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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4
Autoren: H. J. Alpers
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gelassen hat.
    Der ferne Vulkan spuckt noch einmal feurigen Schwefel und Ablagerungen aus, ein dramatischer Anblick. Staub hängt über dem Horizont, aber er setzt sich schnell, denn es gibt nichts, was ihn tragen könnte.
    Unter meinen Füßen bebt der Boden gewaltig. Die Kruste hebt sich, und ein Riß läuft wie eine Schlange über den spröden Schwefelbelag. Er wird breiter. In seinen Tiefen wabert ein heimtückisches gelbes Glühen. Ich knicke in den Gelenken des Anzuges ein und springe in die Luft. Der Riß zieht sich unter mir durch. Dann bin ich wieder am Boden. Die Kante der Straße schlägt gegen meine Stiefel, ich verliere das Gleichgewicht und stürze. Der Schutzanzug klemmt meinen Körper ein, und der Schmerz ist furchtbar. Einen Moment lang kann ich nur ganz still daliegen und keuchen. Und das ist schlecht. Mein geschwächter Magen revoltiert. Ich übergebe mich, das Gesicht dicht an den Spuckbeutel gepreßt. Das Sandwich in letzter Minute ist somit kein Gesprächsthema mehr.
    Schließlich überwinde ich meine Mattigkeit, komme taumelnd auf die Beine und sehe mich um. Das Erdbeben ist vorüber, aber die Landschaft sieht aus, als wäre sie gekippt. Ein paar Meter weit weg sehe ich einen Pfosten mit einem Monitor. Im birnenförmigen Kameragehäuse sitzt ein rundes, gläsernes Auge. Ein Schwindelgefühl überkommt mich. Ich hebe einen unförmigen Arm und winke.
    Was für ein Unsinn! Was werden sie jetzt denken, zu Hause auf der Erde?
    Plötzlich komme ich mir albern vor; ich stolpere weiter. Ich habe noch einen weiten Weg vor mir.
     
    Vor der sterilen weißen Tür blieb der Psychiater einen Augenblick stehen. Er schnitt eine Grimasse und schob die Tür auf. Dies war etwas, was er hinter sich bringen mußte, und ganz unvermittelt befand er sich mitten im Strom. Die Gestalt im Kittel hinter dem überladenen Schreibtisch starrte ihn schon an. Also holte er tief Luft und stellte sich vor: „Ich bin Larkey.“
    „Ja, ja, kommen Sie herein.“ Eine lebhafte, hastige Begrüßung. „Nehmen Sie sich irgendeinen Stuhl. Sie sind alle gleich unbequem.“ Der Naturwissenschaftler fixierte den Psychiater mit einem vorwurfsvollen Blick. „Jetzt, wo die Entwicklung des Transportnetzes abgeschlossen ist und das System im vollen Umfang arbeitet, werden die bewilligten Gelder allmählich dünn. Offenbar glauben einige Leute an hoher Stelle, daß Grundlagenforschung nicht mehr erforderlich ist.“
    Eine schlechte Eröffnung. Larkey beschloß, den Ausdruck von Gereiztheit im Gesicht des anderen Mannes zu ignorieren. Als leitender Wissenschaftler hätte Ellison klug genug sein müssen, um nicht mit Bellmores persönlichem Kader zu lobbyieren. „Ich brauche Fakten. Was sind die Auswirkungen eines Transports auf den Verstand?“
    Ellison fuhr zusammen. „Also wirklich! Einfach so?“
    „Ein Wort am rechten Ort, Doktor, und dieses Labor sieht keinen einzigen Dollar mehr.“ Larkey hob seine Stimme nicht im mindesten, aber Ellison wußte, daß dies keine leere Drohung war. Nach einer Kuh zu schlagen war eine Sache, aber einen hungrigen Wolf zu ködern war etwas ganz anderes. Er hatte sich in diesem Mann geirrt.
    „Einfach ausgedrückt, unterbricht ein Transport die empfindlichen chemischen Balanceverhältnisse im Mittelhirn, in den einzelnen Zellen und in den Organsystemen. Die Körperfunktionen geraten außer Kontrolle. Man kann verhungern – oder zumindest das Gefühl haben zu verhungern; man kann verdursten oder in eine tödliche Raserei verfallen. Die Effekte sind ebenso zahllos wie die Variationen kollektiven Verhaltens und der Reflexe, die in ihrer Gesamtheit das Leben bilden.“
    „Könnte ein Mann wahnsinnig werden?“
    „Was ist Wahnsinn, Sir? Nein, antworten Sie nicht. Sie haben Psychologie studiert. Wir wären sonst den ganzen Tag hier.“ Ellison lächelte matt und fuhr fort. „Ein Mann könnte wie ein Wahnsinniger handeln. Tiere, vor allem Primaten, bekamen in Experimenten Krämpfe und starben beinahe sofort. Es scheint, je tiefer die Evolutionsebene ist, auf der ein Lebewesen steht, desto länger überlebt es. Die organische Struktur eines Lebewesens ist schrecklich komplex, wenn man sie, sagen wir mal, mit einem Roboter vergleicht. Wenn ein Gegenstand transportiert wird, wird der Körper im Strahl eines Spektrallasers Zelle für Zelle zerstört und in elektronische Impulse codiert, die nach der Transmission als Bauplan für die Wiederzusammensetzung benutzt werden.“
    „Ja, das verstehe ich alles. Aber
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