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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman
Autoren: Deborah Reed
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verlassen hat, und jetzt willst du mir dein Glück – mit einer Frau, die noch dazu einem anderen gehört – unter die Nase halten?«
    Detour peitscht mit dem Schwanz, steht aber nicht auf.
    Calder legt eine Hand auf ihre Schulter. »Es tut mir leid. Es tut mir leid, was zwischen dir und Owen vorgefallen ist. Ich kann mir ein Leben ohne Sidsel nicht vorstellen, und ich wollte nur …«
    Sie schlägt seine Hand weg. »Soll das ein
Scherz
sein? Sie ist
verheiratet
, Calder! Ich glaube allmählich, die Welt besteht nur aus Lug und Trug.«
    »Das verstehst du nicht. Ich kenne sie schon seit Langem.«
    »Und was genau soll das bedeuten? Wollt ihr beide einen Rekord aufstellen? Mal sehen, wie lange es dauert, bis es jemand rausfindet oder besser noch abhaut und einen verdammten Zettel dalässt?«
    »Es tut mir leid. Das war eine Schnapsidee.«
    »Meinst du?«
    »Warte mal!« Er fängt ihren Blick auf, und sie wendet sich rasch ab.
    »Was für einen Zettel?«
    Sie beißt sich auf die Unterlippe und konzentriert den Blick auf ein Reihernest auf der anderen Seite des Sees.
    »Er hat dir einen
Zettel
hinterlassen? Du meinst, statt sich von dir zu
verabschieden

    Es ist zu weit weg, um erkennen zu können, ob der Reiher drinhockt.
    »Er hat dir die Sache nicht persönlich erklärt?«
    Annie fängt seinen Blick auf. »Was gab es da zu erklären?«
    Calder ballt die Fäuste. Anscheinend will er mehr sagen, doch stattdessen sieht er kopfschüttelnd auf den See hinaus, dreht sich um und verlässt die Veranda.
    »
Was
erklären, Calder?«
    Doch er hat schon den Truck gestartet, dreht damit eine Runde in der kreisförmigen Auffahrt, und hinten drin rumpeln die Schaufeln und Harken. Ein Aufkleber auf seiner Stoßstange verkündet: MIT PFLANZENÖL BETRIEBEN. Frittengeruch erfüllt erneut die Luft.
    Von der Stereoanlage kommt: »
Say nightie-night and kiss me. Just hold me tight and tell me you’ll miss me.
«
    Er schaltet den Motor aus, der noch einmal kurz nachdieselt. Calder steigt aus und klettert auf die Ladefläche, von der er ein Brett als Rampe auf den Boden schiebt. Er springt hinunter und lädt einen Rasenmäher ab.
    »Was zum Teufel machst du da?«
    »Das ist ein Rasenmäher.«
    »Hör auf damit, Calder.«
    »Du hast Geburtstag«, sagt er.
    »Stell ihn wieder zurück. Ich will dich hier nicht haben. Ich will nicht, dass du das machst. Das Gras ist nass, Arschloch.«
    »Ich möchte etwas Nettes tun. Das nasse Gras ist meine Sache.«
    »Ein Scheiß ist deine Sache«, sagt sie.
    »Du solltest nicht allein sein.«
    »Darüber hättest du nachdenken sollen, bevor du dich entschieden hast, ihn zu decken.«
    »Annie, bitte.«
    »Er wäre vielleicht noch hier, wenn ich gewusst hätte, was gespielt wurde. Vielleicht hätte ich das beenden können.«
    Er zieht den Mäher an den Rand des Rasens. Das Gras ist höher als die Räder. Er starrt sie an, als wenn er sagen wollte, dassniemand es hätte verhindern können. »Die ganze Sache hat mich völlig fertiggemacht«, sagt er. »Ein Wunder, dass ich nüchtern hier stehe.« Er hebt die größeren Äste auf und wirft sie in die Auffahrt.
    »Na, zum Glück hast du ja eine Freundin. Praktisch, jemanden zu haben, wenn man einen Menschen braucht.«
    Er geht zum Rasenmäher zurück.
    »Wo ist er, Calder?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Keiner hat was von ihm gehört. Wo ist er?«
    »Vielleicht sagen die es nur nicht.« Er greift nach der Reißleine am Rasenmäher. Er hält sie zwischen den Fingern, ohne sie anzusehen. »Ich weiß es ehrlich nicht.« Er reißt an der Leine, und das Messer zerfetzt das hohe wuchernde Gras.
    Annie hebt die zerkratzte Fliegersonnenbrille vom Eichenstumpftischchen auf. War das ihre oder Owens? Sie setzt sie auf und lässt sich in den Adirondack-Stuhl fallen. Dem Wetter nach könnte es Frühling sein. Sonne und gemähtes Gras, das Geräusch eines Rasenmähers, der sich entfernt. Detour streckt sich zu ihren Füßen aus. Binnen Sekunden zucken seine Pfoten im Schlaf.
Er träumt vom Rennen
, sagte Owen immer.
Mit dir, am Strand
.

ZWEI
    Der Ozean da draußen wirkt wie ein schaumiger Cocktail. Am Küchentisch zupft Owen an seinem Ohr und seufzt, halb darauf gefasst, dass sein Atem weiß wird. Draußen sind es um die drei Grad, und es ist nahezu unmöglich, den offenen Wohnbereich eines Hauses zu heizen, das Mitte des letzten Jahrhunderts mit dem Betonfußboden, den hohen Decken und zugigen Glaswänden modern gewesen war.
    »Was ist denn?« Am anderen Ende des
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