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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8
Autoren: H. J. Alpers
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ei­ne mit Ga­sen ge­füll­te, auf­lad­ba­re Röh­re rich­ten. Die Ga­se wür­den ih­re Mo­le­ku­lar­pha­sen durch­lau­fen und durch das ein­fal­len­de Licht er­regt wer­den. Da­mit wür­de die La­ser­tä­tig­keit ein­set­zen. Von ih­rem be­vor­zug­ten Quan­ten­zu­stand wür­den die er­reg­ten Mo­le­kü­le ge­mein­sam in den nächst­tiefe­ren Zu­stand über­schwap­pen, und wäh­rend die Wel­le die Röh­re ent­lang­wan­der­te, wür­de sie wei­te­re Pho­to­nen los­rei­ßen. Die Pho­to­nen wür­den sich ge­gen­sei­tig in der Pha­se ver­stär­ken und sich zu ei­ner in­ten­si­ven Wel­le mit wach­sen­der Am­pli­tu­de auf­bau­en. Aus der hun­dert Me­ter lan­gen Röh­re wür­de ein Strahl durch die At­mo­sphä­re und die Wol­ken­de­cke über uns hin­durch­schie­ßen. Und statt auf ein Feld be­schich­te­ter Halb­lei­ter­kol­lek­to­ren bei Mo­bi­le zu tref­fen, wür­de der Strahl ei­ne zwan­zig Me­ter brei­te Schnei­se durch die Wäl­der und Fel­der um uns her­um sen­gen.
    „Der Bus kommt“, mahn­te ich.
    Sie sah mich nur an.
    „Ich tra­ge Ih­ren Kof­fer.“
    „Das kann ich schon sel­ber.“ Mit zu­ge­knif­fe­nen Au­gen blick­te sie in die Fer­ne, und ich sah, daß sie tod­mü­de war, so mü­de, daß sie es selbst nicht mehr merk­te.
    „Ich kom­me mit Ih­nen, Mrs. McKen­zie.“
    „Ehe Buck nicht zu­rück­ge­kom­men ist, ge­he ich nicht.“
    „Der Bus … Las­sen Sie doch den Hund, Mrs. McKen­zie.“
    „Ich bin auf den ol­len Bus nicht an­ge­wie­sen.“
    „Wie­so nicht?“
    „Mei­ne Kin­der sind vor ein paar Stun­den mit ih­ren Fa­mi­li­en nach Mo­bi­le ge­fah­ren. Sie ha­ben ge­sagt, sie wür­den wie­der­kom­men und mich ab­ho­len.“
    „In mei­nem In­s­tet-Ra­dio …“ – ich tipp­te an mei­ne Schlä­fe –“ … ha­be ich ge­hört, die Stra­ßen nach Mo­bi­le sei­en völ­lig ver­stopft. Wo­mög­lich schaf­fen sie es nicht zu­rück.“
    Sie ruck­te mit ih­ren ma­ge­ren Bei­nen auf dem Kof­fer hin und her. „Mei­ne Kin­der sind schon sehr früh ab­ge­fah­ren.“
    „Aber …“
    „Sie la­den dort einen Hau­fen Sa­chen aus ih­rem neu­en Haus ab. Da­nach kom­men sie zu­rück und ho­len mich. Das ha­ben sie ver­spro­chen.“
    „Wo­her sol­len sie denn wis­sen, wo Sie sind?“
    „Ich ha­be ih­nen ge­sagt, daß ich ver­su­che, zu Fuß zur Haupt­stra­ße zu lau­fen. Ha­be es bloß nicht ganz ge­schafft, das ist al­les.“ Sie blin­zel­te in die Son­ne. „Sie wis­sen schon, daß ich hier un­ten bin.“
    „Aber trotz­dem wird es Zeit …“
    „Mir pas­siert nichts, nur kei­ne Sor­ge. Es sind gu­te Kin­der. Sie dan­ken mir al­les, was ich für sie ge­tan ha­be.“
    „Ich glau­be wirk­lich, Sie soll­ten den Bus neh­men, Mrs. McKen­zie.“
    „Oh­ne Buck ge­he ich nicht. Buck ha­be ich schon, seit er ganz …“ Sie brach ab, und ich blin­zel­te mir den Schweiß aus den Au­gen und schau­te um mich. Rings­um er­streck­te sich Kie­fern­wald mit ei­ni­gen Ei­chen, de­ren knor­ri­ge Wur­zeln sich über den Sand­bo­den wölb­ten. Ein Hund konn­te hier prak­tisch über­all sein. Das Land war flach und lag kaum hö­her als der Mee­res­s­pie­gel. Ich hat­te im Bald­win Coun­ty ein biß­chen zel­ten und mich er­ho­len wol­len. Fünf Ta­ge war ich schon hier, hat­te auf dem Fish Ri­ver ge­ru­dert und nach den Stät­ten ge­sucht, die ich als Jun­ge ge­kannt hat­te, da­mals, als mei­ne Groß­mut­ter Boo­te ver­mie­te­te und in ei­nem al­ten, weit­läu­fi­gen Fi­scher­haus wohn­te. Die In­sel ge­nau in der Mit­te des Fish Ri­ver, die in mei­ner Er­in­ne­rung groß und ge­heim­nis­voll aus­sah und die ich Schat­zin­sel ge­tauft hat­te, be­stand jetzt aus ein paar Bäu­men auf ei­nem Klum­pen Schlamm. Die stän­di­ge Strö­mung hat­te sie hin­weg­ge­schwemmt. Jetzt war dort al­les Mo­rast, und das schwar­ze Was­ser schmeck­te wie schwa­cher Tee. Aber es war al­les schön, die Sei­ten­ar­me und die Strö­mun­gen im tie­fen Fluß, die an mei­nem Ru­der­boot zerr­ten. Ich hat­te auf der Land­zun­ge ge­zel­tet, wo der Fish Ri­ver einen Bo­gen macht, be­vor er sich ge­ra­den Laufs in die Bucht er­gießt. Ei­nes Mor­gens hat­te mich der Hub­schrau­ber auf­ge­weckt, der
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