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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2
Autoren: H. J. Alpers
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ernsthaft am Frieden interessiert wie wir. Wir müssen lediglich genügend Druck auf unsere Regierungen ausüben, und vielleicht haben wir in hundert Jahren die totale Abrüstung.
    Frage: Sehen Sie für die Zukunft die Möglichkeit eines echten moralischen Fortschrittes?
    Simak: Ja doch, wie ich Ihnen bereits sagte: Wir verbrennen heute kaum noch Hexen!
    Frage: Wir verbrennen keine Ketzer mehr, aber wir lassen sie Buße tun.
    Simak: Richtig, aber doch nicht mehr in dem starken Maße wie früher. Jemanden auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, ist ein kaum zu überbietender Gewaltakt. Einige dieser Leute, die in Ungnade fallen und büßen müssen, werden schließlich doch erlöst. Oppenheimer zum Beispiel war wie nie zuvor einer in Ungnade gefallen. Man hatte ihn praktisch aus der menschlichen Rasse ausgestoßen – und dreißig Jahre später wurde er als großer Amerikaner geehrt.
    Frage: Kehren wir zu den Außerirdischen zurück. Handelt es sich bei der Vorstellung von moralischem Fortschritt nicht um einen Anthropomorphismus? Wir übertragen doch unser eigenes Wertsystem.
    Simak: Selbstverständlich wenden wir unsere eigenen Kategorien an, weil sie auf uns zugeschnitten sind. Unsere Moralvorstellungen könnten sicherlich von denen eines Außerirdischen abweichen. Es kann viel besser oder aber auch viel schlechter sein als unseres. Wäre es nicht möglich, von beiden das Beste zu nehmen, um zu einem gegenseitigen Verständnis zwischen einer fremden Rasse und uns Menschen zu gelangen?
    Frage: Wenn Sie über einen Angehörigen einer fremden Rasse schreiben, dessen Denkvorgänge völlig anders strukturiert sind als die eines Menschen – wie stellen Sie das in unserem Begriffssystem dar, damit der Leser weiß, was gemeint ist?
    Simak: Da liegt das Problem. Eigentlich kann weder ich noch irgendein anderer Autor dieses Problem lösen. Wir können nur in menschlichen Begriffen denken. Wir versuchen eben, menschliche Vorstellungen mit fremdartigen, verzerrten Gebilden zu verknüpfen. Sie erscheinen uns fremdartig, sind aber allesamt menschliche Gedankengebilde, die einem wie aus einem Hohlspiegel entgegenblicken. Sie haben keine Ahnung, über wie viele Jahre hinweg ich versucht habe, ein wirklich fremdartiges Lebewesen zu entwerfen. Es ist mir niemals gelungen. Terry Carr ist der Lösung des Problems in seiner Kurzgeschichte „The Dance of Changer and the Three“ („Der Tanz der Mutanten“) sehr nahe gekommen, aber ganz hat er es eben doch nicht geschafft. Ich glaube, daß es nahezu unmöglich ist.
    Frage: Was ist Ihrer Meinung nach Ihr erfolgreichster Versuch?
    Simak: Um diese Frage beantworten zu können, müßte ich mich erst mal hinsetzen, in Ruhe etwa eine halbe Stunde lang überlegen und anschließend alle meine Geschichten durchforsten.
    Frage: Was hat Sie dazu bewogen, traditionelle Fantasy-Elemente im Science-fiction-Zusammenhang einzusetzen?
    Simak: Warum sollte beides nicht miteinander verbunden werden? Science-fiction ist letztlich eine falsche Bezeichnung für das, was unter diesem Begriff verkauft wird, aber es ist nun zu spät für etwas Passenderes. Es handelt sich nämlich eigentlich gar nicht um Science-fiction, sondern um Fantasy, genaugenommen um wissenschaftliche Fantasy. Wir SF-Autoren bewegen uns in dem weiten Feld der Fantasy, und ganz gleich, ob eine Geschichte einen wissenschaftlichen, technologischen, mythologischen oder irgendwie anders gearteten Anstrich erhält – sie bleibt letztlich immer der Fantasy verhaftet. Sie läßt das Unbekannte erstehen und erzählt uns davon.
    Frage: Sollte sich eine solche Literatur an die Regeln der Empirie halten?
    Jeder weiß, daß Drachen nicht existieren, dennoch finden sie sich in einigen Ihrer literarischen Entwürfe.
    Simak: Wer, zum Donnerwetter, will so etwas zur Regel erheben? Ich frage Sie, sind das Herausgeber oder Kritiker, die feist hinter ihren Schreibtischen sitzen, oder ist es ein Autor, der in der Öffentlichkeit seine eigenen Normen zur Allgemeingültigkeit erheben will? Wenn man Fantasy und Science-fiction miteinander kombiniert, was soll man dann mit solchen Regeln? Ich habe freilich für die Verbindung von Elementen aus beiden Gattungen Kritik schlucken müssen, aber ich habe mich nicht um sie geschert. Ich bin zwar seit einiger Zeit von diesem Konzept abgekommen, aber irgendwann einmal werde ich mal wieder so etwas machen. Es bereitet mir einfach Vergnügen. Ich sehe überhaupt nicht ein, warum man eine starre Trennungslinie zwischen
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