Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
County ein bißchen zelten und mich erholen wollen. Fünf Tage war ich schon hier, hatte auf dem Fish River gerudert und nach den Stätten gesucht, die ich als Junge gekannt hatte, damals, als meine Großmutter Boote vermietete und in einem alten, weitläufigen Fischerhaus wohnte. Die Insel genau in der Mitte des Fish River, die in meiner Erinnerung groß und geheimnisvoll aussah und die ich Schatzinsel getauft hatte, bestand jetzt aus ein paar Bäumen auf einem Klumpen Schlamm. Die ständige Strömung hatte sie hinweggeschwemmt. Jetzt war dort alles Morast, und das schwarze Wasser schmeckte wie schwacher Tee. Aber es war alles schön, die Seitenarme und die Strömungen im tiefen Fluß, die an meinem Ruderboot zerrten. Ich hatte auf der Landzunge gezeltet, wo der Fish River einen Bogen macht, bevor er sich geraden Laufs in die Bucht ergießt. Eines Morgens hatte mich der Hubschrauber aufgeweckt, der den Alarm herausdröhnte. Die von draußen gaben vier Stunden Frist, hieß es. Sie hatten diese vierzig Quadratkilometer in Süd-Alabama und zwei weitere Stellen in Asien nach dem Zufallssystem herausgepickt, um ein Exempel zu statuieren. Die großen Zylinder-Gemeinwesen, die die Erde umkreisten, würden ihre Lasereinrichtungen, die zum Übermitteln von Energie aus dem Orbit gedacht waren, zum Sengen und Brennen benutzen. Weitere Schläge waren angedroht, bis die Erde den Zylinderwelten völlige Unabhängigkeit zugestand. Aber ein wirkliches Gleichgewicht der Kräfte konnte es nicht geben. Wenn die von draußen erst freie Hand hatten, konnten sie die Erde nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Sie hatten die ökonomische Macht und jetzt auch noch die militärische. Vielleicht war das nicht einmal so schlimm: Sie waren die Tüchtigsten, die die Erde hervorbringen konnte.
    Darüber hatte ich viel nachgedacht, als ich auf der Landzunge war. Es war gar nicht so einfach zu entscheiden, auf welcher Seite man eigentlich stehen sollte. Die Leute im Orbit waren großartige Kerle und mir sehr ähnlich. Viel ähnlicher jedenfalls als die Leute im Baldwin County, selbst wenn ich hier aufgewachsen war. Ich hatte schon eine Zeitlang mit Laser-Technologie gearbeitet und wußte, daß die Zukunft dem Orbit gehörte. Die von draußen waren klug und wußten, wann es zu handeln galt.
    „Wo ist Buck hin?“ fragte ich mit entschlossener Stimme.
    „Er … da drüben.“ Ein mattes Winken der Hand.
    Ich legte meinen Rucksack auf die Böschung, wo das Kriechgras ihn festhielt. Aus einem ausgefahrenen Seitenweg kam mit heiserem Summen ein Auto. Bleiche, aneinandergedrängte Gesichter sahen uns aus großen Augen an, dann trat der Fahrer den Wasserstoffhebel durch, und sie waren verschwunden.
    Ich betrat den niedrigen Kiefernbestand an der Straße. Unter meinen Stiefeln huschten Sandfliegen davon. Der weiße Sand gab sein leises Quietschen von sich, wenn meine Sohlen darüberrutschten. Ich erinnerte mich, wie ich als Junge dieses Geräusch hier zum ersten Mal gehört hatte – ich trug damals Tennisschuhe – und mir schließlich zusammengereimt hatte, wie es zustande kam.
    „Buck!“
    Links von mir leuchtete etwas Braunes auf, und ich lief hin. Ich rannte durch ein Kieferndickicht, und der Hund kläffte und verdrückte sich eiligst unter ein Schlehdorngebüsch. Ich rief noch einmal nach ihm. Der Hund lief nicht einmal langsamer. Ich schlug einen Bogen nach links. Er verschwand im Eichenunterholz, und ich hörte, wie er sich darin verhedderte, sich wieder losriß und auf der anderen Seite herauskam. Da war er schon fünfzig Meter entfernt und lief schnell.
    Als ich zu der alten Frau zurückkam, schien sie gar keine Notiz von mir zu nehmen. „Ich kann Buck nicht einfangen, Mrs. McKenzie.“
    „Das hätte ich dir gleich sagen können.“ Sie lachte mir ehrlich amüsiert ins Gesicht. „Buck ist ganz schön fix.“
    „Rufen Sie doch mal nach ihm.“
    Sie lächelte abwesend und hob die Hände an den Mund. „Buck! Hierher, mein Junge!“
    Die niedrigen Kiefern verschluckten das Geräusch.
    „Muß weggelaufen sein.“
    „Hören Sie, Mrs. …“
    „Du hast ihn scheu gemacht. Er kommt nicht, wenn jemand da ist, den er nicht kennt.“
    „Wir haben nicht die Zeit, auf ihn zu warten.“
    „Ohne den alten Buck gehe ich nicht. Als ich ganz allein unten am Fluß in dem alten McAllister seinem Haus war und das Wasser ums Haus herum stieg, da war Buck meine einzige Gesellschaft. Fünf Wochen lang die einzige lebende Seele, die ich gesehen habe, als wir den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher