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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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ausgeklügelt und durchorganisiert, daß der Polizei kaum eine Chance zur Aufklärung bleibt. Forester ist durch die harte Schule des FBI gegangen. Er kennt genau unseren Apparat, unsere Möglichkeiten, unsere Tricks. Dazu kommt, daß er ein absoluter Einzelgänger ist, ein Menschenverächter, der keinen Freund braucht, der keine Kollegen und Kumpanen hat. Für seine beiden Überfälle hat er sich die Leute aus der Unterwelt rekrutiert. Dann hat er sie ausgezahlt und fortgeschickt. Die Gangster nennen ihn den ›Schweigsamen‹, und sie haben einen Heidenrespekt vor ihm. Sie wissen, wie abergläubisch manchmal die hartgesottenen Burschen sind. Um Forester, der so ganz anders ist wie die gewöhnlichen Gangsterführer, ist Geraune und Geflüster und – vor allem Angst. Rechnen Sie nicht damit, Jerry, daß Sie einen kleinen Ganoven finden, der Sie zu Forester führt. Niemand verrät den ›Schweigsamen‹ – aus Angst. Sie alle haben das Schicksal Bless’, des Ringers, vor Augen, der sich auf seine Körperkräfte verließ, an dem Bankraub nicht teilnehmen wollte, später von Forester in einer Kneipe gestellt und furchtbar zusammengeschlagen und dann, als er nach der Pistole griff, erschossen wurde.«
    Ich drückte meine Zigarette aus. »Schön, und dieses Herzchen von einem ehemaligen Kollegen soll ich also fassen?«
    »Die Zentrale hat mich aufgefordert, Sie gegen ihn zu setzen, Jerry. Ich muß dieser Aufforderung folgen, aber ich muß Sie eindringlich warnen. Die gesamte Bundespolizei kann Ihnen in diesem Kampf nichts nützen. Durch unsere überlegenen technischen Mittel, durch unsere Überzahl ist Forester nicht zu bekommen. Dazu kennt er unser System zu genau. Nur einer allein kann ihn stellen, ein einzelner Mann. Sie allein, Jerry, gegen ihn.«
    »Warum sitze ich dann hier?« maulte Phil.
    »Sie, Phil, übernehmen die Aufgabe, Jerrys Rücken zu decken. Wie ihr das im einzelnen macht, muß ich euch überlassen.«
    »Warum sind die Washingtoner überhaupt so verrückt darauf, Forester zu fangen?« fragte Phil. »Ich denke, es schwimmen noch einige Haifische im Teich, die gemeingefährlicher sind.«
    »Aus einem einfachen Grunde«, antwortete Mr. High. »Um zwei weitere Morde zu vermeiden. Für Lilian Green läuft ein Begnadigungsantrag, dem, wie ich informiert worden bin, mit höchster Wahrscheinlichkeit stattgegeben wird, und Flip Factur, der Mann, der Forester an uns verriet, hat in sechs Wochen seine Strafe verbüßt und wird aus dem Staatsgefängnis entlassen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß Forester an beiden Rache üben will.«
    »Können Sie mir wenigstens sagen, wo ich Aussichten habe, meinen Gegner zu finden?« fragte ich.
    »Nein«, lächelte High. »Nein, Jerry, das kann ich Ihnen nicht sagen. Zum letztenmal tauchte er in Pittsburgh auf, aber niemand weiß, ob er sich noch dort befindet. Ich glaube nur, daß er über kurz oder lang in New York erscheinen wird, denn sowohl Lilian Green als auch Flip Factur sitzen im New Yorker Staatsgefängnis.«
    »Haben Sie wenigstens ein Bild von ihm?«
    »Ein Bild haben wir, aber es ist zehn Jahre alt, und ich glaube, John Forester hat sich in den zehn Jahren ziemlich verändert.«
    Er nahm einen Streifen Paßfotografien aus der Akte und reichte sie mir. Sie zeigten einen noch jungen Mann mit dunklem Haar. Ich gab sie an Phil weiter. Phil betrachtete sie lange, dann sah er mich an, dann wieder die Bilder.
    »He, was ist mir dir?« wunderte ich mich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich will hängen, wenn dieser John Forester dir nicht verteufelt ähnlich sieht.«
    »Du bist verrückt«, schmeichelte ich ihm und nahm ihm die Fotos aus der Hand, aber verdammt, als ich sie mir noch einmal ansah, fand ich, daß er nicht unrecht hatte. Forester und ich konnten gut Brüder sein.
    Mich beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Ich bin wahrhaftig nicht abergläubisch, aber ich bekam eine dumme Leere in der Magengrube bei dem Gedanken, daß ich einen Mann jagen sollte, der nicht nur die gleiche Laufbahn anfänglich eingeschlagen hatte wie ich, sondern der mir außerdem noch ähnlich sah.
    ***
    Wenn man gegen einen Mann kämpfen will, tut man gut daran, sich ein genaues Bild von ihm zu verschaffen. Ich meine, nicht eine Fotografie seines Äußeren, sondern eine Vorstellung seiner Art und seines Charakters. Es gab noch einige Beamte im Hauptquartier, die Forester gekannt hatten, aber sie konnten mir nichts nützen, denn der G-man John Forester mußte praktisch ein ganz anderer
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