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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle
Autoren: Gil McNeil
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quasselt er, und wenn du Leute nicht unterbrichst in ihrem Quasselstrom, kann es ewig dauern, bis sie wieder zu sich kommen. Als Ellen gerade die nationale Gesundheit als Thema der Woche beim Wickel hatte, hat uns mal eine Frau in einem Pastaladen beinahe eine halbe Stunde lang detailliert die Knieoperation ihres Dads beschrieben.
    Letztendlich blieb mir nichts anderes übrig, als unsere Notfalltechnik anzuwenden und Ellen heimlich eine SMS zu schicken, so dass sie vorgeben konnte, umgehend zurück ins Studio zu müssen.
    Betäubender Krach ertönt von oben, und mein mütterlicher Radar, der Wände und Stockwerke durchdringen kann, ortet, dass meine reizenden Kleinen mein Bett als Trampolin benutzen und einer gerade die Landebahn verpasst hatte.
    »Ich glaube, ich gehe lieber mal nach oben, bevor sie sich etwas brechen.«
    »Ich komme mit, Darling. Und George, wenn es wirklich keine Umstände macht, wenn Sie zu Starbucks fahren, hätte ich gern einen Cappuccino mit einem Extraschuss Magermilch und einen Bananenmuffin, und Jo, du eine Karamell Macchiato, Darling?«
    »Ja, gern.«
    »Und wenn Sie schon da sind, kaufen Sie doch ein paar Muffins mehr, was sie halt so haben. Vielen lieben Dank, Sie sind ein echter Schatz.«
    Wenn sie ihn jetzt küsst, und Ellen verteilt nur zu gern Küsschen, manchmal sogar an völlig Fremde, kriegt George bestimmt einen Herzschlag. Aber Gott sei Dank entscheidet sie sich stattdessen für ein weiteres Strahlelächeln, und er wird noch eine Schattierung röter. Ich hoffe sehr, dass mein Umzugschef nicht in Ohnmacht fällt oder so, weil ich darauf ehrlich gesagt gut verzichten könnte. Der Rest des Teams – ein sehr dünner erfahrener Teenager namens Kevin, der ungefähr wie zwölf aussieht und beinahe alle schweren Stücke transportiert, ohne seine gegelte Frisur zu beschädigen, und ein älterer Mann namens Bomber, der nicht viel sagt, aber ziemlich viel grinst – steht wie festgenagelt in der Wohnzimmertür und beobachtet George, nimmt aber umgehend die Arbeit wieder auf, als er schließlich aus seinem Tagtraum auftaucht.
    »Also, dann woll’n wir mal. Kevin, du schließt die Rücktür des Transporters, und zwar dalli, wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit. Die Lady möchte einen Kaffee.«
    George geht zur Haustür und murmelt Magermilch, Extraschuss, Banane, als Bomber vortritt.
    »Ich mag diese Muffins nicht, Chef, schmecken alle nach nichts.«
    »Ehrlich, Bomber? Gut zu wissen. Aber zufällig hatte ich auch nicht vor, dir welche zu kaufen, also steig in den Wagen und hör auf zu mosern.«
    Ellen geht die Treppe hinauf, und ich folge ihr. Ich kann mich immer wieder nur wundern, wie jemand mit einem so kleinen Hinterteil einen so großen Einfluss auf Menschen hat. Ich weiß aus bitterer Erfahrung, dass, wenn ich versucht hätte, George mit einer Zwanzigpfundnote zu Starbucks zu schicken, er mir wahrscheinlich erklärt hätte, ich könne es vergessen, oder für Stunden verschwunden wäre und mir Überstunden berechnet hätte. Jedenfalls wäre er bestimmt nicht wie der Blitz losgeprescht unter Absingen seines Magermilch-Extraschuss-Bananen-Mantras. Und obwohl ich weiß, dass Ellen mit ihrem Privattrainer Errol Ewigkeiten im Fitnessstudio zubringt und ein Vermögen für Massagen und Gesichtsbehandlungen und Foliensträhnen und was weiß ich noch ausgibt, finde ich es verdammt ungerecht, dass es bei ihr absolut natürlich und mühelos wirkt und sie ungefähr zehn Jahre jünger aussieht als ich, obwohl sie zwei Jahre älter ist. Es ist ein echtes Ärgernis, und sie gehört definitiv zu den Frauen, denen man einen Tritt gegens Schienbein verpassen möchte, wäre sie nicht deine beste Freundin.
    Ellen ist diejenige, die ich bei einer Krise zuerst anrufe, und sie simst mir unanständige Witze oder den neuesten Klatsch aus dem Studio, manchmal sogar, wenn sie auf Sendung ist und gerade Sportnachrichten oder das Wetter laufen. Es war Ellen, die ich in der Nacht anrief, als Nick von einem weiteren sechswöchigen Einsatz in Jerusalem nach Hause kam, um mir mitzuteilen, dass er den Job als Auslandskorrespondent gekriegt hat. Er hätte eigentlich schon am Valentinstag zurück sein sollen, aber er kam zwei Tage später und konnte mir auch nur schnell das Gröbste mitteilen, bevor er mit den Jungs nach oben verschwand, um ihnen eine Gutenachtgeschichte vorzulesen. Also simste ich ihr und räumte die Küche auf. Sie zogen immer schon die Aufmerksamkeit auf sich, Ellen und Nick, von Anfang
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