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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4
Autoren: H. J. Alpers
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in Bellmores Händen und blieb unwillkürlich stehen.
    Bellmores Stimme, die manchmal schneidend und scharf sein konnte, war überraschend ruhig. „Es ist heraus. Ein Streckenmonitor in einer der Tagebaugruben auf Jo hat unseren verdammten Touristen aufgespürt. Wir werden eine Menge Spaß haben, wenn wir der Raum-Rohstoffkommission erklären dürfen, wie und wieso der Kerl dort hingekommen ist und weshalb er noch lebt. Darauf können Sie wetten.“
    Der Nachrichtenausdruck fiel zerknittert in sich zusammen.
    „Lassen Sie Larkey und seine Leute ein paar logische Erklärungen ausarbeiten.“
    Corson nickte, sein Gesichtsausdruck war maskenhaft ernst. Aber als er sich umdrehte und zur Tür ging, gestattete er sich ein heimliches Grinsen. Recht zu haben enthielt immer eine gewisse Befriedigung … selbst wenn es sich um Katastrophen handelte.
     
    Die Maschinen haben mich hinter sich gelassen. Sie sind schneller. Der Schutzanzug ist trotz des gewichtsparenden Ablenkfeldes, das die vom Jupiter herunterkommende tödliche Strahlung abfängt, dick und träge wegen seiner schwerfälligen Isolierung. Außerdem sterbe ich. Ich kann die Wahrheit nicht länger leugnen. Es gibt Dinge, die einfach nicht in der untersten Schublade bleiben wollen: Sie drängen nach vorn, kehren immer wieder zurück, bis man sie endlich zur Kenntnis nimmt. Es ist nicht die Strahlung. Davor bin ich sicher. Aber das Schicksal hat mir aussichtslose Karten gegeben, und ich habe keine andere Wahl, als sie zu spielen.
    Wer war es noch, der gesagt hat: „Der Tod ist die endgültige Gleichung?“
    Ich bin dankbar, daß die Ausrüstung, die Johns mir besorgt hat, noch funktioniert. Natürlich, er wollte nicht, daß ich ging. Für Johns waren die Einöde des Mondes und die verwitterten Täler des Mars vollauf genug. Er sah in dem unvollkommenen Transportsystem keinen beschränkenden Faktor für das Vordringen der Menschheit nach außerhalb. Er war mit dem freien Zugang zum inneren Sonnensystem zufrieden.
    Ich hatte nicht mit ihm gestritten und er nicht mit mir. Es war leicht, sich in eine Schicht von Abbaumaschinen hineinzuschmuggeln, die nach Io zurückgebracht wurden. Und jetzt, zwanzig Minuten und zwölf Sekunden, nachdem ich die automatische Kammer betreten habe, bin ich Millionen von Kilometern weit weg von Zuhause. Vielleicht wird mein beständiger Wahnsinn noch etwas mehr beweisen als nur, daß ich einfach sterblich bin.
    Am Horizont explodiert ein Vulkan, schleudert eine breite Fontäne von glühendem Magma in den schwarzen Himmel. Herabstürzende Lavabomben zerplatzen überall in der orangefarbenen Wüste, und Staubwolken wirbeln auf. Zu meiner Rechten ist die Bodenkruste aufgebrochen, und sie hebt und senkt sich. Weiße Dämpfe sprudeln aus den Spalten. Die Hölle selbst könnte nicht lebendiger oder unirdischer sein als dies hier.
     
    Es ist nicht neu. Maschinen haben uns die Bilder, die Farben, die Geräusche und selbst die Gerüche von Io zugeschickt. Wir haben die Erdbeben beobachtet, wir haben gesehen, wie die Hochdruckvulkane in den luftlosen Himmel donnerten und wie der zerstörerische Regen auf die Landschaft fiel. Die Menschen sind keine Fremden auf Io. Aber ich bin das erste menschliche Wesen, das tatsächlich den Fuß auf den ausgewalzten Schwefelbelag setzt, die zur Hades-Grube 1 führt, wo die Transporttanks mit flüssigem Schwefel zur Transmission nach Titan beladen werden.
    Ich laufe weiter und versuche, meinen Zeitplan einzuhalten. Ein nagender Schmerz hat meinen Magen ergriffen. Die Wirkung der Medikamente läßt nach. Ich versuche, die beißenden Krämpfe zu ignorieren, und jetzt weiß ich, daß ich vor der Abreise nicht mehr hätte essen sollen, aber das ist so eine hartnäckige Gewohnheit.
    Ein automatischer Lastwagen rast vorbei, offenbar in einer dringenden Mission unterwegs zur Mine. Ich gehe ihm aus dem Weg. Der gelbe Staub, den er aufgewirbelt hat, legt sich auf das dicke Kunststoffmaterial meiner Sichtscheibe, bleibt dort kleben und behindert meine Sicht. Wie viele Probleme werde ich noch haben, bevor ich mich ausruhen kann?
    Ich sinniere über die Ironie der Fairneß, während ich mich vorwärts kämpfe. Nur noch fünf Kilometer. In der Ferne kann ich bald die Station erkennen. Der Schutzanzug wird die Strahlung so lange von mir abhalten, daß ich die Kammer erreichen kann, falls ich mich auf dem unebenen Boden nicht verletze und stürze, um schließlich zu verschmoren wie ein Braten, den man zu lange im Mikrowellenherd
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