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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8
Autoren: H. J. Alpers
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Na­mens­ta­ges viel­leicht nicht ken­nen … die­ser wur­de von den Pana­mo­ri­ten er­schaf­fen. Wenn ein Bür­ger ein be­stimm­tes Al­ter er­reicht, dann wird ihm das Recht zu­ge­stan­den, sich selbst einen neu­en Na­men aus­zu­su­chen, der sei­nem Tem­pe­ra­ment oder sei­nen Zie­len im Le­ben an­ge­mes­se­ner ist. Ich möch­te an die­ser Stel­le ger­ne dar­auf hin­wei­sen, daß On­kel Sam, dem man un­ge­rech­ter­wei­se im­mer wie­der vor­wirft, er wür­de un­ter sei­nen Bür­gern für Kon­for­mis­mus sor­gen, die­sen in­di­vi­dua­lis­ti­schen Zug durch­aus gut­heißt. Und das un­ge­ach­tet des stän­dig stei­gen­den Ak­ten­ber­ges, den die Re­gie­rung da­durch zu be­wäl­ti­gen hat.
    Ich möch­te aber auch auf et­was an­de­res In­ter­essan­tes hin­wei­sen. Die Re­gie­rung be­haup­te­te, daß Groß­pa­pa Win­ne­gan geis­tes­krank ge­we­sen sei. Mei­ne Zu­hö­rer wer­den es mir hof­fent­lich ver­zei­hen, wenn ich mir einen Au­gen­blick Zeit las­se, um den Grund von On­kel Sams Be­haup­tung zu er­läu­tern. Nun, für all je­ne un­ter Ih­nen, die nicht mit ei­nem der großen Klas­si­ker der Li­te­ra­tur des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts ver­traut sind: Die Re­de ist von Fin­ne­gans Wa­ke, und der Ver­fas­ser, Ja­mes Joy­ce, ent­nahm den Ti­tel ei­nem al­ten Vau­de­ville-Song.“
    (Wird halb aus­ge­blen­det, wäh­rend der An­sa­ger kurz die Be­deu­tung des Wor­tes „Vau­de­ville“ er­klärt.)
    „Das Lied han­del­te von Tim Fin­ne­gan, ei­nem iri­schen Trun­ken­bold, der be­trun­ken von ei­ner Lei­ter fiel und für tot ge­hal­ten wur­de. Wäh­rend der To­ten­wa­che, die in Ir­land üb­lich ist, wur­de die Lei­che ver­se­hent­lich mit Whis­key be­spritzt. Fin­ne­gan spürt die Be­rüh­rung des Whis­keys, des ‚Was­sers des Le­bens’, und rich­tet sich auf, dann klet­tert er aus dem Sarg und tanzt und trinkt wie­der mit den Trau­ern­den.
    Groß­pa­pa be­haup­te­te im­mer, daß die­ses Lied auf Wahr­heit be­ruh­te, da man einen gu­ten Mann nicht un­ter­drücken oder nie­der­hal­ten kann, und daß der ori­gi­na­le Tim Fin­ne­gan sein Vor­fah­re ge­we­sen ist. Die­se irr­sin­ni­ge Be­haup­tung wur­de von der Re­gie­rung ge­gen Win­ne­gan ver­wen­det.
    Win­ne­gan je­doch brach­te Do­ku­men­te bei, wel­che sei­ne Be­haup­tung er­här­te­ten. Spä­ter – zu spät – er­wie­sen sich die­se Do­ku­men­te als Fäl­schun­gen.“
    Ac­ci­pi­ter: „Der Fall Re­gie­rung ge­gen Win­ne­gan wur­de zu­sätz­lich durch die Sym­pa­thie der öf­fent­li­chen Mei­nung un­ter­stützt, die ganz auf Sei­ten der Re­gie­rung stand. Bür­ger be­schwer­ten sich, die Prak­ti­ken der Fir­men­ge­werk­schaft sei­en un­de­mo­kra­tisch und dis­kri­mi­nie­rend. Die An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter er­hiel­ten ver­gleichs­wei­se ho­he Löh­ne, wäh­rend Nor­mal­bür­ger sich mit dem Ein­heits­ein­kom­men zu­frie­den­ge­ben muß­ten. Da­her wur­de Win­ne­gan vor ein Ge­richt ge­stellt, dies selbst­ver­ständ­lich völ­lig zu Recht und rech­tens, und zahl­rei­cher Ver­bre­chen an­ge­klagt, un­ter de­nen sich un­ter an­de­rem auch Sub­ver­si­on der De­mo­kra­tie be­fand.
    Da er das Un­aus­weich­li­che sah, kapp­te Win­ne­gan sei­ne Kar­rie­re als Kri­mi­nel­ler. Er schaff­te es ir­gend­wie, zwan­zig Mil­li­ar­den Dol­lar aus den Tre­so­ren des Bun­des zu steh­len. Die­se Sum­me ent­sprach üb­ri­gens der Hälf­te des in Um­lauf be­find­li­chen Gel­des in Groß-LA. Win­ne­gan ver­schwand mit dem Geld, das er nicht nur ge­stoh­len, son­dern für das er nicht ein­mal Ein­kom­men­steu­er be­zahlt hat­te. Ich kann nicht ver­ste­hen, warum so vie­le Leu­te das Bild die­ses Schwer­ver­bre­chers so ver­klärt ha­ben. Ich ha­be so­gar schon Fi­do­fil­me ge­se­hen, in de­nen er als der strah­len­de Held auf­trat – selbst­ve rständ­lich fa­den­schei­nig un­ter falschem Na­men ver­bor­gen.“
    In­ter­view­er: „Ja, Leu­te, Win­ne­gan be­ging das Ver­bre­chen des Jahr­hun­derts. Und ob­wohl er schluß­end­lich ge­faßt wur­de und heu­te ir­gend­wo be­gra­ben wer­den soll, ist der Fall ir­gend­wie im­mer noch nicht
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