihr zu sagen, daß er sich vermutlich außerordentlich gut an sie erinnerte, aber ich schluckte den Satz herunter. Es hatte keinen Sinn, die Frau zu ängstigen. Ich verständigte mich durch einen Blick mit Phil, und wir gingen.
    Es war eine unserer Gewohnheiten, daß wir Schlachtpläne gewöhnlich in Milchbars entwarfen.
    »Wenig Ansatzpunkte«, sagte Phil und malte mit dem Finger Kringel auf die Decke. »Die beste Methode wäre, wir warteten, bis Factur aus dem Gefängnis kommt, und benutzten ihn als Lockvogel.«
    Ich wiegte zweifelnd den Kopf. »Factur hat eine Heidenangst vor Forester. Wenn sie ihn aus dem Kittchen entlassen, nimmt er das nächste Flugzeug und verduftet nach Kanada oder Südamerika, wahrscheinlich nach Venezuela, zu seinem Ex-Chef.«
    »Dann könnten wir noch die Entlassung der Frau abwarten«, sagte Phil zögernd.
    »Ich denke, du findest diesen Weg genauso unanständig wie ich«, entgegnete ich. »Es scheint mir wenig fair, Forester mit diesem Köder zu fangen. Ich schlage vor, wir versuchen es erst auf gerade Weise.«
    Er rieb sich den Schädel.
    »Gern, aber wo willst du damit beginnen? Nordamerika ist über fünf Millionen Quadratmeilen groß.«
    Ich überlegte laut. »Der Banküberfall in Pittsburgh ist drei Jahre her. Wenn Forester in der Zwischenzeit kein anderes Ding gedreht hat, von dem wir vielleicht nichts wissen, , dürfte er auf dem Boden seiner Kasse angelangt sein. Will er aber, woran ich nicht zweifle nach allem, was ich über seinen Charakter gehört habe, seinen Rachefeldzug gegen Factur und vielleicht auch gegen die Frau starten, dann braucht er Geld. Das heißt, er muß vorher noch eine Sache steigen lassen. Bleibt die Frage offen, wo er das versuchen wird, und ich tippe auf Pittsburgh.«
    »Mit welchem Recht?« opponierte Phil. »Forester hat seinen ersten Überfall in Cincinnati begangen, den zweiten in Pittsburgh, aber ,es besteht durchaus kein Grund zu der Annahme, er
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