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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3
Autoren: Hans J. Alpers
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berührte sie am Arm, aber sie schien seine Hand nicht zu bemerken. Sie bat höflich um Entschuldigung, aber sie habe eine ganze Flasche synthetischen Gin getrunken, und obwohl inzwischen einige Zeit vergangen sei, sei sie trotzdem noch ein bißchen knülle, immer noch ziemlich zu. Eine Minute später aber stand sie wieder auf und lächelte ihm mit roten Lippen ein wenig verrückt zu. Er fragte, ob er sie küssen dürfe. Ausgeklinkt, meinte sie und verließ den Raum. Er holte sie ein, um zu fragen, was sie damit gemeint habe. Sie sagte, betu dich nicht. Er kam zu dem Entschluß, daß er die Kommunikationsversuche am besten aufgeben würde, und packte sie deshalb von hinten. Er fühlte dabei ihre winzige Brust unter dem Samt ihres Kleids. Sie wand sich aus seinem Griff; sagte, das kannst du dir abschminken, alter Macker. Spielt sich nichts ab, du Chauvi, sagte sie. Sie verließ auch diesen Raum, ein unbenutztes Arbeitszimmer. Glücklicherweise hatte das Haus viele Zimmer, und er hatte Geduld. Ständig strich sie sich ihr braunes Haar mit der flachen Hand glatt und sah ihn von der Seite an. Schließlich sprach sie wieder mit der leisen anderen Stimme. Einmal hab’ ich’s probiert, und das war nicht das Gelbe vom Ei, das kannst du singen. Ich will das nie mehr machen, auch nicht, wenn ich verheiratet bin. Ich will nur so ein bißchen rumspielen, knutschen, schmusen, nichts Härteres. Gell, du probierst es nicht noch einmal? Er nahm ihre Hand, ihr ganzer Schmuck glitt an ihrem Arm herab, und sagte ihr, daß er es versuchen müsse, daß er nicht aufhören wolle, daß er darauf achten würde, damit es ihr nicht weh tat. Mit noch leiserer Stimme als vorher fragte sie ihn, warum er so sicher sein könne? Er sagte, ja, da sei er sicher. Fast schien sie nachzugeben, entzog sich ihm dann aber doch. Nein, ich kann nicht. Sieh mal, ich bin nicht der Knaller, als der ich mich verkaufe, ich hatte dich nur hier drin gefangen. Kapierst du das nicht, ich kann das nicht, ich kann mir mich dabei einfach nicht vorstellen. Ich möchte nicht über mich selbst nachdenken, wie es ist, wenn es vorbei ist, ich möchte mich nicht mein ganzes Leben daran erinnern, daß ich es mit dir gemacht habe, an diesem Tag, in diesem Zimmer, in diesem Haus – sie brachte den Satz nicht zu Ende und fing an zu weinen. Er nahm sie in die Arme. Die Zeit verstrich, und mit der Zeit hatte er ein gutes Verhältnis. Er wartete. Schließlich sagte sie, scheiß drauf, machen wir’s trotzdem. Er fragte sie nicht nach dem Grund.
    Als der Sämann der Vergangenheit müde wurde, machte er eine verdiente Pause, kühlte sich seine Füße im Zeitenstrom und dachte über die Kinder nach, die er in den verschiedenen Zeiten hinter sich gelassen hatte. Spuren von ihm durch die Jahrhunderte. Die scheußliche Sämannase im Gesicht eines trojanischen Kriegers, seine hohe Stirn bei einer Anzahl ägyptischer Schönheiten. Es war eine Freude, sich über die Implikationen Gedanken zu machen. Der Zeitreisedienst konnte ihm leicht die Lizenz entziehen, wenn er einmal tüchtig genug werden sollte, seine Bestimmungen durchzusetzen. Vielleicht hatte er sein Erbe unzähligen Generationen von Menschen hinterlassen. Und niemals, selbst als der Sand des alten Testaments zwischen seinen Zehen rann, hörte er auf den Rat Onans. Der Sämann brüllte vor Lachen und schickte Flutwellen den Gezeitenstrom hinauf und hinunter. Jetzt kann er irgendwo in der Zeit sein, umar me ihn, wenn du auf ihn triffst.

 
Charles Platt & Barrington J. Bayley Vorgeschmack aufs Nachleben
A TASTE OF THE AFTERLIFE
     
    Die unterirdischen Korridore waren so nackt und kalt, wie man es von den Korridoren einer Regierungseinrichtung zu Kriegszeiten im Dezember erwarten konnte. Die eisige Feuchtigkeit schien meine Beine heraufzukriechen; unser Atem trieb in gefrorenen Schwaden hinter uns; die Schritte hallten zwischen den schweren, ungestrichenen Betonwänden, -böden und -decken wider.
    Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wohin ich ging oder wen ich treffen sollte. Mir war so wenig wie möglich gesagt worden. Geheimhaltung war jetzt, mehr als jemals zuvor, zu einem beinahe automatischen Reflex geworden.
    Ich wußte, daß mein Auftrag innerhalb der Kriegsvorbereitungen eine wichtige Rolle spielte; um welchen Krieg es sich handelte – den euro-polaren, afro-amerikanischen oder indo-asiatischen –, war mir allerdings unklar. Momentan war der Anteil Englands an allen dreien unbestimmt. Noch lagen die Nationen sich in
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