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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin
Autoren: Patricia Amber
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sommerliche Hitze abzuhalten. Der Stoff war alt und roch muffig - vermutlich wurde dieser Raum nur selten benutzt, da Baranow dieses Gut äußerst selten bewohnte. Er residierte auf Gut Welikowo, das eine Tagereise entfernt lag und - so hatte er ihr berichtet - sehr viel größer und prächtiger sei als Pereschkowo. Ein großes Herrenhaus würde sie dort vorfinden, aus Stein erbaut und aufs Teuerste eingerichtet. Nicht einmal die Zarin selbst besäße solch kostbare Möbel und Tapeten, denn Baranow habe sie eigens aus Frankreich kommen lassen.
    Sonja hatte ihm damals mit kindlicher Begeisterung zugehört, ja sie war sogar ein wenig stolz auf ihren reichen Bräutigam gewesen, um den sie nicht wenige ihrer Freundinnen bei Hofe beneideten.
    „Das große Los hast du gezogen, mein Täubchen“, hatte die Wolkonskaja mit säuerlicher Miene gesagt. Artemisia Wolkonskaja war nicht mehr ganz jung, wenn auch noch immer schön und verführerisch, und man sagte von ihr, dass sie eine Weile gehofft habe, Fürstin Baranskaja zu werden. Sonja wäre jetzt ohne Weiteres bereit gewesen, ihr dieses Glück zu schenken. Immer deutlicher wurde ihr, was für ein Mensch Baranow war. Wie untertänig und furchtsam seine Bediensteten sich ihm gegenüber verhielten, wie der Verwalter ihm schmeichelte und vor ihm buckelte - das alles widerte sie an. Das ganze Gut atmete den düsteren Dunst dieses Mannes, und sie spürte nur allzu deutlich, dass es noch Dinge gab, die man bisher vor ihr geheim hielt. Wären da nicht ihre Eltern gewesen, die den letzten Rubel zusammengerafft hatten, um sie als Hofdame standesgemäß auszustatten - und die nun auf dem Höhepunkt des Glücks schwebten, weil die Tochter die erhoffte reiche Partie gemacht hatte - Sonja wäre gern davongelaufen.
    Sie fuhr zusammen, als es draußen im Flur rumpelte und jemand an die Tür klopfte.
    „Das Bad - Euer Gnaden.“
    Es war eine der jungen Mägde, eine schmale Person mit großen hellblauen Augen und feinem blondem Haar, das unter einer merkwürdig geformten Haube hervorquoll. Sie lächelte Sonja schüchtern zu, und Sonja spürte zum ersten Mal an diesem Tag, dass ihr jemand ein wenig menschliche Wärme entgegenbrachte.
    „Es ist recht“, sagte sie freundlich und nickte der jungen Frau zu. Dann beobachtete sie neugierig, wie der oval geformte hölzerne Badezuber von zwei Bediensteten in den Raum getragen und vorsichtig neben dem Bett abgestellt wurde.
    „Wünscht Ihr das Wasser recht heiß?“, erkundigte sich die Magd.
    „Nicht gar so heiß“, meinte Sonja lächelnd. „Schließlich hatten wir auf der Reise genügend unter der Hitze zu leiden.“
    Die Magd versuchte ungeschickt einen Knicks zu machen und lief geschäftig aus dem Zimmer. Sonja erhob sich von dem Bett und ging zum Fenster, um den Vorhang zur Seite zu schieben.
    Man konnte von hier aus den staubigen Hof des Anwesens überblicken, der mit einer hölzernen Palisade umgeben war, an die sich einige niedrige Nebengebäude lehnten. Es begann schon zu dämmern. Ein hoch beladenes Pferdefuhrwerk mit reifen Garben passierte das Tor. Sonja sah zu, wie die jungen Burschen, die nur mit einer weiten Hose bekleidet waren, vom Wagen herabsprangen und die Ernte in die Scheune zu tragen begannen. Wieder bewunderte sie die kräftigen muskulösen Gestalten der Bauernburschen. Als sie hörte, dass die Zimmertür wieder geöffnet wurde, wandte sie sich um. Die junge Magd schleppte zwei schwere Eimer, stellte sie neben der Wanne ab und goss das heiße Wasser in den Zuber. Feiner Dampf stieg auf, den Sonja begierig einatmete. Ja, ein erfrischendes Bad würde eine Wohltat sein nach all den Anstrengungen und Unwegsamkeiten dieser Reise.
    Die Magd schwitzte von der Anstrengung, fuhr sich mit der Hand über die Stirn, um die kitzelnden Härchen beiseite zu streichen und sah dabei neugierig zu Sonja hinüber.
    „Was schaust du mich an?“, fragte Sonja schmunzelnd.
    Die Magd errötete und griff rasch nach den Eimern.
    „Ihr seid schön“, murmelte sie mit abgewandtem Gesicht. „Ich bete zu Gott, dass er Euch schützen möge.“
    Sonja hielt das für eine fromme Formel, die aus Freundlichkeit gesagt wurde. In ihrem Inneren war sie jedoch beunruhigt. Wovor sollte Gott sie schützen? Gab es denn eine Gefahr, die auf sie lauerte?
    „Auch du bist schön“, gab sie zurück. „Es ist mir gleich aufgefallen.“
    Die Magd schüttelte energisch den Kopf und trat ein paar Schritte zurück, als sei sie erschrocken.
    „Ich? Oh nein, Euer
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