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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Tasche auf. Ihr Inhalt interessierte ihn am meisten. Er hoffte eine Spur zu finden, irgendeine Fährte, die geradeswegs izu dem satanischen Mörder führte. Doch seine Hoffnung sank ziemlich rasch. Alles, was er fand, war kosmetischer Kleinkram, wie ihn jede Frau mit sich herumschleppt: ein Lippenstift, eine Puderdose, ein Manikureetui und ein Fläschchen Parfüm. Dann noch ein Taschentuch, ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug. Aber kein Brief, kein Paß, kein Ausweis. Überhaupt keinerlei Schriftstücke. Auch kein Geld. Nicht die kleinste Münze!
    „Raubmord“, murmelte Inspektor Holly leise. „Also auch diesmal Raubmord! Mich wundert nur, daß der Täter die kostbaren Ringe nicht mitgenommen hat. Wahrscheinlich ist er zu vorsichtig. Er will sich mit den Schmuckstücken seiner Opfer nicht belasten und nimmt nur das Bargeld an sich.“
    Inspektor Holly wollte die Tasche schon aus der Hand legen, da machte er plötzlich im Innenfutter einen außerordentlich wichtigen Fund. Er entdeckte, halb verborgen zwischen Seide und Wildleder, eine Garderobenmarke der Pinguinbar, eines berüchtigten Hafenlokals, das seit einem halben Jahr seine Pforten am Heston Grove in Aberdeen geöffnet hielt. Die Marke trug das Datum des gestrigen Tages.
    „Das ist die Spur, die ich brauche“, rief der Inspektor triumphierend. „Auf einen solchen Fingerzeig habe ich lange gewartet. Kommen Sie, Ossian! Wir wollen das Eisen schmieden, solange es noch heiß ist. Das hier können die anderen allein erledigen.“
    Konstabler Ossian folgte seinem Vorgesetzten mit brennendem Eifer. „Wohin, Sir?“ fragte er gespannt, als sie ein paar Minuten später in den blauen Dienstwagen stiegen. „Sicher fahren wir sofort in die Pinguinbar, nicht wahr?“ „No“, sagte Inspektor Holly trocken und deutete auf die Filmkassette, die er den Photographen abgenommen hatte. „Erst brauchen wir ein Bild der Toten. Wenn wir Glück haben, ist es in zwanzig Minuten fertig.“
    Sie bekamen zwei gutgelungene Abzüge bereits nach einer Viertelstunde. Das bleiche Gesicht der Unbekannten wirkte weder entstellt noch verzerrt. Sie sah aus, als ob sie schliefe. Die Beamten im Präsidium hatte ihr die Augen geschlossen und die nassen Haarsträhnen zurückgekämmt. So war ein Bild entstanden, das nirgends Befremden oder gar Entsetzen auslösen konnte.
    „All right!“ murmelte Inspektor Holly befriedigt. „Nun fahren wir in die Pinguinbar, Konstabler. Irgend jemand dort wird die Tote sicher kennen. Glauben Sie nicht auch?“
    Konstabler Ossian starrte ungeduldig durch die Windschutzscheibe. Ihm war zumute wie einem Spürhund, der endlich auf eine frische Fährte gesetzt ist. In heißer Erregung fieberte er den kommenden Ereignissen entgegen. Nun endlich konnte auch er einmal zeigen, was in ihm steckte! Und er war fest entschlossen, seine ganze Geschicklichkeit und Intelligenz unter Beweis zu stellen. Am Heston Grove, zwischen schwarzen Mauern und farbigen Anschlagsäulen, stellte Inspektor Holly seinen Wagen ab. Zur Linken lag die Pinguinbar. Sie war in einem Gebäude untergebracht, das schon die Zeiten der Stuarts erlebt haben mußte. Die Mauern waren brüchig von Wind und Regen; die Fensterläden hatten längst ihre letzte Farbe verloren. Durch die bunten Vorhänge der zahlreichen Fenster fiel matter Lichtschein. Man hörte gedämpfte Musikklänge und ab und zu das schrille Kichern eines ausgelassenen Frauenzimmers.
    „Daß diese Unbekannte kein anderes Lokal gefunden hat“, murmelte Konstabler Ossian kopfschüttelnd. „Ihrer Erscheinung nach hätte sie doch viel eher in das Cafe Bristol gehört. Was hatte sie denn hier zwischen Schleppern und Hafenmädchen zu suchen?“
    „Vielleicht wollte sie ‘was erleben“, meinte Inspektor Holly wortkarg. „Manche Frauen glauben ständig, sie würden was versäumen. Und wenn sie dann endlich das große Abenteuer gefunden haben, so erweist es sich als weniger wert, denn der Dreck auf den Straßen.“
    Sie traten in das schummerige Lokal und verzogen gequält die Gesichter, als ihnen der Musikautomat die sentimentalsten Schnulzen entgegenplärrte. Über der Theke hing ein ausgestopfter Pinguin, der vor lauter Qualm kaum zu erkennen war. In den Polsternischen drängten sich junge Pärchen und lüsterne Lebemänner. Dazwischen Strichmädchen und Abstauber beiderlei Geschlechts.
    „Pfui Teufel“, sagte Konstabler Ossian mit ehrlichem Abscheu. „Hier möchte ich noch nicht ‘mal einen Schoppen trinken.“
    „Sie
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